Neubeginn für Anna

9 Monate Flucht – In "Mamas Werkstatt" blühte Anna auf

Das Projekt "Mamas Werkstatt" hilft Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Für Anna (33) war es der Start in ein neues Leben – für sie und ihr Kind.

Yvonne Mresch
Anna (33) musste viel durchmachen: Um ihrem zweijährigen Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen, will sie am Arbeitsmarkt durchstarten.
Anna (33) musste viel durchmachen: Um ihrem zweijährigen Sohn eine bessere Zukunft zu ermöglichen, will sie am Arbeitsmarkt durchstarten.
Denise Auer

Anna (Name geändert) wurde in Nigeria geboren. Was dort passiert ist, darüber möchte sie nicht sprechen. Aber eines war klar: Sie wollte das Land verlassen. 2015 kam sie nach einer neunmonatigen Flucht über das Meer und Italien in Österreich an. "Ich war drei Monate in Traiskirchen und ging später nach Wien", erzählt sie.

"Mama, du schaffst das!"

Wie schon auf der Flucht war die junge Frau auch in der neuen Heimat völlig auf sich allein gestellt – bis sie einen Mann kennenlernte und mit ihm einen Sohn bekam. Die Beziehung sollte nicht halten, doch der kleine Alex (Name geändert) ist Mamas größter Stolz. Er soll es einmal besser haben als sie, das sei ihr größtes Ziel. Doch dafür muss eine Arbeit her.

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    In "Mamas Werkstatt" werden Auftragsarbeiten gemacht, wie etwa hier für die "Clini Clowns".
    In "Mamas Werkstatt" werden Auftragsarbeiten gemacht, wie etwa hier für die "Clini Clowns".
    Denise Auer

    Über die Erzdiözese Wien kam sie schließlich zum Projekt "Mamas Werkstatt" in der Kohlgasse (Margareten). Unter dem Motto "Mama, du schaffst das" werden dort Frauen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt – Alleinerziehende, Schwangere, Wohnungslose. Das Projekt entstand während des ersten Corona-Lockdowns, in dem Frauen gemeinsam Stoffmasken nähten. Das kam so gut an, dass daraus ein Business entstand.

    Anstellung mit Zusatz

    Die Frauen werden vorerst auf sechs Monate befristet angestellt, arbeiten 20 Stunden in der Woche. "Es handelt sich um ein Arbeitsintegrationsprojekt", erklärt Projektleiterin Waltraud Kaufmann. "Die Mütter sind ganz normal angestellt, mit allem was dazu gehört. Allerdings erhalten sie hier mehr Unterstützung."

    Den Mitarbeiterinnen bei "Mamas Werkstatt" stehen sowohl eine Sozialarbeiterin als auch eine Arbeitsintegrationsbeauftragte zur Seite. Ziel soll sein, Erfahrungen zu sammeln und Einblicke in den österreichischen Arbeitsmarkt zu bekommen. "Sie lernen etwa, wie sie einen Lebenslauf oder ein Bewerbungsschreiben verfassen und was ihre Rechte sind", so Kaufmann. Gleichzeitig soll das Selbstvertrauen der Frauen aufgebaut werden.

    Spenden dringend benötigt

    Von Montag bis Donnerstag arbeiten die Frauen fünf Stunden täglich an der Nähmaschine. Genäht werden etwa Kleidung, Taschen, Flaschenhüllen, Anna bedeutet es viel, ein Teil des Social Business gewesen zu sein: "Es total Spaß gemacht und ich habe so viel hier gelernt. Außerdem waren wir immer ein gutes Team", strahlt sie. Die Produkte werden verkauft, unter anderem auch direkt in der Werkstatt. Auftragsarbeiten werden gerne angenommen, so produzieren die Mamas etwa Messgewand oder Taufkleider.

    Der Plan sei, so Kaufmann, das Projekt künftig auszubauen. Die Frauen sollen später selbst Workshops geben und dadurch ihr Wissen an andere weiter vermitteln. Über mehr private Aufträge würde man sich ebenso freuen, wie über Geld-, Sach- und Materialspenden sowie ehrenamtliche Hilfe. Für Anna war "Mamas Werkstatt" ein Sprungbrett in ein neues Leben. Sie möchte nun einen guten Job als Näherin finden, um ihrem Sohn die Bildung zu ermöglichen, die ihr selbst verwehrt blieb. Mehr zum Projekt finden Sie hier.