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375.000 New Yorker müssen aus Häusern

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Amerikanische TV-Sender haben vor dem Monstersturm des Jahrhunderts gewarnt. Die Bewohner der US-Ostküste hofften unterdessen, dass die Wetterdienste mit ihren Prognosen falsch liegen. Andersfalls droht einem der dicht besiedelten Gebiete der USA kurz vor der Wahl ein Desaster. In New York steht der öffentliche Verkehr still. 375.000 New Yorker müssen aus ihren Häusern. US-Ostküste rüstet sich für Jahrhundertsturm. UNO schließt wegen "Sandy" am Montag ihren Sitz in New York.

Amerikanische TV-Sender haben vor dem Monstersturm des Jahrhunderts gewarnt. Die Bewohner der US-Ostküste hofften unterdessen, dass die Wetterdienste mit ihren Prognosen falsch liegen. Andersfalls droht einem der dicht besiedelten Gebiete der USA kurz vor der Wahl ein Desaster. In New York steht der öffentliche Verkehr still. 375.000 New Yorker müssen aus ihren Häusern. US-Ostküste rüstet sich für Jahrhundertsturm. UNO schließt wegen "Sandy" am Montag ihren Sitz in New York.

Massen-Evakuierungen in New York: 375 000 Bewohnern der Millionenstadt müssen wegen des drohenden Hurrikans "Sandy" ihre Häuser verlassen. Das ordnete New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg am Sonntag an. Betroffen sind vor allem die niedriger gelegenen Stadtteile im Süden Manhattans, darunter auch das beliebte Tribeca, in dem nach der Zerstörung vom 11. September 2001 Tausende neue Wohnungen geschaffen worden waren.

"Dies ist ein ernst zu nehmender und gefährlicher Sturm", warnte Bloomberg. Die erste Ausläufer wurden bereits in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) erwartet, die volle Wucht des Megasturms sollte jedoch erst am Montag auf New York und die Nachbarstaaten treffen. Die Bewohner sollten in Evakuierungszentren unterkommen.

Wirbelte den Wahlkampf durcheinander

Hurrikan "Sandy" zog an der Ostküste der USA hoch und wirbelte den Präsidentenwahlkampf durcheinander. Am Sonntag ortete das Nationale Hurrikan-Zentrum den Sturm rund 400 Kilometer vor North Carolina. Sowohl Präsident Barack Obama wie sein Herausforderer Mitt Romney mussten am Wochenende Termine absagen, um den Sturm zu umgehen. Obama hielt am Samstag eine Telefon-Konferenz mit den Leitern der Notfallbehörden in den betroffenen Regionen ab, wie das Weiße Haus mitteilte.

Der Sturm könnte demnach von Montag bis Dienstag mit Starkregen, Hochwasser, Schnee und heftigem Wind große Schäden zwischen Washington und Boston anrichten. Dieser Streifen der Ostküste gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen der USA. Schon am Sonntag wurde mit starkem Wind, schweren Regengüssen und Schneefall gerechnet.

Wegen "Sandy" sind in New York vorsorglich hunderte Flüge abgesagt worden. Die Behörden der US-Metropole ordneten am Sonntag zudem an, dass ab dem Abend vorerst keine U-Bahnen, Busse und Regionalzüge mehr fahren dürfen.

Kriegsschiffe müssen verlegt werden

Die Schiffe der Navy, die im wichtigen Hafen Norfolk im Bundesstaat Virginia liegen, müssen verlegt werden. 61.000 Mitglieder der Nationalgarde waren in Katastrophen-Bereitschaft. Vielerorts sicherten Menschen ihre Häuser mit Brettern und Sandsäcken.

Hamsterkäufe führten zu ersten Engpässen. Viele Supermärkte von Washington bis New York waren am Sonntag ohne Wasser. Auch Batterien und Lebensmittel in Dosen wurden knapp. "Eine Palette Wasser haben wir noch im Lager", sagte ein Mitarbeiter eines Supermarktes in Reading in Pennsylvania. "Aber die Leute kaufen auf Vorrat. Kaum einer, der nicht zwei Kartons mit Wasserflaschen in seinem Wagen hat."

Düstere Prognosen

Die Prognosen der Wetterexperten sahen düster aus: "Wenn man Bäume hat, die noch Blätter tragen und dieser Wind und Regen daraufkommen, kippen diese Bäume um, und die Stromversorgung fällt aus", warnte "CNN"-Meteorologe Rob Marciano. "Zudem gibt es eine verheerende Überschwemmung."

