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64% der Heute-Leser gegen Google-Blick ins Eigenheim

Heute Redaktion
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In einer Onlineumfrage sprechen sich fast 64 Prozent der Heute.at-User dagegen aus, dass ihr Heim von Googles Street View fotografiert wird. Datenschützer überlegen deswegen gar, eine Klage gegen Suchmaschinen-Giganten einzubringen. Dabei gibt es schon andere Online-Dienste, die dies längst getan haben.

Bekanntheit kann manchmal zu Problemen führen. Dass Google längst nicht nur Suchmaschine ist, hat sich mittlerweile bis zum einfachen Pensionisten in oberösterreichischen Kleinstädten herumgesprochen.

In Steyregg soll ein erboster Senior (70) den Fahrer eines Google-Street-View-Cars mit einer Spitzhacke bedroht haben, die Polizei musste eingreifen. Der Mann wollte sein Eigenheim nicht im World Wide Web sehen.

Google ist aber keineswegs das einzige Unternehmen, das diese Art von Dienst anbietet.

Heute.at-Nutzer skeptisch

Auch die Heute.at-Community steht dem Dienst kritisch gegenüber, bei dem Straßenzüge abfotografiert und der User von seinem Computer aus auf eine virtuelle Stadtrundfahrt gehen kann.

In einer Online-Umfrage geben fast 64 Prozent an (Stand: 13 Uhr), ihr Eigenheim nicht bei Street Views sehen zu wollen. Zehn Google-Autos mit dem charakteristischen Kamera-Aufsatz sind derzeit in ganz Österreich unterwegs. Google Österreich hat sich auf Anfrage von Heute.at noch nicht zu den Zahlen geäußert.

Kritik: Daten gehen in die USA

Datenschützer hegen Google gegenüber vor allem zwei Bedenken: Einerseits könnten etwa international tätige Einbrecherbanden Google Street View zu detailierten Erkundungstouren nutzen, wie Ermittler in der Tageszeitung Presse warnen. Die Kameras auf den Dächern der Google-Fahrzeuge sind in knapp drei Metern Höhe installiert - und können so über Hecken oder Zäune spähen. Andererseits könnten Behörden der Versuchung erliegen, die eingeholten Informationen auszuwerten.

Hans Zeger von der ARGE Daten kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die von den Street-View-Autos gesammelten Daten unverschlüsselt zu Google in die USA gehen.

"Was dort damit passiert, entzieht sich unserer Kenntnis", sagt Zeger im Gespräch mit Heute.at. Zegers Befürchtung: Unbescholtene Bürger tauchen wegen einer Verwechslung eben in den USA auf ominösen Listen der Behörden auf, was bei Aufenthalten in Übersee zu Problemen führen könnte.

Virtuelle Wien-Tour

Während Google noch an der Sammlung und Auswertung der Daten arbeitet, kann man im Internet längst auf virtuelle Tour durch die Bundeshauptstadt gehen. Der rumänische Internetdienst norc.at hat Wien und einige Städte in Westösterreich bereits in allen Details abfotografiert. Ähnlich wie bei Street View macht auch dieser Dienst die Gesichter von Passanten und Autokennzeichen unkenntlich.

Ebenso ähnlich ist das Geschäftsmodell: Immobilienmakler etwa könnten Street-View-Fotos der von ihnen feilgebotenen Objekte bequem in der Verkaufsanzeige einbetten. Auch Werbung von Unternehmen ist sichtbar.

ARGE Daten überlegt Klage

ARGE-Daten-Chef Zeger ist auch norc.at ein Dorn im Auge. Dennoch legt er seinen Fokus auf Google. Er rät Bürgern, die auf Googles Fotos zu sehen sind, einen Antrag auf Unkenntlichmachung der Bilder einzubringen. Sollte das Unternehmen dem nicht nachkommen, will Zeger klagen.

Wie sehr die Aufnahmen in das Privatleben der Menschen eingreifen können, zeigt die Spaß-Website streetviewfun.com. User posten dort die lustigsten Bilder, die sie bei Street View finden konnten - zum Beispiel Menschen, die eben ihre Notdurft verrichten, Nackte oder Opfer von Unfällen.

Strasser: EU-Kommission soll eingreifen

Ex-Innenminister und EU-Parlamentarier Ernst Strasser will im Streit um Street View die EU-Kommission einschalten. "Ich verstehe völlig, dass manche Bürger nicht wollen, dass ihr Haus, ihre Familie oder sie selbst im Street-View-Dienst von Google sichtbar sind. Dieses Recht auf Privatsphäre muss geschützt sein. Ich habe die EU-Kommission daher bereits aufgefordert zu prüfen, ob eine nachherige Einspruchsmöglichkeit von Betroffenen als Grundrechtsschutz ausreicht", so Strasser in einer Aussendung.

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