Österreich

39-jähriger "Pflegefall" beim Wandern fotografiert

Ein Mann (39) aus dem Bezirk Melk soll seine Versicherung um 218.000 Euro betrogen und teils in Windeln schwerste Behinderungen vorgetäuscht haben.

Heute Redaktion
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Ein außergewöhnlicher Prozess wurde Donnerstag am Landesgericht Krems eröffnet: Jahrelang soll ein 39-Jähriger einer Versicherungsanstalt schwerste Behinderungen vorgetäuscht haben, um Pflegegeld und Pension zu kassieren. Insgesamt 218.000 Euro will die Versicherung jetzt zurück. Der einschlägig vorbestrafte Angeklagte plädierte aber auf nicht schuldig. Er sagte, seine Tagesverfassung habe sich täglich geändert, er habe nicht simuliert.

Seit dem Jahr 2001 hatte der Mann eine Pflegestufe, die wurde immer weiter angehoben, schlussendlich erreichte er die Stufe 6, also die zweithöchste. "Als der Gutachter zu Besuch kam, roch es nach Urin in der Wohnung und der Angeklagte trug Windeln, konnte nicht selbst aus dem Bett aufstehen und war auf einen Rollstuhl angewiesen. Es gibt aber zahlreiche Beweise, darunter ein Video, die zeigen, dass das gespielt war", führte der Staatsanwalt aus.

Ohne Rollstuhl beim Wandern

So legte die Staatsanwaltschaft unter anderem Fotos vor, die den 39-Jährigen beim Wandern in Griechenland oder Südafrika zeigen – ganz ohne Stock oder gar Rollstuhl. "Das waren aber nur Momentaufnahmen, auf einem Foto will man immer gut aussehen. Mein Mandant hat auch psychische Probleme, die in die Pflegestufe einfließen, die wurden bislang aber gar nicht berücksichtigt", erklärt sein Rechtsanwalt Karlheinz Amann.

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Am ersten Verhandlungstag wurden mehrere Zeugen vernommen, die allesamt angaben, dass der Angeklagte alles andere als pflegebedürftig gewirkt habe. Sei es beim Essen im Wirtshaus oder beim Spazieren auf der Straße gewesen. Beim nächsten Verhandlungstermin im Juni werden die zahlreichen involvierten Gutachter und Mediziner einvernommen, diese sollen endgültig Licht in die Sache bringen. Es gilt die Unschuldsvermutung.



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