Welt
460 Verletzte: Kritik an Spaniens Polizei
Polizisten torpedierten mit Schlagstöcken in Katalonien das Unabhängigkeitsreferendum – mindestens 460 Menschen wurden verletzt.
Trotz aller Warnungen der Zentralregierung in Madrid zog Katalonien gestern das verfassungswidrige Unabhängigkeits-Referendum durch. 40 Prozent der Wahlberechtigten gaben dabei ihre Stimme ab – 90 Prozent der Katalanen sollen für einen eigenen Staat gestimmt haben.
Spaniens Regierung reagierte am Tag des Referendum mit aller Härte: Bereits bei der Öffnung der Wahllokale um 9 Uhr griffen spanische Sicherheitskräfte durch, versuchten, Wähler am Zugang in die Wahllokale zu hindern. Dabei setzte die Polizei auch
Gummigeschosse und Schlagstöcke ein. Mehrere Menschen brachen blutüberströmt zusammen.
Polizisten beschlagnahmten die Wahlurnen
Weil viele Menschen auch durch Prügel nicht aufzuhalten waren, stürmten Polizisten einige Wahllokale und nahmen die Wahlurnen mit.
Der Chef der Regionalregierung, Carles Puigdemont, sprach von einem "ungerechtfertigten, irrationalen und unverantwortlichen" Gewalteinsatz. Und sagte an die Adresse der Regierung des spanischen Premiers Mariano Rajoy: "Es ist alles gesagt, die Schande wird sie auf ewig begleiten."
Sogar Gegner der Unabhängigkeit schüttelten angesichts des brutalen Vorgehens den Kopf. Einer der angesehensten TV-Journalisten Spaniens, Jordi Evole, der die Abstimmung scharf kritisierte, twitterte: "Diejenigen, die sich diesen Plan zur Verhinderung ausgedacht haben, wissen nicht, dass sie vielleicht den Weggang Kataloniens eingeleitet haben."
Liebe versus Gewalt
Viele Katalanen standen ob der Gewalt unter Schock, reagierten aber weitgehend gewaltlos. Teils gingen die Menschen mit Blumen zu den Sicherheitskräfte, riefen: "Wir sind friedliche Leute!", stimmten Lieder an. Ihr Refrain: "Votarem!" ("Wir werden wählen"). (isa)