Österreich

23-Jährige brachte Findelkind in Wohnung zur Welt

Heute Redaktion
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Bild: Polizei

Beamte des Landeskriminalamtes Wien haben die Mutter eines Säuglings, der am Samstag in Neubau ausgesetzt wurde, ausgeforscht. Die 23 Jahre alte Frau gestand die Aussetzung des Babys, das sie zuvor in ihrer Wohnung alleine zur Welt gebracht hatte. Sie wurde auf freiem Fuß angezeigt, informierte die Wiener Polizei. Erst im April war ein Baby auf einer Wiese in Hietzing zurückgelassen worden.

in Hietzing zurückgelassen worden.

In einer ersten Einvernahme gab die junge Frau an, erst sehr spät die Schwangerschaft bemerkt zu haben. So habe sie auch nicht zugenommen. Schließlich habe sie einen Arzt aufgesucht, der ihr mitgeteilt hatte, dass die Geburt bereits in drei Wochen sei, schilderte Polizeisprecher Thomas Keiblinger.

Die 23-Jährige war von der Situation offenbar überfordert, erzählte weder ihrem Freund noch der Familie von ihrer Schwangerschaft. "Sie hat auch ganz normal weitergearbeitet", sagte der Sprecher. In der Nacht auf Samstag brachte die Frau den Säugling in der Wohnung, in der sie gemeinsam mit ihrem Freund lebt, allein zur Welt.

Wollte Baby ins Spital bringen

Im Polizeiverhör gab sie an, dass sie das Baby ins Krankenhaus bringen wollte. Die Geburt habe sie allerdings körperlich so mitgenommen, dass sie das Mädchen auf dem Weg ins Spital bei einem Kellerabgang in einem Haus in der Kaiserstraße abgelegt habe, sagte Keiblinger.

Dort wurde der bereits leicht unterkühlte Säugling am Samstagnachmittag von zwei 15-jährigen Mädchen entdeckt. Das erst wenige Stunden alte Kind war in ein graues T-Shirt und eine braune Jacke gewickelt gewesen. Der Rettungsdienst stellte eine leichte Unterkühlung fest und brachte den Säugling in ein Spital. Nach der Betreuung befindet sich das Neugeborene in einem stabilen Zustand und hat sich von der Unterkühlung erholt.

Die Mutter wurde auf freiem Fuß angezeigt, informierte die Polizei. Laut Strafgesetzbuch droht nach dem Aussetzungs-Paragrafen 82 im Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von bis fünf Jahren.

Kleines Mädchen kommt wohl zu Adoptiveltern

Bisher hat sich die Mutter nicht beim Jugendamt gemeldet. Die Obsorge bleibt weiter bei der Behörde. Man müsse nun abwarten, wie sich die Mutter äußere, sagte Jugendamtssprecherin Petra Mandl.

Mandl geht davon aus, dass das Mädchen "nicht mehr allzu lange im Spital bleiben wird". Sobald es entlassen wird, kommt es zu Adoptiveltern, wo es ein halbes Jahr in unentgeltlicher Pflege bleibt. Denn in der Regel dauert es sechs Monate, bis die Adoption rechtskräftig wird. Bis dahin ist eine Rückführung an die leiblichen Eltern theoretisch möglich.

Seite 2: So funktionieren Babyklappe oder anonyme Geburt

in Hietzing zurückgelassen worden.

Das in Wien-Neubau weggelegte Mädchen wäre in einer Babyklappe besser aufgehoben gewesen. Eine solche gibt es in Wien beim Wilhelminenspital. Dort können Neugeborene anonym und straffrei abgegeben werden. Das Jugendamt übernimmt auch in solchen Fällen die Obsorge für das Kind und bringt es nach der Entlassung aus dem Spital bei Adoptiveltern unter. Im Vorjahr wurde ein Säugling in die Babyklappe gelegt. Seit 2001 wurden in Wien insgesamt 26 Neugeborene im Babynest Glanzing im Wilhelminenspital abgegeben.

Neben der Babyklappe gibt es in Österreich auch die Möglichkeit der anonymen Geburt. Sie wird von Frauen viel häufiger in Anspruch genommen. Laut Mandl kamen 2013 in Wien 19 Säuglinge anonym zur Welt, seit 2001 waren es insgesamt 166, also jährlich rund 13. Die Entbindung erfolgt kostenfrei im Spital, unter Betreuung von Ärzten.

Anonyme Entbindung: Weniger Kindstötungen

Eine Studie der MedUni Wien aus dem Jahr 2012 hat ergeben, dass die Einführung der Möglichkeit der anonymen Entbindung in Österreich im Jahr 2001 zu einer starken Senkung - mehr als Halbierung - der Rate der Kindstötungen geführt hat.