Alarmierende Studie

40 % der Jugendlichen werden online sexuell belästigt

Einer Studie von Saferinternet.at zufolge steht für viele Jugendliche in Österreich sexuelle Belästigung im Internet an der Tagesordnung.
Newsdesk Heute
10.02.2025, 15:35

Anlässlich des 22. internationalen Safer Internet Day am Dienstag präsentierte Saferinternet.at eine aktuelle Studie zum Thema "Sexuelle Belästigung online" – mit erschreckenden Ergebnissen. Für viele Kinder und Jugendliche in Österreich ist sexuelle Belästigung im Internet zum traurigen Alltag geworden. Beinahe 40 Prozent der elf bis 17-Jährigen sind damit konfrontiert.

Für die Studie wurden 405 österreichische Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren befragt. Zusätzlich wurden vertiefende Fokusgruppen in Schulen durchgeführt sowie ausgewählte Expertinnen und Experten interviewt. "Die Ergebnisse zeigen eine beunruhigende Entwicklung und dringenden Handlungsbedarf auf. Erforderlich sind vor allem verstärkte Präventionsmaßnahmen", sagte Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at in einer Aussendung

Anzügliche Kommentare, intime Fragen und Nacktfotos

Zu den gängigsten Formen der sexuellen Belästigung online zählen anzügliche Kommentare, intime Fragen oder die Aufforderung, Nacktbilder zu schicken. Zumindest 38 Prozent der Jugendlichen waren bereits einmal mit Formen sexueller Belästigung im Internet konfrontiert. Sogar mehr als ein Viertel der elf bis 14-Jährigen (28 Prozent) sind von sexueller Belästigung betroffen. Bei der älteren Altersgruppe – den 15- bis 17-Jährigen – sind es alarmierende 51 Prozent.

Unterschiede zeigen sich vor allem beim Geschlecht: Während mehr als die Hälfte der weiblichen Jugendlichen solche Erfahrungen gemacht hat, ist rund ein Viertel der männlichen Jugendlichen davon betroffen. Etwa die Hälfte aller Befragten (52 %) geht davon aus, dass bereits Kinder im Volksschulalter online von sexueller Belästigung betroffen sind.

Die meisten Übergriffe finden auf Social-Media-Plattformen statt, gefolgt von Messengern und Onlinespielen. Besonders beunruhigend ist der Fakt, dass knapp ein Drittel der Befragten sexuelle Belästigung im Internet als normal beurteilt. Viele der befragten Jugendlichen bezeichnen solche Erfahrungen als "Teil der digitalen Lebenswelt".

Erpressung mit Nacktfotos

Die Studie zeigt, dass das Versenden von Nacktaufnahmen in vielen Fällen nicht freiwillig passiert. 42 Prozent der Befragten haben in ihrem Umfeld bereits wahrgenommen, dass Nacktfotos ohne Zustimmung weitergeschickt oder veröffentlicht wurden – fünf Prozent seien sogar selbst davon betroffen. 14 Prozent haben bereits Nacktbilder von sich selbst verschickt. Einige davon gaben an, dass sie die Aufnahmen nicht freiwillig verschickt haben.

Außerdem sagten sechs Prozent der Befragten, dass sie schon einmal heimlich in einer intimen Situation gefilmt wurden – etwa beim Sex, auf der Toilette oder beim Umziehen. 65 Prozent sind der Meinung, dass Kinder und Jugendliche häufig mit Nacktbildern erpresst werden. Der Leiterin von Rat auf Draht, Birgit Satke zufolge sei besonders auffallend, dass die Betroffenen immer jünger werden. Die Aufnahmen haben oft gravierende Folgen. Die Betroffenen werden stigmatisiert, gemobbt und sehen einen Schulwechsel oft als letzten Ausweg.

Jugendliche ignorieren Belästigung

Auf unangenehme sexuelle Fragen reagieren fast zwei Drittel der Befragten, indem sie diese ignorieren, während 57 Prozent die Personen blockieren. 39 Prozent geben an, Personen, die ihnen solche Fragen stellen, auch an die jeweiligen Plattformen zu melden. Viele Jugendliche empfinden das Meldeverfahren allerdings als wenig zielführend.

Dem Generalsekretär der ISPA - Internet Service Providers Austria, Stefan Ebenberger, zufolge müsse das Vertrauen in die effektiven Meldemechanismen weiter gestärkt werden, damit sich noch mehr Betroffene direkt an die Plattformen wenden. Die Meldemechanismen würden dazu beitragen, dass Accounts, die andere belästigen, schneller entfernt werden.

"Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Meldemechanismen von einem Großteil der Jugendlichen genutzt werden. Dabei melden die weiblichen und die jüngeren Befragten mehr als die männlichen bzw. älteren", so Ebenberger.

Schulen und Eltern gefordert

Wie notwendig umfassende Präventionsmaßnahmen sind, wird durch die Studie untermauert. Vor allem weibliche Jugendliche, die sexuelle Belästigung stärker wahrnehmen als männliche, wünschen sich eine bessere Aufklärung zu diesem Thema. 61 Prozent der weiblichen Befragten wünschen sich mehr Informationen dazu, wie man sich vor solchen Übergriffen schützen kann, bei den männlichen Befragten sind es 46 Prozent. Als Ort der Aufklärung wird die Schule gesehen.

"Es ist essenziell, dass Jugendliche lernen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und sich zu schützen - etwa, indem sie eigene Grenzen wahrnehmen und diese selbstbewusst aufzeigen. Gleichzeitig müssen wir Erwachsene als Ansprechpersonen stärken", betont Barbara Buchegger. Nur zehn Prozent der Befragten reden mit jemandem über ihre Erfahrungen. Hier seien Eltern angewiesen, ihre Kinder ernst zu nehmen und ihr Selbstvertrauen zu stärken, damit diese nicht ausschließlich auf Anerkennung aus dem Netz angewiesen seien.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 10.02.2025, 16:10, 10.02.2025, 15:35
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