Österreich

6 Kinder vernachlässigt: Dafür sollte Gattin sterben

Wegen versuchten Mordes musste sich heute Wacha M. (43) vor Gericht in Wien verantworten. Er hatte im Mai versucht, seine Ehefrau zu erdrosseln.

Heute Redaktion
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Ein Streit um die Kinder bzw. die Betreuung der Kinder hatte im Mai in Wien-Floridsdorf ein trauriges Ende genommen, ein Tschetschene (43) soll versucht haben, seine Gattin zu töten.

Die Vorgeschichte: Der 43-Jährige war als Kriegsflüchtling vor gut zehn Jahren nach Österreich gekommen, litt an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Mit seiner Gattin war Wacha M. bereits seit 2002 verheiratet, hat sechs minderjährige Kinder (2, 5, 8, 11, 13, 15) sowie einen erwachsenen Sohn.

Immer wieder soll das Paar die Kleinen vernachlässigt haben, daher lebte die Familie in einem Betreuungszentrum, die Kinder- und Jugendwohlfahrt betreute die Familie. Dennoch besuchten die Kinder nur unregelmäßig die Schule, waren unterversorgt. Immer wieder soll es zu Gewalt gekommen sein, der 43-Jährige war amtsbekannt. Die Familie nahm die Unterstützung der Jugendhilfe nur teilweise an.

Kinder verwahrlost

Seit Mai 2018 soll sich laut Anklage die Versorgung der Kinder nochmals verschlechtert haben. Bei den unangemeldeten Besuchen fanden die Sozialarbeiter verklebte Böden, Müll, stapelweise dreckiges Geschirr vor. Die Kinder waren teils unterernährt, litten an Durchfall und faulen Zähnen. Die Mutter wirkte antriebslos, der Vater gab sämtliche Schuld seiner Gattin.

Von August 2018 bis Dezember 2018 soll es immer wieder zu Übergriffen gekommen sein, fünf Mal wurde der 43-Jährige polizeilich weggewiesen – ein Zeugnis für die Ohnmacht der Behörden. Schließlich wurde das Jugendamt mit der Obsorge der Kinder betraut.

Streit eskalierte

Am 19. Mai 2019 kam der 43-Jährige (wieder einmal) betrunken heim, filmte seine Frau, die Gattin wollte dies aber nicht, wollte zu einer Freundin flüchten. Da soll der Tschetschene die Frau auf den Boden geschleudert haben, setzte sich auf seine Gattin und würgte diese laut Anklage mit beiden Händen. Dabei schrie er: "Heute stirbst Du und niemand bekommt etwas mit. Du verlässt die Wohnung nur im Sarg."

Im Todeskampf konnte die Frau den Mann jedoch kurz wegstoßen und fluchtartig die Wohnung verlassen. Er lief hinterher, stieß sie die Stiegen hinunter, das Opfer rappelte sich auf. Mit letzter Kraft konnte die Verletzte eine zufällig hinzugekommene Mitbewohnerin anflehen, die Polizei zu rufen. Dann sackte die Ehefrau zusammen.

10 Jahre Haft

Die Verletzungen der Ehefrau bewertete die Anklagebehörde als gerade noch leichte Verletzungen, dennoch wurde der Tschetschene wegen des Verdachtes des versuchten Mordes angeklagt. Die Gutachterin stellte keine vordergründige posttraumatische Belastungsstörung fest. Vielmehr äußerte die Expertin den Verdacht der Alkoholsucht. Die Erinnerungslücken des Angeklagten konnte die Gutachterin nicht ganz nachvollziehen, bewertete diese als Schutzbehauptungen des Verdächtigen.

Vor Gericht am Montag in Wien zeigte sich der Angeklagte (Verteidigerin Iris Augendoppler) zum Mordversuch nicht geständig. Die Geschworenen entschieden knapp: Es war ein Mordversuch (5:3 Stimmen). Urteil (nicht rechtskräftig): zehn Jahre Haft.