Österreich

150 Millionen Euro für U-Bahn, die "nichts bringt"?

Heute Redaktion
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Die Mozart-Stadt Salzburg soll endlich auch eine U-Bahn bekommen, um das Verkehrschaos zu bändigen. Die geplante Strecke ist allerdings nur 700 Meter lang.

Unmittelbar neben dem weltberühmten Schloss Mirabell soll die erste Salzburger U-Bahnstation entstehen und so die Innenstadt mit dem Hauptbahnhof verbinden – auf einer Strecke von etwa 700 Metern.

Grünes Licht dafür gibt es laut "PULS4" seitens des Verkehrsministeriums. Minister Norbert Hofer (FPÖ) und Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) haben dazu im Rahmen des U-Bahn-Gipfels in Wien eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.

Demnach wird der Bund bis zu fünfzig Prozent der Kosten für die

Verlängerung der Salzburger Lokalbahn zuschießen. "Es ist ein wichtiger Schritt. Für sich allein genommen sind 700 Meter nicht so viel, aber die Option von dort aus dann weiterzufahren und Schritt für Schritt vorwärts zu kommen, mit einer unterirdischen Erschließung der Stadt und einer Attraktivierung des öffentlichen Nahverkehrs; das ist auch für uns ein unbedingtes Erfordernis angesichts der schwierigen Verkehrssituation", erklärt Haslauer in einem Interview mit dem TV-Sender.

"Ein Meilenstein"

"Stadt und Land arbeiten gemeinsam Hand in Hand mit den Umlandgemeinden an zukunftsfähigen Lösungen. Da geht jetzt was weiter", freut sich auch der frisch wiedergewählte Bürgermeister der Stadt Salzburg, Harald Preuner, der von einem "Meilenstein" spricht.

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Unterzeichnen die Absichtserklärung: Verkehrslandesrat Stefan Schnöll, Landeshauptmann Haslauer, Verkehrsminister Hofer, Bürgermeister Preuner. (Bild: BMVIT/Mike Ranz)

Das Problem: Die bisherigen Verkehrskonzepte konnten das Chaos auf den Straßen kaum bändigen. In keiner anderen Landeshauptstadt staut es so viel, wie in Salzburg. Durch die unterirdische Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Mirabellplatz erhofft sich die Stadtregierung eine Entlastung.

Bund, Land und Stadt rechnen mit Kosten von rund 150 Millionen Euro. Im Vergleich zeigt sich: In der Bundeshauptstadt kostet ein U-Bahn-Kilometer ähnlich viel.

"Hinausgeworfenes Geld"

Die Pendler sehen die U-Bahn-Pläne aber offenbar weniger optimistisch. "So viel Geld für 700 Meter U-Bahn finde ich schon ein bisschen sinnlos. Das könnte man bestimmt auch sinnvoller investieren", kommentiert eine junge Frau. Eine andere plädiert für einen Ausbau der Verbindungen ins Umland: "Ich wohne in einem kleinen Dorf im Pinzgau und bei mir fahren nur ganz selten Busse."

"Hinausgeworfenes Geld" findet auch Ex-Stadtbahnbeauftragte Willi Rehbauer, der in der Vergangenheit bereits mehrere Studien zu diesem Projekt in Auftrag gegeben hat: "Bei diesem Projekt wird an Fahrten überhaupt nichts eingespart und der Autoverkehr wird nach wie vor schön fröhlich die Stadt verstopfen". Und: Seiner Erfahrung nach, seien bei solchen Projekten mindestens noch einmal 50 Prozent der ursprünglichen Schätzung an Mehrkosten zu erwarten. Nachsatz: "Ohne, dass es was bringt..."

Ob die Salzburger Mini-U-Bahn wirklich den Verkehr beruhigen kann, wird sich wohl frühestens in zehn Jahren zeigen. Ab 2029 sollen die ersten Züge am Mirabellplatz einfahren. (rcp)