Niederösterreich

3 Stiche für Freund nach Bier und Flasche Jägermeister

Seinen guten Freund verletzte ein Wiener mit einem Springer nach einem Streit und reichlich Alkohol schwer. Er musste wegen Mordversuchs vor Gericht.

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Der Angeklagte im Gespräch mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger
Der Angeklagte im Gespräch mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger
Auer Denise

Wegen versuchten Mordes musste ein bis dato unbescholtener Wiener (31) am Dienstag am Wiener Landl auf die Anklagebank. 

700 Euro vom AMS

Der 31-jährige Arbeitslose, der rund 700 Euro vom AMS bezieht, hatte vor rund zwei Jahren das Opfer (21) aus Oberösterreich kennengelernt, woraufhin sich eine gute Freundschaft zwischen den beiden entwickelte. Am Tag vor der Bluttat Ende Jänner 2022 schlief der Angeklagte bis 17 Uhr, trank zwei Bier und eine Flasche Jägermeister (0,4 Liter).

Eine halbe Stunde nach Mitternacht holte er schließlich seinen Kumpel vom Wiener Hauptbahnhof ab, gemeinsam schlenderte das Duo durch Wien, kaufte sich im Sonnwendviertelpark Cannabis und rauchte einen Joint. Schließlich gerieten die Freunde wegen Nichtigkeiten in Streit, der 31-Jährige ging laut Anklage alleine zurück in seine Wohnung, das Opfer stand vor dem verschlossenen Gittertor der Wohnhausanlage und trat dagegen. 

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    Der Angeklagte im Gespräch mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger
    Der Angeklagte im Gespräch mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger
    Auer Denise

    Das Opfer begab sich laut Anklage schließlich zur S-Bahn-Station, der 31-Jährige wutentbrannt hinterher. Der Streit wurde heftiger, schließlich wurden die Familien der Männer hineingezogen, das Opfer soll in Richtung des Wieners gesagt haben: "Und Du geh halt zu deinem Vater." Der 31-Jährige, dessen Vater bereits gestorben war, nahm seinen Freund in den Schwitzkasten, schlug ihm mehrmals mit der flachen Hand auf den Kopf.

    "Ich habe meinen Freund erstochen"

    In der Folge zog der Angeklagte ein Springmesser und rammte es dem Opfer in den Hals, Kinn und Oberarm. Nur durch Zufall wurde laut Gutachter kein großes Blutgefäß der Halsregion beschädigt. Der Oberösterreicher sackte zusammen, der Angreifer wählte selbst den Notruf. Der 31-Jährige lief der Polizei entgegen und schrie: "Ich habe meinen Freund erstochen, ich habe meinen Freund erstochen."

    Das nicht lebensgefährlich verletzte Opfer musste ins Spital, der Messerstecher hatte zwischen 1,5 und 1,8 Promille und Cannabis inuts.

    Tränen und Entschuldigung

    Beim Prozess wegen Mordversuches bestritt der Angeklagte eine Tötungsabsicht, der renommierte Strafverteidiger Manfred Arbacher kämpfte für seinen Mandanten. "Alleine der Anruf bei der Rettung ist ein tauglicher Rücktritt vom versuchten Mord." Unter Tränen bat der 31-Jährige den 21-Jährigen um Verzeihung, das Opfer nahm die Entschuldigung an.

    Die Geschworenen entschieden bei der Mordfrage mit 4:4. Also im Zweifel für den Angeklagten - es war kein Mordversuch. Somit kam der Wiener mit 3,5 Jahren Haft wegen absichtlich schwerer Körperverletzung davon.