Welt
25 Tote bei Drogenrazzia in Rios Armenviertel
In Rio de Janeiro sind bei einem Polizeieinsatz 25 Menschen gestorben. Polizeieinheiten lieferten sich Gefechte mit mutmaßlichen Bandenmitgliedern.
Am Donnerstag hat Rio de Janeiro (Brasilien) seinen wohl blutigsten Polizeieinsatz erlebt. Bei Gefechten zwischen Polizisten und mutmaßlichen Mitgliedern von Drogenbanden kamen 25 Menschen durch Schüsse ums Leben. Unbeteiligte wurden laut Agenturberichten von Querschlägern verletzt.
Bei den Toten des Polizeieinsatzes in der Favela Jacarezinho handelt es sich laut Polizeiangaben um 24 Verdächtige und einen getöteten Polizisten. Zwei Gäste der Metro wurden zudem offenbar angeschossen, als sie mit der örtlichen U-Bahn am Ort des Geschehens vorbeifuhren.
"Katastrophaler Einsatz"
Das Nachrichtenportal G1 wertet die Informationen der staatlichen Universität UFF und der App "Fogo Cruzado" ("Kreuzfeuer") aus. Diese sammeln Daten über bewaffnete Gewalt. Demnach handelte es sich bei der Operation um den Einsatz mit den meisten Toten in der Geschichte der Stadt. "Man kann das nur als einen katastrophalen Einsatz bezeichnen", sagte der Soziologe Daniel Hirata von der UFF. Weil die Aktion von den Polizeibehörden genehmigt wurde, mache das die Sache "noch viel schwerwiegender".
Die Favela Jacarezinho gilt als Stützpunkt von mehreren mächtigen Verbrechersyndikaten. Neben dem "Comando Vermelho" ringen auch einige kleinere Banden um die Kontrolle des Drogenhandels in besagtem Armenviertel.
Polizei tötete fast 6.000 Menschen
Brasilien ist das Land, in dem die meisten Menschen bei Polizeieinätzen ums Leben kommen. Allein 2019 töteten örtliche Sicherheitskräfte 5.804 Menschen. Zum Vergleich: In den UNSA wurden im gleichen Jahr 1.098 Menschen durch Polizeikräfte getötet. Allerdings: Beobachtern zufolge haben Polizeieinsätze in Favelas eher militärische Züge. Immerhin werden die Polizisten nicht selten selbst beschossen, wenn sie einen Haftbefehl im Armenviertel vollstrecken müssen.