In ganzen 68 Verhandlungstagen ging seit 10. Mai 2022 in Hamburg ein regelrechter Mammut-Prozess über die Bühne, bei dem auch rund 100 Zeugen befragt wurden. Die elf Beschuldigten sind zwischen 19 und 23 Jahren alt und sollen im September 2020 eine fürchterliche Tat verübt haben, wobei einer schon früher und einer nun freigesprochen wurde, berichtet "Spiegel Online".
Für die restlichen neun setzte es bedingte Jugendstrafen von ein bis zwei Jahren, nur ein 19-Jähriger muss für zwei Jahre und zwei Monate ohne Bewährung ins Gefängnis (nicht rechtskräftig). Ihnen wird vorgeworfen, ein damals erst 15 Jahre altes Mädchen im Hamburger Stadtpark vergewaltigt zu haben. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt 1,6 Promille im Blut und war entsprechend desorientiert und wehrlos.
Am Rande einer Party soll sie zuerst von vier der Männern in ein Gebüsch gezerrt und zu sexuellen Handlungen gezwungen worden sein, einer von ihnen raubte ihr dabei Handy und Portemonnaie. Danach stießen zwei weitere Männer hinzu und missbrauchten das verwirrte Mädchen abermals. Als sie wieder freikam, lief sie auf der Festwiese einem Mann in die Arme, der sie ebenfalls missbrauchte. Schlussendlich gingen drei weitere Beschuldigte mit ihr in ein Gebüsch.
Der Prozess beruhte rein auf Indizien, zwei Videos wurden kurz nach der Tat gelöscht. Lediglich DNA-Spuren der neun Angeklagten dienten als Beweise, unmittelbare Zeugen gab es keine. Die Verteidigung pochte deswegen auf Freisprüchen für alle Angeklagten. Vier von ihnen sind Deutsche, bei zwei konnten die Nationalität nicht geklärt werden, die zwei Übrigen stammen aus Armenien, Afghanistan, Kuwait und Montenegro.