Österreich

250 Mursi-Anhänger vor Ägypten-Botschaft in Wien

Heute Redaktion
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Rund 150 Menschen haben Montagabend vor der ägyptischen Botschaft in Wien gegen die Machtübernahme des Militärs in Ägypten demonstriert. Die Lage blieb zunächst friedlich, dennoch war die Polizei mit rund 25 Mann vor Ort.

Rund 250 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, haben Montagabend vor der ägyptischen Botschaft in Wien-Döbling gegen die Machtübernahme des Militärs in Ägypten demonstriert. "Al-Sisi verschwinde, Mursi ist unser Präsident", skandierten die Teilnehmer umgeben von ägyptischen Flaggen, die teilweise mit dem Porträt des Politikers geschmückt waren.

Der Protest verlief friedlich, die Polizei war dennoch mir rund 25 Mann ausgerückt. Da es sich um ein Botschaftsgebäude handle, benötige man verstärkte Sicherheitsmaßnahmen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Die Stimmung war ausgelassen, der Protest von lauter Musik begleitet, immer wieder fingen Teilnehmer zu tanzen an. Es gehe ihnen nicht vorrangig um den gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohmmed Mursi, sondern um die Demokratie, sagten viele Teilnehmer.

Dennoch war das Gesicht des Politikers auf Plakaten allgegenwärtig. Viele Demonstranten erklärten auf Nachfrage, sie hätten für Mursi gestimmt, hätten sie die Möglichkeit dazu gehabt. "Mursi ist die Demokratie. Ohne ihn kommt Ägypten nicht zur Ruhe", sagt etwa der Taxifahrer Ahmed Ahmed. Die Apothekerin Hoda el-Samahi stimmt ihm zu: "Mursi wurde demokratisch gewählt. Was nun in Ägypten passiert ist, ist ein Militärputsch, keine Demokratie, sagt sie.

"Ich befürchte einen Bürgerkrieg"

Armeechef Abdel Fattah al-Sisi behaupte er würde das Volk vertreten, doch er erwähne jene 30 Millionen Ägypter nicht, die nicht seiner Meinung seien, so die junge Frau. Das Land ihrer Eltern sei heute gespalten, sagt El-Samahi, die selbst in Österreich geboren wurde. "Ich befürchte einen Bürgerkrieg. Bald werden Muslimbrüder wieder zu Zeiten des Ex-Diktators Hosni Mubarak ins Gefängnis gesteckt," glaubt sie.

Auch gegen den früheren Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO) in Wien, Mohammed ElBaradei richtete sich der Protest: "ElBaradei. Schande. Mörder", stand auf einem Schild. "ElBaradei geht es nicht um die Demokratie, sondern lediglich darum Präsident zu werden“, erklärte Aldef Gawad.

"Österreich muss Botschafter abziehen"

Moustafa Eltelby, der in Wien als Frauenarzt arbeitet, sieht auch die österreichische Regierung in der Pflicht: "Die freie Welt in Österreich darf die neue, vom Militär eingesetzte Regierung nicht anerkennten. Österreich muss seinen Botschafter aus Ägypten abziehen, vor allem nachdem Massaker, das sich heute in Kairo ereignet hat", fordert er.

Montagfrüh wurden mindestens 51 Demonstranten vor einem Gebäude der Republikanischen Garde durch Schüsse getötet. Ob die Armee das Feuer auf betende Muslime eröffnete oder diese an der Erstürmung des Gebäudes hindern wollte, ist umstritten. Für die Demonstranten vor der ägyptischen Botschaft ist die Sache allerdings klar.

"Ich bin Moslem. Ich bin hier um gegen das Massaker der ägyptischen Armee an betenden Muslimen in Kairo heute Vormittag zu protestieren", erklärt Ilhami Tünay, der mit seinem Sohn gekommen ist. Statt einer ägyptischen, schwenkt er die türkische Flagge. Er ist aus Solidarität hier, auch wenn er die Sprechchöre rund um ihn herum nicht versteht.

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