Wirtschaft

17 Prozent Abwanderung: Betriebe verlassen Wien

Österreichs Wirtschaft brummt. Doch Wien hat immer weniger davon. Der Grund: Eine wachsende Zahl an Unternehmen wandert ab.

Heute Redaktion
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Stefan Ehrlich-Adám, Wirtschaftskammer Wien: Schlumberger ist einer der prominentesten Wien-Flüchtlinge der vergangenen Jahre.
Stefan Ehrlich-Adám, Wirtschaftskammer Wien: Schlumberger ist einer der prominentesten Wien-Flüchtlinge der vergangenen Jahre.
Bild: Picturedesk, Florian Wieser

Eine alle zwei Jahre von der Wirtschaftskammer in den Wiener Industriebetrieben durchgeführte Befragung zum Standort liefert alarmierende Ergebnisse: 17 Prozent der Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Betriebsteile aus der Bundeshauptstadt an andere Standorte verlegt. Weitere zehn Prozent können sich vorstellen, das in den kommenden Jahren zu tun.

Vor allem die Produktion wird verlagert

"Besonders bitter ist, dass 70 Prozent angeben, vor allem Produktionsbereiche zu verlagern", bedauert Stefan Ehrlich-Adám, Obmann der Sparte Industrie. "Damit verlassen viele Arbeitskräfte Wien und auch die Zugkraft für indirekte Arbeitsplätze geht verloren."

Niederösterreich beliebtester Alternativstandort

Die Standortverlagerungen sind meisten nicht in die Ferne: Der Großteil, nämlich knapp 60 Prozent, bleibt in Österreich. Mit Abstand beliebtester Ort für Standortverlagerungen ist Niederösterreich. Es kommen zwar internationale Firmen nach Wien, allerdings keine industrielle Produktion.

Kosten und Bürokratie als Hauptärgernis

Hauptkritikpunkte an Wien sind laut "Standortbefragung 2018" die hohen Lohnkosten, die von 60 Prozent kritisiert werden. Dahinter folgen "übersteigerte Bürokratie" (48 Prozent), hohe Betriebskosten und Abgaben (44 Prozent), hohe Grundstücks- und Mietpreise (43 Prozent) sowie der Fachbarbeitermangel. Stolze 34 Prozent haben demnach Schwierigkeiten, in Wien Mitarbeiter mit den nötigen Fertigkeiten zu finden. Ebenso viele werfen den Behörden "mangelndes Verständnis für die Industriebedürfnisse" vor.

Lob für Erreichbarkeit und Lebensqualität

Auf der Sonnenseite wird von 55 Prozent der Befragten die gute internationale Erreichbarkeit über den Flughafen gelobt. Gleiches gilt für die Nähe zu Ost-Mittel-Europa (52 Prozent), die gute Verkehrsinfrastruktur (43 Prozent) sowie die hohe Lebensqualität (38 Prozent). (bart)