Welt

20 Palästinenser starben bei Bodenoffensive

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: STR (EPA)

Zwei Waffenruhen wurden zwischen Israel und Gaza vereinbart, keine eingehalten. Daraufhin startete Israel eine Bodenoffensive, schickte Panzer. Nach palästinensischen Angaben starben dabei in einer Nacht 24 Menschen, mindestens ein fünf Monate altes Baby war unter den Opfern. Freitagabend wurde zudem eine Großfamilie ausgelöscht.

Zwei wurden zwischen Israel und Gaza vereinbart, keine eingehalten. Daraufhin startete Israel eine Bodenoffensive, schickte Panzer. Nach palästinensischen Angaben starben dabei in einer Nacht 24 Menschen, mindestens ein fünf Monate altes Baby war unter den Opfern. Freitagabend wurde zudem eine Großfamilie ausgelöscht.

"Nach zehn Tagen mit Angriffen der Hamas aus der Luft, vom Meer und am Boden sowie wiederholten Weigerungen, die Lage zu beruhigen, hat die Armee eine Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen", teilte das Militär am Donnerstagabend mit. Im Einsatz sind Panzer, Artillerie und Infanterie-Einheiten. Der Küstenstreifen wurde am Freitag auch von Schiffen der Marine unter Beschuss genommen.

Tod einer Familie

Zwei Männer, zwei Frauen und vier Kinder seien am Freitagabend in ihrem Haus in Beit Hanun im Norden des Küstengebiets gestorben sagte der Sprecher der palästinensischen Rettungskräfte.

Nach Angaben der israelischen Armee wurde bei Kämpfen im Gazastreifen ein Soldat getötet, mindestens zwei weitere wurden verletzt. Unter Berufung auf Angaben des Militärs berichteten israelische Medien, es werde untersucht, ob der tote Soldat in die Schusslinie seiner Kameraden geriet.

258 Tote in elf Tagen

Anders sieht die Lage bei den Palästinensern aus. Die Zahl der Toten seit Beginn der Offensive vor elf Tagen stieg nach Angaben der Rettungsbehörden am Freitag auf 258. Ingesamt seien 1.980 Menschen bei israelischen Bombardements verletzt worden.

Angriff auf Tunnel, Waffenlager, Infrastruktur

Wie der Armeesprecher Arye Shalikar sagte, sind die Soldaten im Norden, Süden und Osten des Gazastreifens im Einsatz. Das Ziel sei die "Infrastruktur" der Hamas. Dabei gehe es unter anderem um die Tunnel, die die Hamas als Waffenlager und für Anschläge in Israel nutzt.

Die israelische Regierung gab außerdem grünes Licht für die Mobilisierung von weiteren 18.000 Reservisten. Damit können nun insgesamt rund 65.000 Reservisten eingezogen werden.

Hamas "zur Konfrontation bereit"

Hamas-Chef Khaled Mashaal sagte, die israelische Bodenoffensive sei "zum Scheitern verurteilt". Was Israel nicht durch seine Angriffe aus der Luft und von See aus erreicht habe, werde es auch nicht durch Bodentruppen erreichen, sagte Mashaal, der seit 2012 in Doha im Exil lebt.  Hamas-Sprecher Fauzi Barhoum erklärte, Israel werde "einen hohen Preis" für seine Angriffe zahlen. Der Beginn der Bodenoffensive sei eine "gefährliche Etappe" in dem Konflikt und habe "unberechenbaren" Folgen. Die Hamas sei "zur Konfrontation bereit".

Mörsergranaten statt Hilfsgüter und Lebensmittel

hatten am Donnerstag nach zähen Verhandlungen noch einer fünfstündigen Waffenruhe zugestimmt. Die Vereinten Nationen hatten diese aus humanitären Gründen vorgeschlagen. Die Feuerpause hätte dazu dienen sollen, die Bevölkerung im Gazastreifen mit Hilfsgütern und Lebensmitteln zu versorgen. Noch während der Waffenruhe schossen Palästinenser Mörsergranaten ab, diese schlugen im israelischen Grenzgebiet ein.

Gewalt bei Demos in der Türkei

In der , auch hier werden Ausschreitungen erwartet.

Geschichte der Bodenoffensiven im Gazastreifen - bitte umblättern

Zum ersten Mal seit fünf Jahren hat Israel wieder eine Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen. Es gab in der Vergangenheit schon mehrere solcher Bodeneinsätze in dem palästinischem Gebiet am Mittelmeer:

Juni 2006: Die Armee startet eine Bodenoffensive zur Befreiung des kurz zuvor entführten israelischen Soldaten Gilad Shalit. Die Aktion trägt den Namen "Sommerregen": Truppen dringen in den südlichen Gazastreifen ein, bombardieren unter anderem Brücken und ein Elektrizitätswerk. Die Lage im Nahen Osten insgesamt verschärft sich in der Folgezeit. Im Juli kommt es zum Libanon-Krieg. Shalit ist erst im Oktober 2011 wieder frei - im Gegenzug werden mehrere Hundert palästinensische Gefangene ausgetauscht.

November 2006: Das Militär geht mit Luftangriffen und Bodentruppen gegen militante Gruppen vor, die Israel mit Raketen beschießen. Zu schweren Auseinandersetzungen kommt es vor allem in Beit Hanoun im nördlichen Gazastreifen. Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas ruft den UN-Sicherheitsrat zum sofortigen Eingreifen auf. Bis zum Ende der sechstägigen Operation werden nach Angaben der israelischen Streitkräfte 60 radikale Palästinenser getötet.

Jänner 2009: Nach Luftangriffen auf Hamas-Einrichtungen vom Dezember beginnt Israel die Bodenoffensive. Ziel der Operation "Gegossenes Blei" ist es, den Raketenbeschuss von Grenzorten aus dem Gazastreifen zu unterbinden. Vom 27. Dezember bis zum 3. Jänner schlagen mehr als 450 Raketen auf israelischem Boden ein. Am 18. Jänner tritt eine temporäre Waffenruhe in Kraft. Bis dahin sterben palästinensischen Quellen zufolge mindestens 1.310 Palästinenser. Israel meldet zehn getötete Soldaten und drei getötete Zivilisten.

APA/red.