24-Jährige trotz Rollstuhl im Finale von Miss-Wahl

Schon als kleines Mädchen träumte Bernadette (Berni) de Roja (24) vom Modeln: "Ich habe dafür schon früh meine Passion entdeckt. Ich spielte mit meinen Freundinnen sehr oft Catwalk und Modeschauen. Über den Laufsteg zu tänzeln und mit der Kamera zu flirten war und ist meines", erzählt die gebürtige Villacherin. 

Die Wahl-Grazerin sang in Schulchören, besuchte Tanz- und Musikschule und spielte in Kinder-Musicals und -Theaterstücken. Doch am 5. Oktober 2009 wurde die damals 12-Jährige aus ihren Träumen und beinahe auch aus dem Leben gerissen: "Ich fuhr mit dem Fahrrad, ein Lieferwagen hat mich 'mitgenommen'. Ich fiel sofort ins Koma! Schwerste Kopfverletzungen und zahlreiche Knochenbrüche waren die Folge. Seitens der Ärzte gab es nur düstere Prognosen für mich", meint die 24-Jährige.

Nach zweieinhalb Monaten im Wachkoma kam die Schülerin langsam wieder zu sich – das böse Erwachen folgte: "Ich musste fast alles wieder neu lernen: richtig atmen, schlucken, reden – auch die ganzen Bewegungen wie aufrecht sitzen oder nach etwas greifen", erinnert sich Berni de Roja. 

Doch die Kärntnerin gab nicht auf: "Dank zahlreicher Therapien, enormen Anstrengungen und Gottvertrauen ging es langsam wieder bergauf. Als ich zunehmend registriert habe, in welcher 'bescheidenen' Lage sich mein Körper befand, setzte ich mir drei Ziele, die ich unbedingt erreichen wollte: raus aus dem Rollstuhl, Matura machen und modeln!"

Rollstuhl nur noch bei weiten Strecken

Aufgrund ihrer positiven Einstellung, viel Kraft und Ausdauer hat Berni de Roja heute alle drei Ziele erreicht: Da ihre rechte Körperhälfte stark eingeschränkt und spastisch ist, benötigt die 24-Jährige zwar den Rollstuhl – aber nur in Ausnahme-Situationen: "Nur, wenn es schnell gehen muss oder ich weite Strecken zurückzulegen habe, brauche ich meinen Wegbegleiter, den Rollstuhl. Um meine Mobilität aufrecht zu erhalten, mache ich wöchentlich Physiotherapie und trainiere zu Hause."

Nach Ablegung der Reifeprüfung absolvierte de Roja zudem eine Ausbildung zur Akademischen Peerberaterin und studiert derzeit Bildungs- und Erziehungswissenschaften: "Später möchte ich Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen bei der Ausbildung begleiten", erklärt die 24-Jährige.

Auch das Modeln nahm bei Berni de Roja Fahrt auf: "2019 habe ich bei der Miss-Kärnten-Wahl den 6. Platz belegt, heuer bin ich im Finale der Miss-Earth-Wahl – bei beiden Bewerben bin ich die erste Kandidatin mit einer Beeinträchtigung. Ich möchte der Gesellschaft zeigen, dass man auch mit Handicaps seine Träume verwirklichen kann. Leider hat mich Heidi Klum noch nicht zu 'Germany's Next Topmodel' eingeladen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden", nimmt es die Kärntnerin mit Humor.

Aber nicht nur auf dem Laufsteg präsentierte sich die 24-Jährige: Im vergangenen Jahr war Berni de Roja auch in einem bipa-TV-Spot und auf Plakatwänden für die Kampagne "Weil ich ein Mädchen bin" zu sehen: "Bipa hat meine Fotos und Beiträge in den sozialen Medien entdeckt und bei mir angefragt, ob ich mitmachen würde. Nach einem Bewerbungsvideo wurde ich zum Dreh eingeladen – ein supertolles Abenteuer!", freut sich de Roja.

Mutmacherin am Laufsteg

Die Studentin zeigt ihre Beeinträchtigung nicht nur offen, sie kämpft auch für Menschen mit Behinderungen: "Die größten Hürden für Menschen mit Beeinträchtigungen sind die Integration und Akzeptanz in der 'gesunden, normalen' Gesellschaft. Es tut sich was, aber noch nicht ausreichend. Daher mein Rat: Gebt niemals auf, verliert nie die Hoffnung, lebt eure Träume und seid zuversichtlich!", will de Roja anderen Mut machen.