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50.000 Flüchtlinge seit Neujahr eingetroffen

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Nachdem Italiens Marine und Küstenwache innerhalb von zwei Tagen über 6.000 Flüchtlinge nach Sizilien gebracht haben, wächst der Protest. Die Flüchtlingslager auf der Insel sind chronisch überlastet. 50.000 Migranten haben seit Jahresbeginn Süditalien erreicht, das sind 6.000 mehr als im gesamten vorigen Jahr.

Allein am Samstag trafen 2.300 ein, darunter viele Minderjährige ohne Begleitung. Der Protest der sizilianischen Bevölkerung wächst. In den 134 Flüchtlingslagern der Insel sind bereits 12.800 Migranten untergebracht.

"Die Lage ist außer Kontrolle, wir stehen vor einem unmenschlichen Drama", betont der Bürgermeister der sizilianischen Hafenstadt Porto Empedocle, Lillo Firetto. Im Hafen von Porto Empedocle waren innerhalb von 48 Stunden 1.500 Migranten eingetroffen.

Bürgermeister schlagen Alarm

Die sizilianischen Stadtoberhäupter machen Druck auf Rom und auf Brüssel. "Sizilien steht vor dem Zusammenbruch. Die Regierung in Rom sollte den Notstand erklären. Ganz Italien muss bei der Bewältigung dieser Situation helfen", fordert der Bürgermeister von Catania, Enzo Bianco. Sein Kollege aus Palermo, Leoluca Orlando, klagt, dass Europa angesichts des Dramas in den Gewässern vor Sizilien unsensibel bleibt.

Über die Hälfte untergetaucht

Nach ihrem Eintreffen auf Sizilien wandern die Migranten durch Städte und Dörfer, in denen sie aufgenommen wurden, auf der Suche nach Wegen, um die Insel zu verlassen. Die meisten von ihnen wollen Angehörige in Norditalien, Deutschland oder Frankreich erreichen. Etwa 30.000 Migranten, die seit Jahresbeginn Italien erreicht haben, sind bereits untergetaucht.

Migranten ziehen durch die Straßen

Die sizilianischen Behörden helfen, wo sie nur können, befürchten aber zugleich Auswirkungen der Migrantenwelle auf die öffentliche Gesundheit. Bei einigen Flüchtlingen wurde Krätze diagnostiziert, ein Somalier ist an Malaria erkrankt. Um die öffentliche Sicherheit bangen vor allem die Bewohner Agrigents. Hunderte Auswanderer halten sich auf den Straßen der Innenstadt auf, schlafen auf Bänken und versuchen, mit allen Mitteln das Festland zu erreichen.

Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi will die Flüchtlingsfrage zum prioritären Thema des Halbjahres seines EU-Vorsitzes ab Juli machen. "Die Flüchtlingsboote, die täglich Sizilien erreichen, sind eine Schande für Italien und Europa", klagt Justizminister Andrea Orlando.

"Mare Nostrum" sehr teuer

Die Mission "Mare Nostrum" hatte im Oktober nach zwei Schiffskatastrophen vor Lampedusa mit mehr als 360 Toten begonnen. Der Einsatz kostet den italienischen Staat neun Millionen Euro pro Monat. Die Marine fordert zusätzliche Finanzierungen für Treibstoff, die Erneuerung der Flotte und Ersatzteile für die Schiffe. Laut Innenministerium warten 800.000 Menschen in Libyen auf die Abfahrt nach Europa.