Österreich

159 Wiener Straßennamen "historisch kritisch"

Heute Redaktion
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Die Wiener Historikerkommission zur Untersuchung bedenklicher Wiener Straßennamen hat am Mittwoch ihren Endbericht vorgelegt. Im Auftrag der Stadt Wien wurden 4.379 personenbezogene Verkehrsflächen unter die Lupe genommen. 159 Straßennamen sind als "historisch kritisch" einzustufen.

Die Wiener Historikerkommission zur hat am Mittwoch ihren Endbericht vorgelegt. Im Auftrag der Stadt Wien wurden 4.379 personenbezogene Verkehrsflächen unter die Lupe genommen. 159 Straßennamen sind als "historisch kritisch" einzustufen.

"Es wurden Namensgeber von Verkehrsflächen erforscht, die antisemitische Einstellungen bzw. andere gruppenbezogenen menschenfeindlichen Vorurteile wie Antisemitismus vertreten haben bzw. dem Nationalsozialismus politisch nahe gekommen sind", erläuterte Studienleiter Oliver Rathkolb das Ergebnis.

Von Dusika bis Raab

Seit 2011 untersuchte eine Historikerkommission kritische Straßennamen und teilte diese in drei Kategorien. Kategorie A beschreibt Fälle mit intensivem Diskussionsbedarf, Kategorie B Fälle mit Diskussionsbedarf und Kategorie C Fälle mit "demokratiepolitisch relevanten biographischen Lücken".

Unter den gelisteten Persönlichkeiten finden sich etwa Politiker wie Julius Raab, Karl Renner oder Ignaz Seipel, Künstler wie Herbert von Karajan, Richard Strauss oder Roland Rainer, der Radsportler Franz "Ferry" Dusika oder der Autobauer Ferdinand Porsche. Bei 28 der 159 Personen handle es sich um eine "Schlüsselgruppe, wo man nicht zur Tagesordnung übergehen sollte", betonte Rathkolb.

"Jede Stadt hat dunkle wie helle Seiten"

"Die Auseinandersetzung mit den Straßennamen ist ein wichtiger Teil der aktiven Erinnerungskultur der Stadt", betonte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Wien ist europaweit die einzige Millionenstadt, die eine systematische Aufarbeitung ihrer Straßennamen vorgenommen hat."

Umbenennungen und Diskussionen wie zuletzt beim sollen jedoch die Ausnahme bleiben. Denn: "Jede Stadt hat ihre Geschichte. Es geht darum, die Geschichte zu thematisieren, die dunklen wie die hellen Seiten", sagte Mailath.

Unklarheiten werden aufgearbeitet

Den Bericht der Historikerkommission nimmt Wien zum Anlass, Kriterien für die Benennung von Verkehrsflächen zu überdenken und einen Katalog mit Empfehlungen zu erarbeiten. Ein diesbezüglicher Antrag wurde im letzten Gemeinderat eingebracht und von allen Parteien einstimmig angenommen.

Straßennamen sollen sich künftig durch Erkennbarkeit, Unterscheidbarkeit, Kürze und Wien-Bezug auszeichnen. Häufig kommen Zusatztafeln zum Einsatz, aber auch künstlerische Interventionen finden sich im Stadtbild.

Des Weiteren sollen ausführliche Informationen im Online-Lexikon der Wiener Straßennamen Eingang finden. Bei der Prüfung der Straßennamen fiel auf, dass von zahlreichen, für die Republik wichtigen Politikern keine ausreichende Biographie vorliegt.