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150.000 Leute lassen sich gratis Handytarif entgehen

"Sozialhilfe" fürs Handy: 300.000 Personen hätten in Österreich Anspruch auf Sozialtarife, nur die Hälfte der Betroffenen nutzt diese aber auch.

Rene Findenig
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Die Hälfte der betroffenen Österreicher nutzt Sozialtarife, die andere verzichtet darauf.
Die Hälfte der betroffenen Österreicher nutzt Sozialtarife, die andere verzichtet darauf.
iStock

Österreich hat zwar im internationalen Vergleich moderate Handytarif-Preise, viele Familien ringen aber um jeden Cent. Sozial und gesundheitlich benachteiligte Personen profitieren allerdings in Österreich von staatlich subventionierten Begünstigungen. Dazu zählt nicht nur die Befreiung der Rundfunkgebühren (GIS), sondern sie ist auch die Grundlage für den Anspruch auf Sozialtarife fürs Handy oder die Befreiung der Rezeptgebühr in der Apotheke.

Eine Analyse von Österreichs größtem Mobilfunk-Vergleichsportal tarife.at zeigt, dass zum Jahreswechsel 293.503 Personen von der GIS befreit waren. "Sie alle hätten Anspruch auf den Zuschuss von bis zu zwölf Euro beziehungsweise Sozialtarife fürs Handy", so tarife.at. Nur rund die Hälfte davon, nämlich 148.775 Personen, macht davon aber auch tatsächlich Gebrauch. Dabei lassen sich alle diese Personen einen Tarif mit Gratis-Telefonie entgehen.

"Anspruch auf einen Sozialtarif für das Handy hat jeder, der von der GIS-Gebühr befreit ist. Während diese speziellen Angebote früher überschaubar waren, haben Konsumenten heute die Wahl aus einer Vielzahl an Optionen",

, sagt Maximilian Schirmer, Geschäftsführer von tarife.at. Die aktuellen Sozialtarife drehen sich um die ganz normalen Standardtarife der Anbieter, wobei der Staat zehn bis zwölf Euro zuschießt. "33,87 Prozent der Konsumenten mit Anspruch auf einen Sozialtarif würden damit vollkommen kostenlos telefonieren und surfen. Weitere 32,17 Prozent müssten monatlich nur mehr maximal zehn Euro zuschießen", so Schirmer.

Kurios: 14,6 Prozent der GIS-befreiten Nutzer interessieren sich für einen meist sehr teuren 5G-Premium-Tarif, bei Nicht-Betroffenen sind es dagegen nur ganz knapp über vier Prozent. Schirmer empfiehlt, "nicht zu viel in den Sozialtarif hineinpacken" zu wollen und stattdessen mehrere Möglichkeiten auszuloten. "Wenn es nämlich keinen Sozialtarif mit dem gesuchten Minuten- oder Daten-Kontingent gibt, wird ein regulärer Tarif schlagend, im Rahmen dessen die zusätzlichen Einheiten teuer werden könnten", so der Experte.

"Während ein passende Sozialangebot etwa 1.000 Minuten kostenlos enthält, könnten für einen Zuschlag von 500 Minuten gleich 15 Euro verrechnet werden, wenn kein Sozialtarif so viele Minuten vorsieht"

, warnt der tarife.at-Geschäftsführer, auf dessen Plattform man gezielt auch nach Sozialtarifen suchen kann. "Hier sind insbesondere spusu, HELP Mobile, Magenta und bob günstig. Aber auch A1 und Drei haben Vereinbarungen mit dem Ministerium und bieten Sozialtarife an. Damit diese gegengerechnet werden können, dürfen sie nicht weniger als zehn bis zwölf Euro im Monat kosten. Dementsprechend liegen die Angebote geringfügig darüber", so Schrmer.

Voraussetzung für die "Zuschussleistung zum Fernsprechentgelt" ist die GIS-Befreiung. "Diese kann direkt der bei der GIS oder unter www.gis.at sowie auf jedem Magistratischen Bezirksamt, Gemeindeamt oder jeder Raiffeisen-Filiale gestellt werden", so der Experte. Der Anspruch hänge vom Nettoeinkommen des Haushalts ab. Pro Haushalt darf allerdings immer nur eine Person den Sozialtarif geltend machen.

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    AFP
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