Experten fürchten, dass sich der Schaden allein durch den Wind auf über drei Milliarden Dollar (rund 2,3 Milliarden Euro) belaufen könnte, wenn passiert, was die Meteorologen prognostizieren: Demnach wird "Sandy" an diesem am Montag irgendwo zwischen Washington und Boston auf Land treffen.

"Frankenstorm"

Befürchtet wurde, dass der Hurrikan im Nordosten der USA auf einen Wintersturm stößt. Diese Kombination könne zum schwersten Unwetter seit August 1991 führen. Damals führte Hurrikan "Bob" an der Ostküste der USA von South Carolina im Süden bis Maine im Norden zu vier Todesopfern und hohen Sachschäden.

"Sandy" hatte in den Vortagen in der Karibik mindestens 57 Todesopfer gefordert, wie die Behörden bis Sonntag bestätigten. Den ganzen Tag über warnten Radio- und Fernsehsender die US-Bevölkerung an der Ostküste vor einem drohenden "Frankenstorm" in Anlehnung an das von der Filmfigur Frankenstein geschaffene Monster.

Lesen Sie auf Seite 2 über die Anfänge von "Sandy"...

Aus Furcht vor einem der schwersten Stürme seit Jahrzehnten haben mehrere Bundesstaaten an der US-Ostküste den Notstand ausgerufen. Nach seinem desaströsen Zug über die Karibik hinweg entwickelte sich "Sandy" am Samstag zu einer massiven Bedrohung auch für Metropolen wie New York und Washington.

Als eine Mischung aus Tropen- und Wintersturm könnte "Sandy" Experten zufolge dem östlichen Drittel der USA Starkregen und Schnee bringen. Mitten im Endspurt zur Präsidentenwahl drohen Überschwemmungen und weitreichende Stromausfälle. Die Behörden forderten die Bevölkerung auf, sich mit Lebensmittelvorräten, Trinkwasser und Batterien einzudecken. In der Karibik hatte "Sandy" zuvor mindestens 41 Menschen das Leben gekostet.

In der Nacht auf Samstag verlor der Sturm zunächst etwas an Kraft, erreichte nach Angaben des Nationalen Hurrikan-Zentrums später aber wieder Hurrikan-Stärke mit Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde. "Sandy" befand sich dem US-Hurrikan-Zentrum zufolge am Samstagmorgen (Ortszeit) rund 560 Kilometer südöstlich der Metropole Charleston in South Carolina.

Sturm wird stärker

Im Verlauf des Wochenendes dürfte der Sturm an Fahrt aufnehmen, entlang der US-Küste nach Norden fegen, dann nach Westen abdrehen und bis spätestens Dienstag zwischen North Carolina und den Neu-England-Staaten die US-Küste erreichen. Viele Meteorologen warnten, dass "Sandy" deutlich größere Schäden anrichten könnte als "Irene" im vergangenen Jahr. Dieser Sturm hatte im Nordosten der USA bereits für Milliardenschäden gesorgt.

"Sandy" kommt für die Tropensturm-Saison spät und weist gleichzeitig typische Eigenschaften eines Wintersturms auf. Aus dieser Kombination, so fürchteten Experten, könnte ein besonders schwerer Sturm mit katastrophalen Folgen entstehen. Wegen dieses Ausmaßes und der zeitlichen Nähe zu Halloween am Mittwoch wird "Sandy" in den USA auch "Monstersturm" genannt.

Werden New Yorker Öffis eingestellt?

In New York erwogen die Behörden, den öffentlichen Nahverkehr einzustellen. Sie fürchten wegen starker Winde und Überschwemmungen zu hohe Risiken für den Bus- und U-Bahnbetrieb. Die New Yorker Börsen feilten an Notfallplänen, um den Handel aufrechterhalten zu können. Wenige Tag vor der Wahl am 6. November geben viele Wähler bereits ihre Stimmen ab. Die Behörden bereiten sich darauf vor, auch im Falle von Stromausfällen diese vorzeitige Stimmabgabe weiter zu ermöglichen.

Im US-Bundesstaat Virginia wirkte sich "Sandy" bereits auf den Wahlkampf aus: Vizepräsident Joe Biden sowie Präsident Barack Obamas Herausforderer Mitt Romney sagten jeweils einen Auftritt in Virginia Beach ab.