21-jähriger Schüler dirigierte Diebesbande
Er ist 21, er besucht die HTL und in seiner Freizeit organisiert er Überfälle. Der Gerasdorfer überfiel mit bis zu zwei Mittätern eine Trafik und eine Tankstelle sowie zwei Juweliere. Nach dem letzten Coup bei einem Uhren- und Schmuckhändler in Favoriten im Dezember zogen die Ermittler die Bande aus dem Verkehr.
Zu Fall gebracht hat die Bande der Mut der Geschäftsinhaber und die eigene Blödheit. Ausgerechnet einen Juwelier am Keplerplatz 9 in unmittelbarer Nähe der Polizeiinspektion hatte der 21-Jährige für den Coup ausgewählt. Am 12. Dezember ging er laut Ermittler (Landeskriminalamt LKA Gruppe Manfred Fichtenbauer, Oberstleutnant Robert Klug) mit einem 18-jährigen Komplizen, der in der südserbischen Stadt Leskovac lebt, mit Sturmhauben getarnt und einer Spielzeugpistole bewaffnet in das Geschäft.
"Opfer" bewarfen Täter mit Laptop
Sie zwangen die Anwesenden - fünf Kunden und zwei der Geschäftsinhaber - mit einer Pistolenattrappe zu Boden. Der 21-Jährige zertrümmerte laut Exekutive mit den Füßen Glasvitrinen, raffte einige Schmuckstücke zusammen und flüchtete. Der Überfall ging trotzdem schief, vor allem wegen der heftigen Gegenwehr der Juweliere, die den im Verkaufsraum verbliebenen Räuber, den 18-Jährigen, u.a. mit einem Laptop bewarfen und festhielten. Die Polizei war rasch zur Stelle und nahm den 18-Jährigen fest.
Polizei holte Mastermind bei Mama und Papa ab
Einige 100 Meter vom Tatort entfernt, so Klug, wurde ein dritter Verdächtiger - 23 und ebenfalls aus Leskovac - geschnappt. Er dürfte vor dem Geschäft Schmiere gestanden sein und erwartete seine Kompagnons mit frischer Oberbekleidung. In der Nacht klickten auch für den 21-Jährigen im elterlichen Wohnhaus in Gerasdorf die Handschellen. Die Beute des letzten Coups hatte er bei sich.
Komplizen im Urlaub kennengelernt
Seine Komplizen hatte der Schüler, der in Österreich geboren ist und serbische Wurzeln hat, bei Reisen nach Leskovac kennen. Mit dem 18-Jährigen dürfte er Klug zufolge schon bald vereinbart haben, in Wien Überfälle zu begehen. Am 28. August schlug das Duo das erste Mal zu, bei einem Trafikanten in der Pernerstorfergasse 60. Rund 300 Euro wurden erbeutet. Am 10. September sollen die beiden eine Tankstelle in der Altmannsdorfer Straße in Meidling überfallen und 800 Euro erbeutet haben.
Am 6. November war ein Juwelier in der Leibnizgasse an der Reihe. Die Beute, ausnahmslos Schmuckstücke aus Gold, sollen die beiden Verdächtigen für 1.000 bis 2.000 Euro in Serbien zu Geld gemacht haben. Der Schaden wurde mit 11.000 bis 12.000 Euro beziffert. Der 23-Jährige dürfte übrigens nur beim letzten Überfall im Dezember dabei gewesen sein.
Bande gesteht
Alle drei Verdächtigen zeigten sich geständig. Als Motiv gaben sie an, das Geld zum Lebensunterhalt benötigt zu haben. Spiel- oder drogensüchtig waren sie offenbar nicht. Klug betonte, dass dieses Trio keine Verbindung zu der international agierenden Bande der "Pink Panther" hat.
Die Polizei rechnet für die nächste Zeit nicht mit einem Rückgang bei Juwelierüberfällen. "Ich gehe aber davon aus, dass sie schwerer werden", sagte Robert Klug vom Wiener Landeskriminalamt vor Journalisten. So wollen die Behörden Juweliere künftig besser für den Ernstfall schulen.
Im Jahr 2012 hatte sich die Zahl der Überfälle auf Juweliere und Uhrenhändler in Wien auf 26 erhöht, damit waren es um 60 Prozent mehr als das Vorjahr mit 16 Fällen. Von den Überfällen aus 2012 betrachtet die Polizei elf Fälle als gelöst. Weitere sollen bald folgen: Er rechne mit der baldigen Klärung einer Reihe von Überfällen aus dem Vorjahr, sagte Klug. Die Gesamtzahl gehe langfristig wieder zurück, sagte der Kriminalist.
APA/red.