Wien

400 Spritzen nach Brust-OP in Wien – "schon 3000 Opfer"

Eine Brust-OP, 400 Spritzen, 120 Seiten Akt: Die Wienerin Dilek K. kämpft seit einer Schönheitskorrektur mit massivsten gesundheitlichen Problemen.

Clemens Oistric
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Dilek K. mit ihrer Anwältin Susanne Kurtev
Dilek K. mit ihrer Anwältin Susanne Kurtev
Clemens Pilz

Massig Probleme wegen einer dralleren Oberweite: Die Wienerin Dilek K. entschloss sich im Jahr 2006 zu einem Brust-Implantat. "Ich hatte einfach null Selbstbewusstsein wegen meiner ungleich großen Brüste. Ich konnte nicht schwimmen gehen und traute mich nicht, auf Männer zuzugehen", schildert die 36-Jährige gegenüber "Heute".

Schönheit muss leiden – diese schmerzhafte Erfahrung machte sie aber erst viele Jahre nach dem Eingriff in einer Wiener Klinik. Infolge einer Grippe schnellten die Infektionswerte nach oben – eine Reaktion auf das schadhafte Implantat. Bis sie es sich entfernen ließ, verabreichte man ihr gezählte 400 Rheumesser-Injektionen und täglich bis zu 12 Schmerzpillen. Die Folge: "Ich nahm 45 Kilo zu, wog plötzlich 110 Kilogramm. Schuld sein will niemand." Das herausoperierte Teil händigte man ihr, entgegen der Vereinbarung, gesäubert aus. "Ich habe noch immer überall Knoten", sagt Dilek K. heute.

Der Wiener Top-Anwalt Philipp Wolm mit seiner Klientin (und dem Silikon-Teil).<br>
Der Wiener Top-Anwalt Philipp Wolm mit seiner Klientin (und dem Silikon-Teil).
Sabine Hertel

Sie zieht nun vor Gericht. "Wenn ich jetzt nicht laut werde", meint sie, "werde ich das ein Leben lang bereuen". Nachdem sie ihre Leidensgeschichte öffentlich gemacht hat, meldeten sich 3.000 Frauen mit ähnlichem Schicksal, erzählt sie. Am 10. Februar findet die erste Tagsatzung vor Gericht in Wien statt. Die Juristen Susanne Kurtev (Kanzlei Rast und Musliu) und Philipp Wolm stehen Dilek K. zur Seite. "Es wird wohl ein Sachverständigengutachten brauchen", erklärt Juristin Kurtev. Und: "Die Krankenunterlagen sind komischerweise verschwunden. Das darf aber nicht zu Lasten der Geschädigten gehen."

Keine OP ohne Grund

Dilek K. nimmt selbst Hass-Kommentare sportlich: "Die Leute meinen: 'Selbst schuld, hätte sie sich halt nicht den Busen machen lassen.' Ich kann aber garantieren, dass jeder Mensch, der sich operieren lässt, einen für ihn triftigen Grund hat." Mit Frauen, die das selbe Martyrium durchlitten haben, tauscht sie sich im Internet aus

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