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500 Crew-Mitglieder fallen in Österreich ein

Heute Redaktion
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Der große Gewinner des Hypes um den neuen James-Bond-Film "Spectre" ist Obertilliach. Das 700-Seelen-Dorf hat die Ehre, zum Drehort zu werden, dem Wetter zu verdanken. Weil im vergangenen Rekordwinter die Schneemassen die Hochspannungsleitung lahm legten, wurden die Kabel unter der Erde verlegt. Ein Glücksfall für die Kameramänner. In Obertilliach gilt bis zum Dreh: Alles zum Thema Bond ist "Top Secret".

 
Der große Gewinner des Hypes um den neuen James-Bond-Film "Spectre" ist Obertilliach. Das 700-Seelen-Dorf hat die Ehre, zum Drehort zu werden, dem Wetter zu verdanken. Weil im vergangenen Rekordwinter die Schneemassen die Hochspannungsleitung lahm legten, wurden die Kabel unter der Erde verlegt. Ein Glücksfall für die Kameramänner. In Obertilliach gilt bis zum Dreh: Alles zum Thema Bond ist "Top Secret".

 

In Altaussee im obersteirischen Salzkammergut stoppt die Bond-Crew zuerst. . Nach einem äußerst warmen Dezember machte das Wetter dem Team einen Strich durch die Rechnung. Lawinengefahr am Hang, hohe Wellen am See - ein Albtraum für Schauspieler und Techniker.

Lawinen werden gesprengt, trotzdem killt Wind die Aufnahmen

An den Hängen um den See wurden in der Früh mehrere Lawinen abgesprengt, um den Zugang zur Seewiese zu ermöglichen. "Drehen ist momentan nicht möglich. Wir haben extremen Wind auf der Seewiese, wo zentrale Aufnahmen stattfinden. Auch das Hin- und Herfahren mit den Booten ist schwierig", sagte Enrico Jakob von der CineStyria, der Filmförderungsstelle des Landes Steiermark: "Derzeit wird zugewartet." In Altaussee wird Daniel Craig der einzige Star am Set sein.

Top Secret: In Obertilliach "berufsbedingt Alzheimer"

Über das Staraufkommen und Details zum Film wird in Obertilliach in Osttirol strengstes Schweigen bewahrt. Der Security, der das "James-Bond-Haus", einen Stadl, bewacht, meinte nur lakonisch: "Ich habe berufsbedingt Alzheimer." Die Filmcrew hat allerdings schon sichtlich ihre Spuren hinterlassen. Große Zelte dienen als Lagerhallen, Container als Büros, zwei Hubschrauberlandeplätze sind angelegt.

Drei Wochen lang herrscht Ausnahmezustand für Bewohner und Touristen

"Die geheimdienstliche Diskretion schwebt über allem", schmunzelt der 67-jährige Josef Lugger. Der Bauer, Wirt, Seilbahner und Musikant gehörte zu den fünf Leuten, die im März vom Interesse der 007-Produzenten aus England erfuhren. Für das Dorf steht wochenlang alles Kopf. In der etwa dreiwöchigen heißen Drehphase ab Mitte Jänner müssen sich Bewohner und Urlauber einschränken. Einige Tage ist unter anderem die Ski-Piste wegen des Topagenten gesperrt.

Vier Millionen Euro, 30.000 Übernachtungen, Verfolgungsjagd - bitte umblättern

Vier Millionen, 30.000 Übernachtungen: Geldregen durch Dreh

Doch die Vorteile scheinen alle überzeugt zu haben. "In der Region bleiben ungefähr vier Millionen Euro", sagt Bürgermeister Matthias Scherer über das unerwartete Konjunkturprogramm. Handwerker und Bauern freuen sich über Zusatzaufträge und über zum Dreh verpachtete Grundstücke, die Hoteliers über eine hier 350 Mann starke Crew, die essen und schlafen will. Insgesamt seien in Österreich vom großen Filmteam - insgesamt 500 Leute - 30.000 Übernachtungen gebucht, sagt der Chef der Filmförder-Agentur Location Austria, Arie Bohrer.

Tischler und Zimmerer arbeiten seit August am Set

Die Zimmerleute aus Obertilliach und Region haben ganze Arbeit geleistet. Schon im August haben sie auf einer Wiese am Rande des Dorfes mit dem Bau eines auf alt getrimmten Tiroler Stadls und mehrerer kleiner Heuhütten begonnen. Der Stadl, dessen Holz von einem alten Bauernhof in der Steiermark stammt, gilt als "James-Bond-Haus".

Verfolgungsjagd durch enge Gassen im Dorf

"Hier wird es eine Verfolgungsjagd geben", erzählt Nachbar Emil Figl. Von der nahen Skipiste aus werde Bond wohl vor seinen Verfolgern in die Hütte fliehen, meint der 76-Jährige. In den engen Gassen des Dorfes werde das Katz-und-Maus-Spiel weitergehen. Doch alles rund um die Handlung soll top secret sein. An - angeblich schon wieder veraltete - Details sind zum Leidwesen der Produzenten einige Hacker herangekommen. Superstar Craig wird wohl für vier, fünf Tage zum Dreh in Osttirol sein. Schlafen wird der 46-Jährige woanders, heißt es.

Keine Hoteltürme, keine Bausünden, keine Stromleitungen: Perfektes Dorf für Dreh

Dass sich die Location-Scouts aus England für Obertilliach entschieden haben, ist für die Offiziellen gar nicht so überraschend. Der Ort sei schon öfter Kulisse für TV und Film gewesen, meint Scherer. "Wir sind ein sehr seltenes Landschafts-Möbel", erklärt Lugger. Der Ort sei als altes Wehrdorf noch ganz kompakt, habe viele alte Holzhäuser, kaum eine Bausünde geschweige denn einen Hotelturm. Obendrein hatte der vergangene Rekordwinter mit seinen insgesamt neun Metern Schnee und tagelangen Stromausfällen im Rückblick auch etwas Gutes. Die wetteranfällige Hochspannungsleitung wurde auf einer Länge von zwei Kilometern unter die Erde verlegt. Die nun hindernisfreie Schneise habe die Filmemacher gefreut. Für die geplanten Actionszenen habe das "super gepasst", sagt Scherer.

APA/red.