Welt

2 Männer, 31 Ehefrauen, 146 Kinder

In Kanada ist Polygamie verboten. Zwei Mitglieder einer Mormonensekte meinten, dem Gesetz entkommen zu können. Jetzt stehen sie vor Gericht.

Heute Redaktion
Teilen
Symbolbild
Symbolbild
Bild: iStock

Am Dienstag hat in Cranbrook in der kanadischen Provinz British Columbia der Prozess gegen Winston Blackmore und James Marion Oler begonnen. Die beiden Männer sind wegen Polygamie angeklagt. Blackmore hat 27 Ehefrauen, Oler 4 – beide zusammen haben 146 Kinder gezeugt.

Unorthodoxe Mormonen

Die Angeklagten sind selbsternannte Bischöfe einer radikalen Mormonensekte in der Ortschaft Bountiful, 700 Kilometer östlich von Vancouver. Sie folgen der Lehre von Joseph Smith, dem Gründer der Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latterday Saints (kurz FLDS), die an der Vielehe festhält. Nur: In Kanada ist Polygamie seit über 127 Jahren verboten.

Polygamieverbot ist nicht verfassungswidrig

Der Fall der beiden Sektenführer beschäftigt die Justiz seit Jahren. 2008 kam er erstmals ans Licht, als die US-Polizei in einer Ranch in Texas bei einer Razzia Dutzende Ehescheine auf den Namen Blackmore entdeckte. Weitere Unterlagen wiesen darauf hin, dass minderjährige Mädchen über die Grenze nach Kanada geschmuggelt worden waren, um sie mit älteren Männern zu verheiraten. Blackmore selbst gab im Laufe der Ermittlungen zu, dass zehn seiner Frauen bei der Hochzeit minderjährig gewesen waren.

Der kanadischen Staatsanwaltschaft fiel es aber nicht einfach, den Polygamisten vor Gericht zu zerren: Blackmore berief sich immer wieder auf die in der Verfassung verankerte Religions-, Rede- und Versammlungsfreiheit. Er nutzte jedes rechtliche Mittel, um eine Anklage gegen ihn zu ersticken. Er ging sogar gerichtlich gegen die Justizministerin von British Columbia vor. 2011 blitzte er schließlich damit ab: Das höchste Gericht Kanadas entschied, dass das Polygamieverbot nicht verfassungswidrig sei und es der Religionsfreiheit nicht widerspreche.

Vor Gericht plädierten Blackmore und Oler jetzt auf nicht schuldig. Oler weigert sich zudem, von einem Anwalt vertreten zu werden, wie die "Vancouver Sun" berichtet. Am ersten Prozesstag sagte ein wichtiger Zeuge aus. Brian Hales, ein gemäßigter Mormone, der bereits drei Bücher über die Kultur und Lehren der fundamentalistischen Mormonen schrieb, erklärte, dass nur jene Sektenmitglieder, "die von Joseph Smith persönlich die Erlaubnis bekommen haben", die Vielehe praktizieren könnten. Smith starb 1844. (csc)