Besonderes Ehrenzeichen

600 Tage im KZ – Zeitzeuge erhält goldenen Rathausmann

Stanisław Zalewski erhielt nun von Bürgermeister Michael Ludwig den goldenen Rathausmann. Der KZ-Überlebende wird heute 100 Jahre alt.
Wien Heute
09.04.2025, 13:55
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Am 8.4. wurde im roten Salon des Wiener Rathauses eine besondere Ehrung verliehen: Stanisław Zalewski, KZ-Überlebender und Zeitzeuge, erhielt den goldenen Rathausmann. Dieser wurde ihm anlässlich seines bevorstehenden 100. Geburtstag am 1. Oktober übergeben. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sowie der Krakauer Stadtpräsident, Aleksander Miszalski, waren ebenfalls anwesend, auch der Sohn von Zalewski, Hubert Zalewski, wohnte der Verleihung bei.

"Einsatz gegen das Vergessen"

Dass die Übergabe des goldenen Rathausmannes gerade im roten Salon des Rathauses stattfand, war aus einem besonderen Grund so gewählt: "Am 27. April 1945 hat hier die provisorische Staatsregierung unter der Leitung von Karl Renner getagt. Hier wurde die Grundlage für ein demokratisches Österreich gelegt und die Unabhängigkeitserklärung Österreichs unterzeichnet. Nun ehren wir den Botschafter des Erinnerns in Wien mit dem goldenen Rathausmann". Ganze 600 Tage verbrachte Stanisław Zalewski in drei verschiedenen Konzentrationslagern. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen das Vergessen anzukämpfen, indem er über seine Erfahrungen berichtet. So wird die Dokumentation mit Zalewski, "Botschafter des Erinnerns" nun auch im Zuge des Schulunterrichtes gezeigt. "Herr Zalewski hat nicht nur aus dieser schrecklichen Zeit berichtet, sondern auch politische Diskussionen angestoßen. Wir müssen gemeinsam gegen faschistische Bestrebungen vorgehen und uns für ein demokratisches Europa einsetzen. Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie zum Botschafter des Erinnerns geworden sind", bedankte sich Bürgermeister Michael Ludwig beim 99-jährigen Zeitzeugen.

Zalewski freute sich über die Überreichung sehr: "Ich fühle mich sehr geehrt. Ich wünsche mir, dass eine Brücke zwischen Menschen guten Willens in Polen und Österreich entsteht. Ich habe 600 Tage schrecklichste Erfahrungen in deutschen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern verbracht – an Orten, an denen man vergessen hat, was ein Mensch einem anderen Gutes tun kann", sagte Stanisl̸aw Zalewski. "Ich möchte, dass daraus eine Lehre gezogen wird – für die Generationen, die nach mir kommen. Denn es ist wichtig, Mensch zu sein und wie ein Mensch zu handeln", so der Zeitzeuge.

600 Tage in Gefangenschaft

Stanisl̸aw Zalewski setzte sich bereits in jungen Jahren, mit 14, gegen die Nationalsozialisten ein. Als 18-Jähriger wurde er von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Pawiak gebracht. Auch Auschwitz-Birkenau in Polen sowie die Konzentrationslager Mauthausen, Gusen I und Gusen II überlebte er. In letzterem war Zalewski Teil des Kommandos Bergkristall und musste im Stollensystem Flugzeugteile für die Nazis produzieren. Insgesamt 600 Tage war er in Gefangenschaft. Am 5. Mai 1945 wurde das Lager Gusen befreit. Zurück in Polen holte Zalewski den Schulabschluss nach, studierte und gründete eine Familie.

Jahrelang sprach er nicht über seine schmerzhaften Erinnerungen. Vor etwa 30 Jahren fuhr Zalewski gemeinsam mit seinem Sohn dann an die Orte, in denen er so lange Zeit eingesperrt war. Ab diesem Zeitpunkt wurde er zum Zeitzeugen, nahm und nimmt an Gedenkfeiern teil – und besucht seither immer wieder österreichische Schulen, um über seine Erinnerungen zu sprechen. Auch in seinem Buch "Ereignisse und Zeichen der Zeit aus den Jahren 1939-1945" hielt er diese fest. Der Dokumentarfilm "Botschafter des Erinnerns" mit Zalewski, der 2024 in die österreichischen Kinos kam, wird nun im Schulunterricht eingesetzt.

{title && {title} } red, {title && {title} } 09.04.2025, 13:55
Jetzt E-Paper lesen