Österreich

3 Tote im Schloss: Anwälte plädieren auf Totschlag

Heute Redaktion
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Heute muss Tono G. am Landesgericht in Korneuburg vor Gericht. Die Anklage wirft ihm dreifachen Mord vor. Doch seine beiden Verteidiger werfen ein: „Es war Totschlag, es war nichts geplant."

Prozessauftakt heute um 9 Uhr in Korneuburg: Zunächst durften Richter, Anwälte und Staatsanwältin fotografiert werden, kurz vor der Vorführung des angeklagten Tono G. (kommt im unterirdischen Gang - ist so seit Neubau Justizzentrum Korneuburg) wurden alle Medienvertreter mit Kameras und Fotoapparaten des Saales verwiesen. Üblicherweise ist dies bei großen Mordfällen nicht der Fall - aber manche Menschen werden in Korneuburg offenbar gleicher als die anderen betrachtet.

Von einigen Jahren Haft für Totschlag (Anm.: 5 bis 10 Jahre Haft Strafrahmen) bis „lebenslang" für dreifachen Mordes - für Johann Anton ‚„Tono" G. (55) geht es heute in Korneuburg um irrsinnig viel. Wie berichtet hatte der Unternehmer, Land- und Forstwirt am 13. Dezember seinen Vater (92), Stiefmutter (87) und Bruder (87) aus kurzer Distanz mit einem Jagdgewehr „Miroku" (Kaliber 12) erschossen.

"Leben mit Patriarchen"

Staatsanwältin Anna Weißenböck trug die Anklage kurz nach 9 Uhr mit allen blutigen Details vor (Anm.: aus nächster Nähe ins Gesicht geschossen, siehe unten). Anwalt Peter Philipp drückte von Anfang an auf die Tränendrüse: Der Advokat zeigt die langjährige Erkrankung (Neurofibromatose - Anm.: normalerweise Pusteln auf der Haut, bei Tono G. aber innerer Tumor, der ihm fast das Leben gekostet habe). Dann die Verantwortung des Angeklagten: Totschlag. Tono G. entstammt einer portugiesischen Adelsfamilie mit einigen Schlössern in Europa. Dann erzählt der Angeklagte ruhig und gefasst über das Leben mit einem Patriarchen, dessen Motto sowohl privat als auch im Familienbetrieb lautete: "Ich bestimme und nur ich!" So habe der alte Schlossherr immer wieder über die Köpfe einer Söhne hinweg bestimmt.

Der Bluttat war ein Streit um einen bereits eingebauten, aber nicht bewilligten Speiselift vorausgegangen. Der gelernte Fotokaufmann Tono G. hatte einen Beschwichtigungs-Brief an die Gemeinde aufgesetzt, das Schriftstück war für den tyrannischen Vater aber nicht gut genug.

Totschlag?

Der 55-Jährige holte aus dem Jagdzimmer die Waffe, kehrte zurück ins Kaminzimmer, richtete zuerst seinen geliebten Bruder, dann den verhassten Vater und dann die immobile Stiefmutter mit Kopfschüssen hin.

Seine Verteidiger, Arthur Machac und Peter Philipp, werden auf Totschlag plädieren. „Unser Mandant war in Rage und das allgemein verständlich. Von Vorsatz keine Rede, die ganze Sache hat ein bis zwei Minuten gedauert", erklärt der renommierte Strafverteidiger Arthur Machac. Ein Urteil der Geschworenen wird für Freitagnachmittag erwartet, laut Gutacher ist Tono G. zurechnungsfähig. (Lie)