Szene

Eigene Doku für Opfer aus "Making a Murderer"

Penny Beernsten wirft den Ermittlern, die Stephen Avery ins Gefängnis brachten, "Erinnerungs-Kontamination" vor.

Heute Redaktion
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Ein brisanteres True-Crime-Format als "Making a Murderer" ist aktuell schwer zu finden. Die Dokureihe befasst sich mit dem Fall von Steven Avery, der 1985 für die Vergewaltigung und den versuchten Mord an Penny Beernsten zu 32 Jahren Haft verurteilt wurde. Sein vermeintliches Opfer hatte ihn der Tat bezichtigt.

Avery beteuerte stets seine Unschuld. Nach 18 Jahren entlastete ihn ein DNA-Beweis, er kam wieder auf freien Fuß und verklagte Manitowoc County (wo er vor Gericht gestellt worden war), Thomas Kocourek (den Sheriff zum Zeitpunkt seiner Verhaftung) und Denis Vogel (den Staatsanwalt zum Zeitpunkt seiner Verhaftung) auf 36 Millionen Dollar. Vor Prozessbeginn wurde Avery allerdings erneut verurteilt, diesmal zu einer lebenslangen Haftstrafe, für den Mord an Teresa Halbach.

Avery sieht sich auch hier als Opfer der Justiz und weist alle Vorwürfe von sich. Inzwischen arbeitet die Staranwältin Kathleen Zellner für ihn und versucht, eine Neuverhandlung des Falls zu erwirken. Mediales Interesse ist dafür mit Sicherheit nicht von Nachteil – indirekte Unterstützung kommt nun von unerwarteter Seite.

"Contaminated Memories"

Die "New York Times" veröffentlichte eine neue True-Crime-Doku von Debra Tolchinsky, die die Ereignisse von Steven Averys erster Verurteilung aus der Perspektive von Penny Beernsten schildert.

"Ich bekomme einen Anruf", erinnert sich Beernsten in der Doku. "Ich hatte die falsche Person identifiziert. Steven Avery war nicht mein Angreifer. Es ist noch ganz frisch, wie sich das angefühlt hat."

Sie berichtet, dass die Polizei ihr nach der Tat neun Fotos vorlegte, unter denen Beernsten das Bild von Avery auswählte und ihn mit den Worten "Das ist der Kerl" der Vergewaltigung beschuldigte. Bei der folgenden Gegenüberstellung erkannte sie Avery von dem Foto und identifizierte ihn erneut.

Nun spricht Beernsten davon, dass die Ermittler ihr Gedächtnis manipuliert hätten, sodass sie tatsächlich von Averys Schuld überzeugt war (per DNA-Beweis wurde schließlich ein gewisser Gregory Allen als Täter überführt). Um diese Art von Manipulation dreht sich die Doku mit dem Titel "Contaminated Memories".

Kathleen Zellner äußerte sich bereits via Twitter dazu: "Endlich ein Eingeständnis, dass die Polizei ihren Augenzeugen-Bericht über Steven Avery kontaminiert hat. Hat nur 34 Jahre gedauert."

(lfd)