Österreich

258 Schüler in Wien wegen Gewalt-Delikten angezeigt

Heute Redaktion
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Beim zweiten Runden Tisch zum Thema "Gewalt an Schulen" im Stadtschulrat wurden erstmals Zahlen präsentiert: 258 Schüler wurden 2017/18 angezeigt, 278 suspendiert.

Insgesamt 46 Vertreter von Eltern, Schülern und Lehrern sowie von allen politischen Parteien, des Bildungsministeriums, Religionsgemeinschaften, Pädagogischen Hochschulen und des Jugendamtes setzten sich heuer bereits zum zweiten Mal bei einem Runden Tisch mit dem Thema "Gewalt an Schulen" auseinander. Die Ergebnisse präsentierten Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SP) und der Vizepräsident der Wiener Polizei, Michael Lepuschitz, am Dienstag bei einem Medien-Hintergrundgespräch.

Demnach wurden im vergangenen Schuljahr 258 Schüler wegen Gewalt angezeigt. Die meisten Anzeigen (229) entfallen dabei auf strafbare Handlungen gegen Leib und Leben (etwa Körperverletzung), zwölf Anzeigen betreffen strafbare Handlungen gegen die Freiheit (etwa Nötigung, gefährliche Drohung), und 17 Schüler wurden wegen einer strafbaren Handlung gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung (etwa sexuelle Belästigung) angezeigt. Mehr als die Hälfte der Anzeigen (138) wurden in Neuen Mittelschulen (NMS) erstattet.

Viele Delikte werden nicht angezeigt

Die Dunkelziffer ist allerdings hoch, wie Lepuschitz betonte. "Viele Gewalt-Delikte werden einfach nicht angezeigt", meinte dazu auch Himmer. Etwas höher ist die Zahl der suspendierten Schüler: 278 Kinder und Jugendliche (mehrheitlich zwölf bis 15 Jahre alt) wurden im vergangenen Schuljahr zeitweise der Schule verwiesen. Die durchschnittliche Dauer betrug zwölf Tage, nur 16 Mal wurde die Maximaldauer von vier Wochen ausgesprochen.

Dass eine Suspendierung nicht unbedingt zielführend ist, ist Himmer klar: "Wir können im Kern nichts ändern, sondern nur Begleitmaßnahmen setzen." Eine dieser Maßnahmen ist die Einführung eines sogenannten "Case Managers". Dieser soll künftig jeden Einzelfall beurteilen und – wenn nötig – Polizei oder Jugendamt einschalten. Zudem wird ein Termin beim Psychologen bindend.

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Schule kann Gespräch mit Polizisten anfordern

Die Schule kanne auch ein sogenanntes "Normverdeutlichungs-Gespräch" bei der Polizei anfordern. Speziell geschulte Beamte klären die Jugendlichen dann über Recht und Unrecht auf und weisen auf die Folgen einer Vorstrafe hin.

Weiters sollen Schulen eine Vereinbarung mit suspendierten Schülern treffen, wie sie den versäumten Lernstoff erarbeiten und Hausübungen abliefern können. Die Maßnahme ist allerdings freiwillig: Hält sich der Schüler nicht daran, gibt es keine Konsequenzen.

Mehr Geld für Brennpunkt-Schulen

Neu ist zudem ein Pilotprojekt zur Gewalt-Prävention an allen Polytechnischen Schulen (PTS). In enger Zusammenarbeit mit Grätzl-Polizisten wird es Projekte und Workshops geben, eine zusätzliche Deutsch-Förderung (800 Stunden für alle PTS) ist geplant.

"Es gibt etwa 25 Brennpunkt-Schulen in Wien, die müssen wir uns genauer anschauen. Denn ganz oft stecken schwierige familiäre Verhältnisse dahinter", resümierte Bildungsdirektor Himmer und kündigte an, dass diese Schulen ab 2019/20 mehr Geld erhalten. Die Verteilung soll nach einem bestimmten Kriterien-Schlüssel (Umgangssprache, Migrationshintergrund der Schüler, Einkommen, sozialer Hintergrund der Eltern) erfolgen. Sollte es dafür keine Zuschüsse von Bildungs- und Finanzministerium geben, werden Standorten ohne soziale Herausforderung im Gegenzug die Mittel gekürzt.

Kleiner Lichtblick: Laut Himmer gibt es von der Stadt Wien ein "Bekenntnis", zu den 27 vorhandenen Schul-Sozialarbeitern weitere zu finanzieren.

(cz)