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350-Mio.-Kredit: Prozess gegen Ex-Bawag-Manager

Heute Redaktion
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Die früheren Bawag-Manager Christian Büttner (l.) und Peter Nakowitz vor Verhandlungsbeginn am Landesgericht Wiener Neustadt am Dienstag.
Die früheren Bawag-Manager Christian Büttner (l.) und Peter Nakowitz vor Verhandlungsbeginn am Landesgericht Wiener Neustadt am Dienstag.
Bild: picturedesk.com/APA/Herbert Pfarrhofer

Krimi um einen 350 Millionen Euro schweren Blitzkredit: Die Gewerkschaftsbank gewährte diesen einem kurz vor der Pleite stehenden Broker – vier Ex-Bawag-Managern drohen Haftstrafen.

Am Dienstag startete am Gericht Wr. Neustadt der Prozess um einen 350 Millionen Euro schweren Kredit, der laut Anklage 2005 von der Bawag-Bank an den kurz vor der Pleite stehenden US-Broker Refco nie vergeben hätte werden dürfen. Dieser Blitzkredit hatte im Oktober 2005 stattgefunden – an einem Sonntag wurde er von der Gewerkschaftsbank an das US-Unternehmen Refco vergeben. Nur einen Tag später meldete Refco Konkurs an, das Geld aus dem Kredit konnte nie wieder zurückgeholt werden.

Zu den Vorwürfen Beitrag zum schweren Betrug sowie Untreue (es drohen bis zu zehn Jahre Haft) bekannten sich alle drei anwesenden Angeklagten nicht schuldig.

Der Hauptangeklagte, Ex-Bawag-Chef Johann Zwettler (78), war aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend. Neben ihm stehen die früheren Vorstände Peter Nakowitz, Christian Büttner und ein weiterer Manager vor Gericht. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Refco habe positives Bild gemacht

Neben dem Blitzkredit wird den Angeklagten vorgeworfen, einen Beitrag zum Betrug des ehemaligen Refco-Chefs Philip Bennett geleistet zu haben. Denn sie hätten dabei geholfen, die Vermögenslage der Refco zu schönen und so den damaligen Refco-Käufer, das New Yorker Investmenthaus Thomas H. Lee Partners, über die tatsächliche Finanzlage in dem US-Unternehmen getäuscht.

Die Verteidiger argumentierten dagegen, dass ihre Mandanten von den betrügerischen Absichten Bennetts nichts wussten und dass dieser auch die Bawag-Vorstände über seine Absichten getäuscht habe. Die Refco habe nach außen bis zum Schluss, also bis zu ihrer Pleite, ein sehr positives Bild gemacht. Die Angeklagten hätten immer an den Erfolg des US-Brokers geglaubt und seien sich der betrügerischen Tätigkeiten Bennets zuvor nie bewusst gewesen, sagte die Anwältin des ehemaligen Bawag-Vorstandsmitglieds Christian Büttner, Caroline Toifl.

Von weiterem Gewinn ausgegangen

Entlang dieser Argumentationslinie äußerte sich auch der viertangeklagte Ex-Bawag-Manager, der am Nachmittag einvernommen wurde. Er und auch sein Vorgesetzter, der Ex-Bawag-Chef Johann Zwettler, hätten die Refco damals immer als sehr erfolgreichen Broker wahrgenommen, bei dem auch von weiteren Gewinnen ausgegangen werden kann.

Als der 1999 erworbene 10-prozentige Bawag-Anteil an Refco 2004 an Thomas H. Lee verkauft wurde, habe er keinen Grund gehabt in irgendeiner Form anzunehmen, dass Refco-Chef Bennett Thomas H. Lee in irgendeiner Weise betrügen wollte oder die Bawag ihn darin in irgendeiner Weise unterstützt hätte. Seine Arbeit für Zwettler und für die Refco, die ein sogenannter "Generaldirektorkunde" war - das heißt, dass Zwettler den Kunden Refco persönlich betreut hat - habe vor allem in organisatorischen Tätigkeiten bestanden. In die Verhandlungen rund um den Ankauf der Beteiligung sei er nicht involviert gewesen.

Der Prozess geht am Gericht in Wr. Neustadt über die Bühne, weil einer der Angeklagten mit einer Wiener Staatsanwältin verheiratet ist und das Landesgericht für Strafsachen in Wien sich für befangen erklärt hat. 29 Prozesstage sind anberaumt, ein Urteil soll es Ende März 2020 geben.

Übrigens: Bereits im früher abgehandeltem Bawag-Prozess rund um die Karibik-Geschäfte hatte Johann Zwettler fünf Jahre Haft ausgefasst, war aber haftunfähig und bisher nie im Gefängnis gewesen.