Österreich

50 Meldungen bei Kommission eingegangen

Heute Redaktion
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Vor knapp zwei Monaten hat jene Kommission, die die mutmaßlichen Missbrauchsfälle im ehemaligen Wiener Kinderheim im Schloss Wilhelminenberg untersuchen soll, ihre Tätigkeit aufgenommen. Die Arbeit geht gut voran, berichtete die Leiterin des Gremiums, die Richterin Barbara Helige.

"Wir gehen davon aus, dass wir den Zeitplan im wesentlichen einhalten können." Bisher hätten sich rund 50 Personen bei der Kommission gemeldet, darunter auch Opfer. "Wir haben auch schon Gespräche mit Beteiligten geführt", erzählte Helige. Dabei habe es sich um Vorgespräche gehandelt: "Vertiefende Interviews sind teilweise schon terminisiert und werden jetzt dann laufend geführt." Unter den Menschen, die sich bisher bei der Prüf-Kommission gemeldet haben, finden sich neben Opfern auch Zeitzeugen, Nachbarn und Leute, die im Schloss gearbeitet haben.

Um mit weiteren Opfern eine Verbindung herzustellen, hat die Kommission einen Brief verfasst, der von der Opferschutzorganisation "Weißer Ring" an Betroffene weitergeleitet wird: "Dabei handelt es sich um eine Einladung, mit uns Kontakt aufzunehmen." Der "Weiße Ring" ist in Sachen Hilfeleistungen die zentrale Anlaufstelle für die Opfer.

Auch mit den zwei Frauen, aufgrund deren Vorwürfe erst das Gremium gebildet worden war, würde Helige gerne sprechen: "Da sind wir im Kontakt mit Herrn Doktor Öhlböck (Johannes Öhlböck, Anwalt der beiden Frauen, Anm.). Der hat uns prinzipiell die Zusammenarbeit zugesagt, aber natürlich unter der Wahrung der Rechte der Betroffenen."

Die beiden Frauen sind ehemalige Bewohnerinnen des Heims im Schloss Wilhelminenberg und haben öffentlich schwere Vorwürfe erhoben. Laut den beiden ist es in der 1977 aufgelassenen Einrichtung unter anderem zu Fällen von Kinderprostitution und Serienvergewaltigungen gekommen.

Ob in den Vorgesprächen auch andere Opfer solche Erlebnisse geschildert hatten, wollte Helige nicht sagen. "Ich bitte um Verständnis, aber über die Inhalte will ich nichts sagen. Da müssen wir uns auch erst näher ein Bild machen", unterstrich sie.

In den kommenden Wochen soll außerdem eine Begehung des Schlosses Wilhelminenberg - in dem sich nun ein Hotel befindet - stattfinden. Dabei will die Kommission Eindrücke sammeln: "Das ist ja ein sehr großes Haus. Da gab es sicher verschiedene Gruppen von Zöglingen und da ist es natürlich interessant zu fragen: Wo war welche Gruppe? Es ist auch die Idee, dass jemand dabei ist, der zur der Zeit dort war."

Ob es sich dabei um ein ehemaliges Heimkind oder einen Erzieher handeln soll, ist noch offen: "Das beraten wir gerade." Weiters soll schon in den nächsten Tagen mit der Aufarbeitung der Akten begonnen werden. Es müssten allerdings noch einige rechtliche Punkte u.a. betreffend des Datenschutzes geklärt werden. Einige Unterlagen kennt die Kommission allerdings schon: "Wir habe schon Teilakten, die von den Opfern zur Verfügung gestellt wurden."

APA/red