Science

28 unbekannte Virusarten in Gletschern entdeckt

Forschende haben im Eis tibetischer Gletscher etliche unbekannte Virusarten entdeckt. Nun warnen sie vor den ungeahnten Folgen auftauender Gletscher.

20 Minuten
Teilen
In Eisproben aus Tibet haben Forschende lebende Urzeit-Viren gefunden.
In Eisproben aus Tibet haben Forschende lebende Urzeit-Viren gefunden.
Shen Hongbing Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

Die globale Erwärmung sorgt nicht nur für mehr Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände und Stürme, sondern lässt auch Gletscher und den Permafrost – eigentlich ständig gefrorenen Boden – auftauen. Dadurch werden nicht nur, wie am Mount Everest, verschollene Leichen freigelegt, sondern auch prähistorische Erreger. Das zeigten in der Vergangenheit mehrere Funde von Urzeit-Erregern in Sibirien und Nepal.

Auch in Eisproben aus dem tibetischen Hochland wurden Forschende fündig. Bei der Analyse traf das Team von Zhi-Ping Zhong, einem Mikrobiologen an der Ohio State University, auf gleich über 30 rund 15.000 Jahre alte Viren. Sie berichten davon im Fachjournal "Microbiome".

Viren als Überlebenskünstler

Konkret wertete die Forschungsgruppe Eisbohrkerne aus, die im Jahr 2015 vom Gipfel der Guliya-Eiskappe im Westen Chinas entnommen wurden. Dabei stießen sie auf genetische Codes für 33 Viren. Vier davon sind bekannt, 28 dagegen neu. Bei einem ist man sich noch nicht sicher.

Eiskerne enthalten Eisschichten, die sich Jahr für Jahr ansammeln und alles einschließen, was zum Zeitpunkt des Gefrierens der einzelnen Schichten in der Atmosphäre um sie herum war. Diese Schichten bilden eine Art Zeitstrahl, den Wissenschaftler nutzen, um mehr über Klimaveränderungen, Mikroben, Viren und Gase im Laufe der Geschichte zu erfahren.

Etwa die Hälfte der Viren scheint zum Zeitpunkt des Einfrierens nicht trotz des Eises, sondern wegen des Eises überlebt zu haben, schreibt die Hochschule. "Das sind Viren, die in extremen Umgebungen gediehen wären", so Matthew Sullivan, Co-Autor der Studie. "Diese Viren haben Signaturen von Genen, die ihnen helfen, Zellen in kalter Umgebung zu infizieren. Es ist fast surreal, wie ein Virus dadurch bei solch extremen Bedingungen überleben kann." Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die im Eisbohrkern entdeckten Viren höchstwahrscheinlich von Erde oder Pflanzen und nicht von Tieren oder Menschen stammen.

Leben im All und Überleben auf der Erde

Diese Signaturen konnten mittels einer neu entwickelten Methode extrahiert werden, teilt die Universität weiter mit. Die Methode ermögliche es, Viren und Mikroben im Eis zu untersuchen, ohne das Eis zu kontaminieren. Weil man jetzt diese Signaturen kenne, könne man nach ihnen in anderen extremen Umgebungen suchen, wie etwa auf dem Mond, Mars oder anderen Planeten. Dies wäre ein klarer Hinweis auf Leben oder früheres Leben dort.

Die Erforschung der Urzeit-Viren ist aber auch für die Zukunft auf der Erde wichtig. Denn wenn das Eis schmilzt, können die so lange im Eis konservierten Viren wieder zum Leben erweckt werden und möglicherweise eine Gefahr darstellen. Durch die Evolution ist es möglich, dass heute lebende Organismen keine Abwehr mehr gegen solche prähistorischen Viren haben. Dadurch könnte es zu einem Artensterben kommen oder Mutationen, die womöglich auf Menschen übergehen.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>27.04.2024: Nach K.o.-Tropfen: Wienerin wacht neben U-Bahngleis auf</strong>. Lena wurden schon zweimal Drogen in den Drink geschüttet. Einmal lag sie Stunden bewusstlos in der U-Bahn, erzählt sie in der ATV-Doku "Reingelegt". <strong><a data-li-document-ref="120032976" href="https://www.heute.at/s/nach-ko-tropfen-wienerin-wacht-neben-u-bahngleis-auf-120032976">Weiterlesen &gt;&gt;</a></strong>
    27.04.2024: Nach K.o.-Tropfen: Wienerin wacht neben U-Bahngleis auf. Lena wurden schon zweimal Drogen in den Drink geschüttet. Einmal lag sie Stunden bewusstlos in der U-Bahn, erzählt sie in der ATV-Doku "Reingelegt". Weiterlesen >>
    ATV
    Mehr zum Thema