Regierung muss handeln

5 Femizide an einem Tag! Frauen fordern jetzt Taten

Politikerinnen und Frauenschutz-Organisationen sind erschüttert: "Es besteht dringender Handlungsbedarf!"

Wien Heute
5 Femizide an einem Tag! Frauen fordern jetzt Taten
In Landstraße starben eine Frau und ihre Tochter – der Ehemann gilt als Verdächtiger (l.) In Brigittenau wurden drei Sex-Arbeiterinnen erstochen (r.).
Sabine Hertel/Privat, Video3

Am Freitag wurden eine Mutter (51) und ihre Tochter (13) tot in ihrer Wohnung in Wien-Landstraße aufgefunden. Die Polizei geht von einem Doppelmord aus – als Hauptverdächtiger gilt der Ehemann (53) bzw. Vater der Opfer. Wenig später wurden drei Sex-Arbeiterinnen von einem afghanischen Asylbewerber (27) erstochen – der Täter ist geständig. "Heute" berichtete mehrfach über beide Fälle.

Fünf Femizide innerhalb von 24 Stunden – für viele Politikerinnen und den Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser schrillen die Alarmglocken. So erklärte etwa die SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner in einer Aussendung: "Dieser Tag ist ein schwarzer Tag für Frauen in Österreich."

Dreifach-Mord in Wien – 3 Tote im Rotlicht-Milieu

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    Ebadullah A. soll 96 Mal zugestochen haben.
    Ebadullah A. soll 96 Mal zugestochen haben.
    Picturedesk, privat (Montage: "Heute")

    Höchste Anzahl an Femiziden in Europa

    Holzleitner appelliert an die Bundesregierung, eine Krisensitzung einzuberufen und gemeinsam an einem Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz zu arbeiten. Jede dritte Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen, die Anzahl der Betretungsverbote steigt jährlich, die Anzahl an Femiziden ist die höchste in Europa. "Es besteht dringender Handlungsbedarf", so die SPÖ-Frauenvorsitzende.

    Ziel dieses Nationalen Aktionsplans Gewaltschutz ist es unter anderem, einen permanenten Krisenstab von Justiz-, Frauen- und Innenministerium gemeinsam mit den Opfer- und Gewaltschutzeinrichtungen zu installieren und darüber hinaus flächendeckend Gewaltschutz-Ambulanzen und regelmäßige multi-institutionelle, bundesweite Gefährdungskonferenzen einzurichten.

    Jeder Femizid, jeder Gewaltakt ist einer zu viel
    Bettina Emmerling
    Klubobfrau, Neos Wien

    Auch Neos-Wien-Frauensprecherin Dolores Bakos zeigt sich in einer Aussendung über die Frauenmorde erschüttert: "Dem Kampf gegen Gewalt gegen Frauen und allen voran Präventionsarbeit muss endlich oberste Priorität auf absolut allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen eingeräumt werden!", so Bakos.

    Und Neos-Wien-Klubobfrau Bettina Emmerling ergänzt: "Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen und den Wandel herbeizuführen, damit veraltete Rollenbilder aufgebrochen werden und patriarchale Denkmuster endlich der Vergangenheit angehören. Denn jeder Femizid, jeder Gewaltakt ist einer zu viel."

    Forderung nach mehr Gewaltschutz für Frauen

    Marion Polaschek, Vorsitzende der Unabhängigen Gewerkschaftsfraktion im ÖGB, sieht ebenfalls massive Versäumnisse der Regierung im Gewaltschutz. "Das laute Schweigen seitens der Bundesregierung und der zuständigen Ministerin Raab zu den aktuellen Femiziden ist unverständlich." Und weiter: "Die Haltung, dass in Österreich ohnehin schon so viel gemacht wird und kein akuter Bedarf an neuen Programmen bestehe, ist schlicht nicht mehr haltbar", so Polaschek. 

    Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) fordert wiederum eine weitere Stärkung des Opferschutzes für gewaltbetroffene Frauen. "Die Opfer müssen noch stärker geschützt und die Täter zur Verantwortung gezogen werden. Zusätzlich müssen wir weitere Präventionsprojekte ausbauen und eine klare Haltung gegen jede Form der Gewalt zeigen", so der Verein in einer Aussendung.

    26 Femizide im Jahr 2023

    Im Jahr 2023 kam es laut AÖF österreichweit zu 26 Femiziden und zusätzlich zu 51 Mordversuchen bzw. Fällen schwerer Gewalt an Frauen. Österreich sei das einzige Land in der EU, in dem mehr Frauen als Männer durch Männerhand getötet werden. 

    Hilfe für gewaltbetroffene Frauen
    - Die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555 steht rund um die Uhr, mehrsprachig, anonym und kostenlos allen Frauen, Angehörigen und Interessierten zur Verfügung: https://www.frauenhelpline.at
    - Onlineberatung HelpChat "Halt der Gewalt" (tägl. 18-22 Uhr und jeden Fr. von 9-23 Uhr): https://haltdergewalt.at
    - Sofortige Hilfe und Beratung finden Frauen beim 24 Stunden Frauennotruf der Stadt Wien (01/71719)

    Auf den Punkt gebracht

    • In Österreich ereigneten sich innerhalb von 24 Stunden fünf Femizide, darunter der Mord an einer Mutter und ihrer Tochter sowie der Tod von drei Sexarbeiterinnen
    • Dies hat zu Forderungen nach verstärktem Handeln und einem Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz seitens der Politikerinnen und Frauenorganisationen geführt, um Frauen vor Gewalt zu schützen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen
    • Die Regierung wird kritisiert, da die Anzahl an Femiziden in Österreich die höchste in Europa ist und mehr Gewaltschutzmaßnahmen gefordert werden
    red
    Akt.