Szene

45 Min

Land: D, Genre: Dokumentation

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Der erste Blick in den Bienenstock nach dem Winter offenbart Imkern nicht selten eine kleine Katastrophe: Tausende von toten Bienen, ganze Kolonien, die den Winter nicht überlebt haben. Der Bienenforscher Torben Schiffer sucht nach den Gründen für die Anfälligkeit der Honigbienen in Deutschland. Sein Ziel ist es, die Bienenvölker für die Zukunft zu erhalten. Die Dokumentation zeigt, welche neuen Lösungsansätze es dafür gibt. Mehr als ein Jahr lang hat Autor Tim Boehme den ungewöhnlichsten deutschen Bienenforscher mit der Kamera begleitet. Schiffer ist eigentlich Lehrer für Biologie und Englisch an einer Hamburger Stadtteilschule. Durch die Arbeit mit seinen Schülern ist der renommierte Forschungsverein der Universität Würzburg rund um den Bienenexperten Jürgen Tautz auf ihn aufmerksam geworden. Sie rekrutierten Schiffer als externen Forscher für die Bienenforschung. Von Jahr zu Jahr beobachtet Schiffer, dass der "Bien" anfälliger wird. Bien ist der alte imkerliche Begriff für den Superorganismus Bienenvolk. So kann man es sich vorstellen: Jede Biene in einer Kolonie ist wie eine Zelle im Körper des Biens. Und dieser Superorganismus hält zwar enorm viel Stress und widrige Bedingungen aus, doch nur bis zu einem gewissen Grad. Ist die Belastungsgrenze erst einmal erreicht, bringt ein Quäntchen mehr Umweltstress die Kolonie zur Implosion. Dabei ist die moderne Landwirtschaft mit ihren Pestiziden und der Monokultur ein großes Problem. Darüber ist schon viel berichtet worden. Aber für die Bienengesundheit spielen Haltung und Züchtung mindestens eine genauso wichtige Rolle. Und über diese Faktoren wurde bislang in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht informiert. Ohne jährliche Säurebehandlung der Honigbienen gegen gefährliche Parasiten gäbe es wohl kaum noch deutschen Honig im Supermarktregal. Sprich: Ohne den Imker können unsere sanft gezüchteten Bienen nicht mehr überleben. Wie kann das sein? Torben Schiffers Befund: Ausgerechnet die Imker, also die Menschen, die sich den Bienen verschrieben haben, haben die Anfälligkeit des Biens mit zu verantworten. 45 Millionen Jahre haben die Bienen ohne Imker in der Natur problemlos überlebt - eine der erfolgreichsten Tiergattungen überhaupt. Schiffers These: In weniger als 150 Jahren haben wir die Bienen so "erfolgreich" gezüchtet, dass sie genetisch verarmt sind und heute nicht mehr ohne fremde Hilfe überleben können. Außerdem seien die Haltungsbedingungen für Bienen nicht annähernd artgerecht, so der Wissenschaftler. War früher die Baumhöhle im Wald eine bunte Gesellschaft von unterschiedlichen Lebewesen, die sich gegenseitig halfen, "wohnen" Bienen heute einsam und allein in feuchten "Plattenbauten". Das sei nicht bienengerecht, empört sich Torben Schiffer, und macht sich damit eine Menge Feinde. Doch inzwischen wird er als Redner zu Fachkongressen der Imker eingeladen.