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5 Tipps für den Film-Bösewicht von morgen

Heute Redaktion
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Roland Emmerich verwurstet in "White House Down" (beinahe) sämtliche Klischees der Actionfilm-Geschichte zu einem ungenießbaren Einheitsbrei. Ein Negativ-Highlight der Extraklasse setzen dabei Emmerichs Bösewichte. Wer sich im Kampf gegen das Gute anstellt wie ein Kätzchen, das Lichtreflexionen auf einer Wand hinterherjagt, hat im modernen Action-Kino nichts verloren. Hier die fünf wichtigsten Lektionen, die der Film-Schurke von morgen aus dem "White House Down"-Fiasko lernen kann.

Roland Emmerich verwurstet in (beinahe) sämtliche Klischees der Actionfilm-Geschichte zu einem ungenießbaren Einheitsbrei. Ein Negativ-Highlight der Extraklasse setzen dabei Emmerichs Bösewichte. Wer sich im Kampf gegen das Gute anstellt wie ein Kätzchen, das Lichtreflexionen auf einer Wand hinterherjagt, hat im modernen Action-Kino nichts verloren. Hier die fünf wichtigsten Lektionen, die der Film-Schurke von morgen aus dem "White House Down"-Fiasko lernen kann.

1. Der Aufzug-Trick

Ein Szenario wie aus dem Actionfilm-Lehrbuch: Feuergefecht im Erdgeschoss des Weißen Hauses, die bösen Jungs eindeutig in der Überzahl, ihre heroisch streitenden Kontrahenten mit dem Rücken zur Wand. Den Helden bleibt nur eine Rückzugsmöglichkeit - ein Aufzug, der sich trotz schweren Beschusses gerade noch rechtzeitig in Bewegung setzt. Die Bösewichte reagieren richtig, nehmen die Beine in die Hand und die Verfolgung via Treppenhaus auf. Im angesteuerten Stock dann die große Überraschung: Der Lift ist angekommen, doch von den Flüchtigen keine Spur. Was tun? Emmerichs Bösewichte wählen die denkbar schlechteste Option: Ausschwärmen und das gesamte Gebäude durchsuchen. Selbst der mäßig erfahrene Action-Film-Fan ahnt derweil längst, wo sich die Entflohenen versteckt haben - mitschreiben, liebe Film-Bösewichte! - und zwar auf dem Dach des Aufzugs!

2. Kugelsicher

Egal wie fett die Kanonen, egal wie groß das Kaliber, manche Alltagsgegenstände halten laut Hollywood-Logik mehr Treffer aus als ein Luftschutzbunker. Der Klassiker unter den Projektil-Barrikaden ist der gewöhnliche Spanplatten-Caféhaus-Tisch. Ist der Held einmal dahinter in Deckung gegangen, tritt der clevere Schurke ohne Umschweife den Rückzug an. Das spart Munition, Frust und nicht zuletzt ein Sich-Verschaukelt-Fühlen von den Gesetzen der Kinetik. Doch aufgepasst, manch Protagonist versteckt den Kugelschutz gefinkelterweise unter der Kleidung. Die Top Drei der hierfür besonders gerne verwendeten Gegenstände: Bibel, Flachmann, Taschenuhr.

3. "Consider this my resignation"

Rhetorik-Kurse zahlen sich für Film-Bösewichte immer aus, selbst für solche mit akuter Textarmut. Schließlich sollte das Gesprochene (auch wenn es sich bloß um einen Einzeiler handelt) im Gedächtnis bleiben, bedrohlich, sinister und furchteinflößend klingen und in keinem Fall als Kopie einer Kopie einer Kopie zu identifizieren sein. Was es unter allen Umständen zu vermeiden gilt sind zigmal wiedergekäute Sprüche, die eine gewisse Situationskomik transportieren sollen, diese aber durch unaufhörliche Repetition längst verloren haben. Der Tophit unter besagten No-Gos lässt sich als Kündigung mit Knalleffekt beschreiben: Bösewicht erschießt Boss/Kollegen und verkündet davor/währenddessen/danach "Consider this my resignation" (Betrachten Sie das als meine Kündigung). Der Tipp daher: Lieber selbst kreieren als wiederholen… oder gleich ganz den Mund halten!

4. Wenn sich böse Jungs entfremden…

Apropos Kündigung: Familiäre, ideologische oder gar amouröse Bande bewirken mitunter einen unverwüstlichen Zusammenhalt innerhalb der Schurken-Clique. Da diese Bande in den meisten Actionfilmen jedoch nicht gegeben sind, neigen Bösewichte prinzipiell zu Meinungsverschiedenheiten und handgreiflichen Auseinandersetzungen. Natürlich kann man intern über die Höhe von Lösegeldforderungen, die Auswahl von Fluchtwegen und die Beweggründe von Anschlägen diskutieren, was man als Bad Guy allerdings niemals machen sollte, ist dem fiesen Oberboss die Kündigung vorzulegen, während selbiger mit geladener Waffe und gestresstem Gesichtsausdruck vor einem steht. Der Schurke, dem sein Leben lieb ist, sollte einen unbemerkten, mit Sicherheit gesünderen, Abgang wählen.

5. Das schmutzstarrende Unterleiberl

Wer kennt ihn nicht, den Actionfilm-Mehrteiler "Stirb Langsam" (im englischen Original "Die Hard") mit Genre-Ikone Bruce Willis. Wer bzw. was hier langsam und hart stirbt sind (Willis‘ Haupthaar ausgenommen) einerseits die Bösewichte und andererseits das Textil um den Oberkörper der Hauptfigur. Zuerst strahlt McClanes Feinripp noch blütenweiß und unberührt, bevor er mit zunehmender Filmdauer von Blutspritzern, Rußspuren und Schweißflecken zur Unkenntlichkeit gemartert wird. Der Niedergang des Bösen und die Zerstörung des Kleidungsstückes scheinen in der Geschichte des Actionfilms untrennbar miteinander verknüpft. Also, liebe Bösewichte: Beim Anblick eines verdreckten Unterleiberls besser sofort die Waffen niederlegen!