Österreich

2,3 Millionen-Förderung sorgt für "coole" Bezirke

Heute Redaktion
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Mit neuen Bäumen, Fassadenbegrünungen oder Wasserspielen, wie hier im Theodor Körner-Park in Meidling, wollen die Bezirke gegen Hitzeinseln vorgehen. Die Stadt übernimmt 80 Prozent der Kosten.
Mit neuen Bäumen, Fassadenbegrünungen oder Wasserspielen, wie hier im Theodor Körner-Park in Meidling, wollen die Bezirke gegen Hitzeinseln vorgehen. Die Stadt übernimmt 80 Prozent der Kosten.
Bild: MA42/Christian Houdek

Begrünte Fassaden, neue Bäume oder Wasserfontänen soll den Wienern helfen, auch bei Sommerhitze kühlen Kopf zu bewahren. Die Stadt unterstützt die Bezirke bei der Umsetzung.

Im heutigen Umweltausschuss des Wiener Gemeinderates wurde ein neuer Fördertopf in Höhe von 2,3 Millionen Euro beschlossen, mit denen das Ressort von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) die Bezirke unterstützt, Kühlungs-Projekte umzusetzen. Die Stadt übernimmt dabei 80 Prozent der Kosten.

Das "Cooling-Paket" für die Bezirke umfasst unterschiedliche Maßnahmen, die ab nun von der Stadt gefördert werden. Aus dieser Liste können die Bezirke wählen:

- Straßenseitige Fassadenbegrünungen

- Errichtung von Wasserspielen

- Errichtung von Nebelduschen und Wasserfontänen

- Mobile Trinkbrunnen mit Sprühnebelfunktion

- Pflanzung größerer Stadtbäume oder Baumpflanzungen über die

vorgeschriebenen Ersatzpflanzungen hinaus

- Maßnahmen fürs Wasserspeichern unter Bäumen im Rahmen

des sogenannten „Schwammstadt-Projekts"

- Entsiegelung befestigter Flächen zugunsten Grünflächen

- Schatten durch Pergolen, freistehende Rankelemente

- Staudenbeete

Die Bezirke können ihr Projekt rasch und unkompliziert bei der zentralen Anlaufstelle der Wiener Umweltschutzabteilung einreichen und werden dort auch kompetent beraten.

"Wir kämpfen gemeinsam gegen KIimawandel-bedingte Hitzeinseln, die vor allem älteren, schwachen und kranken Menschen besonders zu schaffen machen", erklärt Sima, die betont:. "In unserer Stadt sollen sich alle wohlfühlen, unabhängig von ihrer Wohngegend oder ihrer Geldbörse".

Zahl der Hitzetoten deutlich gestiegen

Österreichweit gab es in den letzten Jahren fast doppelt so viele Hitze- wie Verkehrstote. Allein im Jahr 2018 gab es in Wien 41 Tropennächte, also Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fiel. Aufgrund der vielen aufgeheizten Betonflächen, sogenannter Hitzeinseln, die sich im urbanen Raum befinden, kühlt die Stadt in der Nacht nicht mehr ausreichend ab.

Um hier gegenzusteuern, setzt die Stadt Wien neben dem intensiven Ausbau der Grünflächen, Baumpflanzungen und Fassadenbegrünungen auch auf Gratis-Badestrandzugänge wie am CopaBeach, rund 1.000 Trinkbrunnen sowie "Wasserfontänen" und Wasserspiele auf öffentlichen Plätzen. Mit der neuen Förderung soll nun darüber hinaus ein umfassendes Bezirks-Paket geschnürt werden.

Parks & Grünflächen gegen die Hitze in der Stadt

Das zentrale Element, um die Stadt abzukühlen, sind Grünräume, die vielzitierten grünen Lungen Wiens. Aktuell verfügt die Stadt Wien über einen Grünraumanteil von 53 Prozent an der Gesamtfläche. Grünräume sind ein besonders effektives Mittel gegen städtische Hitzefelder, die auf versiegelten Flächen entstehen. Deshalb errichtet die Stadt Wien in den nächsten Jahren über 13 Hektar neue Parkflächen.

Zu den über 980 bestehen Parks und Grünflächen kommen heuer weitere große Projekte dazu, etwa beim Reumannplatz (Favoriten): Im Zuge der Neugestaltung wurde der Grünanteil um 13 % erhöht. Im Herbst 2019 startet der Bau des 2,8 Hektar großen Elinor-Ostrom-Parks in der Seestadt Aspern (Donaustadt). Und 2020 beginnen die Bauarbeiten für den neuen 9,3 Hektar großen Park am Nordbahnhofgelände mit Stadtwildnis und urbanen Terrassen.

Neues Bepflanzungskonzept mit hitzeresistenten Pflanzen

Auf Grund der langen Hitze und Trockenperioden setzen die Wiener Stadtgärten auf ein gemeinsam mit universitären Forschungseinrichtungen erarbeitetes, neues Bepflanzungskonzept für Beete mit Staudenkombinationen. Diese "extensiven" Beete mit Stauden sind besonders hitze- und trockenverträglich, unkomplizierter in der Erhaltung und insektenfreundlich. Sie gedeihen am besten in magerschottrigem Boden, so dass die kostbare Ressource Wasser nur äußerst sparsam verwendet werden muss.

Fassadenbegrünung: 150 grüne Häuser

An Plätzen, an denen aus unterschiedlichen Gründen keine Grünräume angelegt werden können, sollen natürlich kühlende Grünfassaden die Lösung sein. Die Stadt Wien unterstützt die Errichtung von großangelegten Vertikalbegrünungen – also natürlichen Klimaanlagen als wesentliche Abkühlungsmaßnahme. Geplant sind Fassadenbegrünungen auf über 150 Häusern in den nächsten Jahren, darunter auch Gemeindebauten, die Suche nach geeigneten Fassaden läuft.

Kühles Nass an 60 Kilometern Gratis-Stränden

Für Erfrischung im Sommer sorgen 60 km gratis Badestrände. Zu den bereits bestehenden freien Wasserzugängen an Alter Donau, Neuer Donau, Lobau und verschiedenen Badeteichen wird das Angebot laufend ausgebaut: Kurz vor der Fertigstellung ist aktuell die Neugestaltung des nächsten Abschnittes des CopaBeach auf 13.500 m² mit vielen konsumfreien Bereichen, um Hitzetage in der Stadt angenehm und leistbar verbringen zu können. Sowohl Grünterrassen als auch Sandstrand laden am CopaBeach zum kostenlosen Erholen in der Stadt ein.

Wien wächst um 3.000 neue Bäume jährlich



In Wien gibt es 480.000 Stadtbäume, jährlich kommen 3.000 Jungbäume dazu. Sie werden mit einem eigens entwickelten Spezialsubstrat versehen, um die Herausforderung der zunehmenden Hitzesommer besser zu bewältigen. Eine weitere Hilfestellung für Stadtbäume sind an den Baumstämmen festgebundene Wasserbeutel. Das Wasser aus den Säcken tropft nach und nach auf den Wurzelbereich der Bäume, sickert dort langsam ein und nach und bewahrt sie so vor dem Austrocknen.

Eine aktuelle Innovation des Stadt Wien Umweltschutz und der Wiener Stadtgärtner im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels ist die „Schwammtechnologie". Mit dieser werden großzügige Wurzelräume für die Bäume unter den Straßen errichtet. Damit schafft man zum einen mehr Versickerungsräume für Regenwasser und zugleich bessere Lebensbedingungen für die Bäume, denen die zunehmende Hitze der Stadt zusetzt. (lok)