Österreich

2030 werden in Wien bis zu 4.000 Mediziner fehlen

Heute Redaktion
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Bis zu 4.000 Ärzte werden allein in Wien in den nächsten 14 Jahren fehlen, rechnet die Ärztekammer vor. Die Politik argumentiere mit falschen Zahlen. "Die Wartezeiten werden immer länger", so Ärztekammer Wien-Präsident Thomas Szekeres. Die Kammer startet eine neue Kampagne unter dem Motto: "Mehr Wertschätzung".

Bis zu 4.000 Ärzte werden allein in Wien in den nächsten 14 Jahren fehlen, rechnet die Ärztekammer vor. Die Politik argumentiere mit falschen Zahlen. "Die Wartezeiten werden immer länger", so Ärztekammer Wien-Präsident Thomas Szekeres. Die Kammer startet eine neue Kampagne unter dem Motto: "Mehr Wertschätzung".
"28 % Leseratte. 100 % Ärztin." steht auf einem der Plakate der neuen Kampagne der Wiener Ärztekammer. Auf dem Bild sieht man eine junge Frau beim Lesen. Darunter die Erklärung des Plakats: "Egal, welche Leidenschaft Ihre Ärztin sonst noch hat. Ihre größte ist ihr Beruf. Für gesunde Wienerinnen und Wiener." Rund 300 Stück der Plakate hängen seit Montag.

Der Hintergrund: "Die Wartezeiten werden immer länger. Zugleich gibt es eine Verknappung der Ressourcen", erklärte Ärztekammer Wien-Präsident Thomas Szekeres am Montag. "Wir weisen schon länger darauf hin, dass es einen Ärztemangel gibt", ergänzt Ärztekammer Wien-Vize Johannes Steinhart. Und warnt: Der Mangel werde "ein Ausmaß annehmen, das abenteuerlich sein wird."

Dass Österreich – laut OECD-Statistik – eine der höchsten Ärztedichten Europas habe, sei so nicht richtig, weil die "Daten nicht vergleichbar sind", rechnet Wirtschaftsuni-Professor Leo Chini vor. Andere Länder würden in der Statistik etwa die Turnusärzte nicht dazuzählen – wie Belgien. Österreich melde bei der OECD-Statistik hingegen die Gesamtzahl aller Ärzte – also mit Turnusärzten. Das erklärt, wieso Österreich in dieser Statistik mehr Ärzte pro Kopf hat.

WU-Experte Chini warnt: Während 2005 noch 1.751 potentielle WGKK-Patienten auf einen Vertragsarzt kamen, werden es laut Prognose im Jahr 2025 3.338 Patienten sein – das ist fast das Doppelte!

In 14 Jahren werden bis zu 4.000 Ärzte fehlen, warnt die Ärztekammer. Eines der Probleme: "Mehr als 60 Prozent der der Kassenärzte werden in den kommenden zehn Jahren das gesetzliche Pensionsalter erreichen", sagt Steinhart. Und: "Schon jetzt sind österreichweit mehr als 70 Kassenordinationen unbesetzt." Geht man von einem Pensionsantritt im Alter von 67 Jahren aus, gebe es von den derzeit 730 Hausärzten in Wien im Jahr 2030 nur noch 190 Hausärzte, so Steinhart.