Österreich

264.055 Euro erbeutet: Gab es weitere Beteiligte?

Heute Redaktion
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Zwei Angeklagte mit zwei unterschiedlichen Geschichten.
Zwei Angeklagte mit zwei unterschiedlichen Geschichten.
Bild: Denise Auer

Am Wiener Landesgericht müssen sich zwei Männer wegen schweren Raubes verantworten. Der zweite Hauptangeklagte spricht von einem dritten Beteiligten, welcher der Drahtzieher des Überfalls gewesen sein soll.

Es war nicht der erste und auch nicht der letzte Überfall auf die Postfiliale in der Thaliastraße in Wien-Ottakring. Doch am 6. Oktober 2009 waren die Akteure des Überfalls etwas gerissener als die Anderen. Das Geld fehlt bis heute.

Kurz vor Schließung betritt ein Fremder durch den Hintereingang die Post-Filiale. Der heute 35-jährige Georgier Rostom H. bedrohte die Angestellten mit einer Waffe (Spielzeugwaffe) und ordnete ihnen an sich ins WC zu bewegen. Als letzter blieb Mehmet E., der weiterhin mit vorgehaltener Waffe im Rücken die Kollegen (darunter auch seine Lebensgefährtin) zur Ruhe ermahnte und ihnen erklärte, dass die Lage ernst ist.

Am Dienstag saß Mehmet E. (heute 31) am Landesgericht Wien als Komplize und zweiter Hauptangeklagter auf der Anklagebank. Er bekennt sich schuldig, sagte aber er hätte aus Angst mitgemacht.

Rostom H und Mehmet E. tauschten SMS aus

Im Zuge umfangreicher Ermittlungen wurde der Mobilfunkverkehr des georgischen Hauptangeklagten ausgewertet. Die ermittelnden Kriminalisten stellten fest, dass der Täter mit dem jungen Mann vor dem Überfall SMS ausgetauscht hatte.

"Hakan hat mich unter Druck gesetzt"

Allerdings erzählte Mehmet E. bei seiner Einvernahme im Februar auch von einem Drahtzieher, welcher der Polizei gänzlich unbekannt ist. Aus gutem Grund: Der Hauptangeklagte, der zuvor gefasst wurde, behauptet ebenfalls nichts von einem Drahtzieher Namens Hakan zu wissen.

Reuevoll und mit gesenktem Kopf erzählt Mehmet E. in welche Gefahr er sich damals begeben hatte:"Ich habe Hakan beim fortgehen kennengelernt. Wie er mit Geld um sich warf, hat mich als jungen Mann schwer beeindruckt. Meine finanzielle Situation war schlecht und ich ließ mich leicht zu Dummheiten überreden."

Mehrere Monate ließ ihn der große Unbekannte an seiner Welt teilhaben und stellte ihm immer wieder Fragen über seine persönliche Situation. Irgendwann soll ihn Hakan gefragt haben, ob er Interesse daran hätte großes Geld zu verdienen. Mehmet E. wusste, dass es keine legale Aktion wird. Nach dem seine Filiale zum Ziel des Überfalls erklärt worden ist, wurde er jedoch nervös und wollte vom Vorhaben absehen.

Das hat dem kriminellen Mastermind gar nicht gefallen:

"Eines Tages stand er vor meiner Tür, zwei bullige Männer an seiner Seite. Einer der Bodyguards trat mich in den Rücken. Hakan holte ein Messer raus, kam auf mich zu und erzählte mir, dass das kein Spiel ist. Ich wüsste schon zu viel. Er wusste auch wo meine Familienmitglieder leben."

Eine waghalsige Geschichte?

Vom angeblichen Strippenzieher fehlt jede Spur. Der Komplize Mehmet E. gab an, dass Hakan immer ihn kontaktierte und nicht umgekehrt. Genau so soll es auch bei Rostom H. abgelaufen sein, der laut Mehmet E. ebenfalls vor ihm große Angst hat. Nach dem Überfall soll die mysteriöse Figur von einem Tag auf den anderen wie vom Erdboden verschluckt worden sein. Vom erbeuteten Geld soll Mehmet E. keinen Cent bekommen haben.

Gegenüber "Heute" sagte der Komplize noch:"Nach all den Jahren des Schweigens ist mir eine Last vom Herzen gefallen. Meine Frau hat es erfahren, als mich die Polizei geholt hat. Es ist mir nicht egal ob die Geschworenen mir glauben oder nicht, aber wenn ich veruteilt werde, dann ist das eben so. Ich habe Fehler gemacht."

(bai)