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26 tote Mädchen im Mittelmeer gefunden

Ein spanisches Kriegsschiff rettet 375 Flüchtlinge im Mittelmeer aus Seenot. Daneben machen die Helfer eine schreckliche Entdeckung.

Heute Redaktion
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In der Leichenhalle der süditalienischen Hafenstadt Salerno soll in den kommenden Tagen die Autopsie an 26 Frauenleichen durchgeführt werden. Die Überreste waren vergangenen Freitag an Bord eines Schlauchbootes im Mittelmeer entdeckt worden. Das spanische Kriegsschiff Cantabria hatte rund 375 Flüchtlinge aus Seenot gerettet und war dabei auf die Leichen der Mädchen und Frauen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren gestoßen.

Die Schiffscrew fror nach Angaben des Portals "La Città di Salerno" die 26 Leichen sofort ein, damit sie italienische Forensiker obduzieren können. Am Montag kündigte die Staatsanwaltschaft von Salerno Ermittlungen an. Der Verdacht der Behörden: Die Verstorbenen – möglicherweise alles Nigerianerinnen – könnten Opfer von Frauenhändlern gewesen sein. Derzeit werden die Leichen auf Spuren von körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch untersucht.

Die Todesursache muss geklärt werden

Zwei Männer wurden inzwischen festgenommen, wie der "Corriere della Sera" schreibt. Es handelt sich dabei um einen 30-jährigen Libyer und einen 22-jährigen Ägypter, die von den Flüchtlingen auf dem Schlauchboot als Schlepper identifiziert wurden. Die Verhafteten hätten das Boot gesteuert, erzählten die Geretteten.

"Wir haben es in diesem Fall, im Gegensatz zu früheren Todesfällen im Mittelmeer, mit einer neuen Art von Verbrechen zu tun", gab der Präfekt von Salerno, Salvatore Malfi, gegenüber "Avvenire.it" zu. "Es könnte sich hier um 26 Morddelikte handeln. Diese Frauen wurden nicht einfach von einem Blitz erschlagen, das ist klar."

Frauenhandel so schlimm wie noch nie

Ähnlich kommentiert die Zeitung "La Stampa" den Fall: Die Frauen seien nicht ertrunken, sondern möglicherweise ermordet worden. Wie, das müsse die Autopsie zeigen.

Die Anzahl Afrikanerinnen, die in die Fänge von Frauenhändlern geraten, hat sich in den letzten drei Jahren verzehnfacht. Diese Flüchtlinge werden nach ihrer Ankunft in Libyen in Lagern von Schleppern systematisch vergewaltigt und misshandelt. Für die Überfahrt nach Europa werden sie jeweils in die Mitte der Boote gesetzt: Sie können so nicht flüchten – und wenn das Boot sinkt, dann sind sie es, die mit größter Wahrscheinlichkeit ertrinken.

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