Welt

28 Jahre unschuldig hinter Gittern – nun kommt er frei

Lamar Johnson wurde vor 28 Jahren wegen fadenscheiniger Indizien unschuldig wegen Mordes verurteilt. Nun wurde der 50-Jährige entlassen.

20 Minuten
Lamar Johnson verbrachte 28 Jahre unschuldig im Gefängnis.
Lamar Johnson verbrachte 28 Jahre unschuldig im Gefängnis.
IMAGO/ZUMA Wire

Ein Richter im US-Staat Missouri hat die Verurteilung eines Mannes wegen Mordes nach Jahrzehnten aufgehoben. Der 50-jährige Lamar Johnson hatte bis zu dem Urteil vom Dienstag knapp 28 Jahre unschuldig im Gefängnis verbracht. Er hatte immer gesagt, dass er den Mord 1994 nicht begangen habe. Als das Urteil gekippt wurde, schloss Johnson seine Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Das ist unglaublich", sagte er später, als er sich strahlend vor Reporter in der Eingangshalle des Gerichtsgebäudes begab. Er bedankte sich bei allen, die für seine Freilassung gearbeitet hatten.

Staatsanwältin Kim Gardner hatte im August beantragt, dass Johnson freigelassen wird. Ihr Büro kam nach einer Untersuchung mithilfe der Organisation Innocent Project zu dem Ergebnis, dass Johnson die Wahrheit über seine Unschuld gesagt habe. Sie lobte das Urteil vom Dienstag.

Johnson war für den Mord an Marcus Boyd (25) im Jahr 1994 verurteilt worden. Sein angeblicher Mittäter Phillip Campbell hatte sich schuldig bekannt und musste deswegen nur sieben Jahre hinter Gitter. Doch Johnson beharrte darauf, unschuldig zu sein. Zudem erhielt er nach einigen Monaten im Gefängnis offenbar einen Brief des echten Täters James Howard, der Johnson entlastete und angab, wo die beim Mord verwendeten Skimasken und Waffen waren. Doch obwohl Johnson den Brief dem zuständigen Richter weiterleitete, geschah nichts.

Neonazi-Mithäftling und korrupter Polizist hinter Verurteilung

Erst 2019, als Staatsanwältin Kimberly M. Garner von den Anwälten Johnsons kontaktiert wurde, kam der Fall wieder ins Rollen. Es kam 2022 zu einem neuen Prozess, in dessen Verlauf haarsträubende Fakten ans Tageslicht kamen. So wurde Johnson unter anderem deswegen verurteilt, weil ein weißer, offensichtlich rassistischer Mitgefangener mit Hakenkreuz-Tattoo in U-Haft angab, Johnson habe ihm gegenüber die Tat gestanden. Auch eine Aussage von Greg Elking, der Augenzeuge des Mordes geworden war, wurde Johnson zum Verhängnis: Elking gab vor Gericht an, ein korrupter Polizist habe ihn massiv dazu gedrängt, Johnson "wiederzuerkennen". Zudem habe er für seine Aussage 4.000 Dollar "Zeugenentschädigung" bekommen.

Johnsons Anwälte teilten mit, zwar sei der heutige Tag mit Freude verbunden. Doch könne "nichts all das wiederherstellen, was der Staat ihm (Johnson) gestohlen hat. Nichts wird ihm die knapp drei Jahrzehnte zurückgeben, die er verloren hat, während er von seinen Töchtern und seiner Familie getrennt war." Eine Entschädigung vom Staat wird Johnson keine bekommen, für ihn läuft derzeit ein Crowdfunding, damit er nicht ganz mittellos in Freiheit entlassen wird. Seit 1992 wurden im US-Staat Missouri 52 zu Unrecht verurteilte Menschen freigelassen.

1/63
Gehe zur Galerie
    <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
    25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
    EXPA / APA / picturedesk.com
    Mehr zum Thema