Österreich

16-Jährigen erstochen: "War in Opfer verliebt"

Heute Redaktion
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Ein 18-jähriger Schüler hat sich am Mittwoch vor einem Geschworenensenat im Landesgericht Ried im Innkreis in Oberösterreich verantworten müssen. Er soll im November - damals war er 17 - in Braunau in Oberösterreich seinen 16-jährigen Schulfreund mit zahlreichen Messerstichen getötet haben.

Der Angeklagte hat sich nach der Verlesung der Anklage schuldig bekannt. "Ich glaube aber nicht, dass ich so gefährlich bin, wie es im Gutachten steht", meinte der Bursch. Aufgrund der Expertise will die Staatsanwaltschaft eine Einweisung in eine Anstalt. Der Verteidiger stellte die Tat als erweiterten Selbstmordversuch dar. Das schilderte auch der Angeklagte so. Aber: "Irgendetwas ist schiefgegangen", so der 18-Jährige.

War in Opfer verliebt

Er habe seinem Freund mehrere Monate vor der Tat mitgeteilt, dass er in ihn verliebt sei, schilderte der Angeklagte. "Er hat gesagt, dass er nicht so empfindet, aber dass das nichts an unserer Freundschaft ändert. Ich war sehr froh, dass er so offen war." Später habe sich der andere aber zurückgezogen. Daher habe er beschlossen, ihn mit in den Tod zu nehmen, sagte der 18-Jährige in seiner entgegen den Erwartungen öffentlichen Einvernahme.

Er habe vorgehabt, ihn mit einem Hammer bewusstlos zu schlagen, dann mit einem Seil zu erwürgen und sich selbst an einer Klimmstange aufzuhängen, gestand der Schüler stockend, aber gefasst. Als Reserve, "falls es nicht klappt", habe er ein Messer gehabt.

Hammerschläge wirkungslos

Die Hammerschläge hätten zunächst nichts bewirkt. Dann seien seine Erinnerungen nur mehr bruchstückhaft. "Ich habe ihn festgehalten und selbst die Augen zugemacht", sagte er zu den 25 bis 30 Messerstichen, mit denen das Opfer getötet wurde. "Für mich ist das so schlimm, dass das alles passiert ist, dass ich mich eigentlich gar nicht erinnern möchte."

Dem Jugendlichen drohen bei einem Schuldspruch bis zu 15 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft hat im Vorfeld angekündigt, neben der Bestrafung eine Einweisung des 18-Jährigen in eine Anstalt zu beantragen. Der Verteidiger will das bekämpfen, wie er vor der Verhandlung sagte.

Er plant den psychiatrischen Gutachter mit zahlreichen Fragen traktieren: Die Persönlichkeitsstörung seines Mandanten sei viel zu sehr in den Vordergrund gerückt worden, seine Depressionen hingegen zu wenig. "Wenn man ihn konsequent medizinisch behandelt hätte, wäre das nicht passiert."

Angeklagter war beireits wegen Depressionen in Behandlung

Der Bursch sei mit 15 Jahren einige Monate in stationärer Behandlung gewesen und seither laufend ambulant bzw. auch teilweise erneut stationär. Grund seien immer die Depressionen des Schülers gewesen. Darauf will sich der Anwalt bei seiner Verteidigung stützen.

Die beiden Burschen hatten am Abend des 20. November 2011 gemeinsam gelernt. Sie waren dabei allein in der Wohnung der Großmutter des Beschuldigten. Der 17-Jährige soll den anderen mit zwei größeren Messern und einem Hammer attackiert, niedergeschlagen und ihm dann 20 bis 30 Stich- und Schnittverletzungen am gesamten Körper zugefügt haben. Dann versuchte er, sich selbst das Leben zu nehmen. Um 19.30 Uhr rief der 17-Jährige die Polizei, weil er sich verletzt habe. Die Beamten fanden in der Wohnung die blutüberströmte Leiche des Opfers.