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Facebook hilft Terroristen, neue "Freunde" zu finden

Heute Redaktion
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Laut einer Studie hilft Facebook unabsichtlich auch Terroristen neue Anhänger zu radikalisieren. Fotomontage.
Laut einer Studie hilft Facebook unabsichtlich auch Terroristen neue Anhänger zu radikalisieren. Fotomontage.
Bild: EPA, Reuters

Facebooks Algorithmus hilft Extremisten dabei, neue Anhänger zu werben und Propaganda zu verbreiten. "Auf Facebook existiert ein weitreichendes Terrornetzwerk", so ein Studienautor

"Freunde finden" wird Facebook-Usern durch die Zusatzfunktionen des Social-Media-Portals ziemlich leicht gemacht. Was für Otto-Normalbürger wie ein Segen klingt, entpuppt sich durch eine neue Studie als zweischneidiges Schwert – denn es hilft auch Dschihadisten dabei Gleichgesinnte zu finden.

Wie der "Telegraph" berichtet, haben Forscher der Non-Profit-Organisation "Counter Extremism Project" das Social-Media-Verhalten von 1.000 Sympathisanten der Terrormiliz Islamischer Staat in 96 Staaten untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass die Extremisten durch die Plattform einander "wiederholt vorgestellt" wurden.

"Facebook hilft Terroristen sich zu vernetzen"

Das selbe passierte auch Studienautor Gregory Waters: Nachdem er auf Facebook einen aktiven Extremisten kontaktiert hatte, sei er in Folge mit Pro-IS-Freundesvorschlägen bombardiert worden.

"Facebook hat in seinem Bestreben so viele Menschen wie nur möglich einander näher zu bringen unabsichtlich ein System geschaffen, das auch Extremisten und Terroristen hilft sich zu vernetzen", wird Robert Postings, einer der Co-Autoren, zitiert.

Weil Facebook selbst nicht effektiv gegen radikale Inhalte vorgeht, reicht es oft schon, dass es einen ersten Kontakt herstellt, wie an einem Beispiel deutlich wird.

In nur sechs Monaten zum IS-Anhänger

Ein IS-Sympathisant aus Indonesien hatte auf diesem Weg im März 2017 eine Freundschaftsanfrage an einen nicht-muslimischen User aus New York geschickt. Beim Initialkontakt erklärter der Amerikaner noch, nicht religiös zu sein, aber prinzipiell Interesse für den Islam habe.

Über die folgenden Wochen und Monate bombardierte der Indonesier den Mann mit immer radikaleren Nachrichten und Links zu IS-Propaganda, die alle von dem Amerikaner geliked wurden. "Über einen Zeitraum von sechs Monaten wurde der User in den USA so von einer Person ohne klare Glaubensausrichtung zu einem radikalisierten Muslim, der den IS unterstützte", erklärt Postings weiter.

Von den 1.000 beobachteten Accounts von Facebook im selben Zeitraum nicht einmal die Hälfte gesperrt. In vielen Fällen wurden nur radikalen Postings gelöscht, das betreffende User-Profil blieb unangetastet. Dass der Social-Media-Gigant so wenig gegen radikale Inhalte tut, ist nach Ansicht der Forscher äußerst bedenklich.

"Terroristen unerwünscht"

"Unser Projekt hat Facebooks Unfähigkeit, oder Unwillen aufgezeigt, effektiv gegen extremistische Inhalte vorzugehen", so Waters. "Dieses Versagen der Kontrolle hat Facebook zu einem Ort gemacht, an dem ein weitreichendes Netzwerk von IS-Sympathisanten existiert, Propaganda verbreitet wird, Menschen radikalisiert und neue Anhänger rekrutiert werden."

Seitens des Unternehmens hat man zumindest offiziell eine klare Haltung zu der Thematik: "Terroristen sind auf Facebook unerwünscht", wird ein Sprecher zitiert. Man würde hart daran arbeiten, um sicherzustellen, dass keine Terroristen, oder Terrororganisationen die Plattform benutzen und derartige Inhalte sofort löschen. "Wir haben bereits Millionen in sowohl Menschen, als auch Technologie investiert, die terroristische Inhalte identifizieren und entfernen – und wir werden das auch weiterhin tun."

Das Digital-Telegramm 2018

(red)