Österreich

37-jähriger Amok-Vater war amtsbekannt

Heute Redaktion
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Bild: PAUL PLUTSCH

Trauer und Betroffenheit herrscht derzeit nach der Bluttat in St. Pölten, bei der ein Vater seinen Sohn aus dem Klassenzimmer geholt und niedergeschossen hat.

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In der Familie des Amok-Vaters kam es immer wieder zu Problemen: Der mutmaßliche Täter war polizeibekannt, und zwar wegen häuslicher Gewalt.

Nach einer entsprechenden Amtshandlung vor wenigen Tagen sei der Familienvater mit einem Rückkehrverbot in die Wohnung seiner Familie belegt worden, sagte Oberstleutnant Alfred Schüller vom Landeskriminalamt.

Schwiegervater: "Scheidungskrieg"

Nach dem Vorfall eilte der Großvater des angeschossenen Buben, Mehmet Ali, zur Schule. Ihm steht der Schock und die Trauer über die Tat seines Schwiegersohnes ins Gesicht geschrieben. Laut seinen Angaben hatte zwischen den Eltern des angeschossenen Buben ein "regelrechter Scheidungskrieg" geherrscht.

Ehefrau unverletzt

Die Schwester des Buben kam heil davon, sie besucht die selbe Volksschule wie ihr niedergeschossener Bruder.

Auch die Ehefrau des mutmaßlichen Täters ist unverletzt. Die Polizei hatte zunächst nicht ausgeschlossen, dass der Mann nach dem Schuss auf seinen Sohn versuchen würde, auch seiner Frau etwas anzutun.

Schüler und Lehrer der Schule musstenLesen Sie weiter: Leider keine Seltenheit: die schrecklichsten Familiendramen in Österreich

Kinder als Opfer von Familientragödien sind leider keine Seltenheit: Immer wieder treiben Beziehungskrisen, psychische Probleme und Überforderung Menschen zu Bluttaten innerhalb der Familie. Väter oder Mütter töten in scheinbar ausweglosen Situationen ihre Kinder. Oft sind psychische Probleme Auslöser.


Jänner 2000: Eine 24-jährige Frau erdrosselt in Wien-Landstraße ihre beiden Kinder (zwei und acht Jahre). Von der mutmaßlichen Täterin fehlt bis heute jede Spur. Es wird vermutet, dass sie Selbstmord begangen hat. Das Motiv liegt in Schwierigkeiten mit ihrer Familie: Die 24-Jährige wurde, nachdem sie bei einem Ladendiebstahl erwischt worden war, von ihren Angehörigen "geschnitten".
August 2001: Eine Grazerin ersticht ihren kleinen Sohn kurz vor dessen fünften Geburtstag. Die Frau leidet seit längerem unter Depressionen, sie bleibt stundenlang neben der Leiche sitzen.
September 2001: Ein Vater holt seinen dreijährigen Sohn bei der Kindesmutter in Neustift im Stubaital ab und fährt mit ihm in die Sillschlucht. Auf einem Kinderspielplatz erwürgt er den Dreijährigen. Hintergrund der Tat ist ein Beziehungsdrama, das sich zwischen den Eltern des Buben abspielt. Das Paar lebt zum Zeitpunkt der Tat nach vierjähriger Ehe getrennt voneinander.
März 2003: In Feldkirch erschießt ein Vater seinen 19 Monate alten Sohn, den seine Frau gerade im Arm hält, und tötet sich selbst. Der Hintergrund der Tat sind Eheprobleme, die Frau hat drei Wochen zuvor die Scheidung eingereicht. Sie, ein weiterer, 15 Jahre alter Sohn und ein Freund des Burschen überleben die Tat physisch unversehrt.
Dezember 2003: Ein 28-Jähriger fügt seinem dreijährigen Sohn mit einem Messer Verletzungen zu und wirft ihn dann oberhalb des Kraftwerks Greifenstein (Bezirk Tulln) in die eiskalte Donau. Auch er selbst stürzt sich ins Wasser, rettet sich dann aber ans Ufer. Motiv ist ein Streit mit seiner geschiedenen Frau.
März 2004: Eifersucht auf die Ehefrau ist das Motiv eines Familiendramas in Semriach bei Graz: Ein Landwirt tötet seine beiden neun- und elfjährigen Kinder sowie sich selbst. In einem Abschiedsbrief schreibt er, dass er seinen Sohn und seine Tochter in den Tod mitnehme, damit seine Frau ein glückliches Leben führen kann. Seit längerem hat diese einen Freund.
Oktober 2004: In Saalfelden ertränkt eine 35-jährige Mutter ihre fünfjährige Tochter in der Badewanne und versucht danach, sich das Leben zu nehmen. Das Motiv der geschiedenen Frau: Sie wollte ihr Kind nicht mit dem Vater teilen.
Juli 2005: Eine 45-jährige Mutter erschlägt in Graz ihre beiden halbwüchsigen Söhne im Schlaf mit einer Hacke. Anschließend fährt sie mit dem Zug nach Wien, wo sie von der Polizei festgenommen wird. Die Frau leidet seit Jahren an Depressionen. Vor Gericht sagt sie, sie habe ihren Kindern ein Leben wie das ihre ersparen wollen.
Jänner 2006: Ein 50-jähriger Frühpensionist tötet nach einem Streit mit seiner Frau vier seiner fünf Kinder in Mauerbach (Niederösterreich). Auf der Flucht wird der Mann beim Versuch, eine Polizeisperre zu durchbrechen, erschossen. Hintergrund des Streits sind finanzielle Probleme in der Familie.
Jänner 2008: Ein 41-Jähriger erstickt seinen zehnjährigen Sohn in Graz. Hintergrund sind die wiederholten Streits mit seiner geschiedenen Frau. Eigentlich wollte er diese töten, doch sie habe ihn nie in die Wohnung gelassen, gibt der Täter bei der Polizei an.
Dezember 2009: In einem Hotel in Wien-Hietzing bringt eine Mutter ihren zweijährigen Sohn um und tötet sich selbst. Die Frau hinterlässt einen Abschiedsbrief, in dem sie schreibt, dass sie keinen anderen Ausweg gesehen habe. Nähere Angaben zum Motiv macht sie nicht.
Dezember 2011: In Innsbruck ertränkt eine Mutter ihre siebenjährige Tochter in der Badewanne. Die schwer verstörte Frau gesteht die Tat, kann zu ihrem Motiv zunächst aber keine Angaben machen.
März 2012: Furchtbarer Fund in Reichenau in Mühlkreis: Eine Mutter tötet ihren vierjährigen Sohn und versucht danach, sich das Leben zu nehmen. Sie hinterlässt einen Abschiedsbrief. Zu dessen Inhalt macht die Polizei keine Angaben.