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91 Frauen und Mädchen TÄGLICH vergewaltigt

Die Vergewaltigung und Ermordung eines 13-jährigen Mädchens im Norden Indiens hat in dem Land einen neuen öffentlichen Aufschrei ausgelöst.

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Eine indische Demonstrantin hält ein Plakat während eines Schweigeprotests zur Unterstützung von Vergewaltigungsopfern hoch.
Eine indische Demonstrantin hält ein Plakat während eines Schweigeprotests zur Unterstützung von Vergewaltigungsopfern hoch.
SAJJAD HUSSAIN / AFP / picturedesk.com

Zwei Männer aus dem Dorf des Mädchens in Uttar Pradesh wurden nach Angaben der Polizei wegen Mordverdachts verhaftet, nachdem das Opfer erdrosselt auf einem Feld aufgefunden wurde berichtet "CNN". Weitere Anklagen wegen Vergewaltigung und Gruppenvergewaltigung wurden nach der Obduktion erhoben.

Die Dalits – eine marginalisierte Gruppe

Das Mädchen stammte aus einer Dalit-Familie. Die Dalits, denen mehr als 240 Millionen Menschen in Indien angehören, gehören im indischen Kastensystem zur untersten Kaste.

Ein Hindu bleibt sein ganzes Leben lang an seine Kaste gebunden. Merkmale des indischen Kastensystems sind die Einteilung der Menschen in Gruppen und eine strenge Rangordnung. Zwar darf nach der indischen Verfassung von 1950 kein Inder wegen seiner Kaste diskriminiert werden, dennoch kommt es regelmäßig zu Übergriffen, Belästigungen und sogar Morden.

Die Dalits gelten nach der religiösen Unterscheidung im Hinduismus als "unberührbar" und "unrein". Die meisten von ihnen leben bis heute in Armut.

Kastensystem definiert Platz in der Gesellschaft

Das Verbrechen spiegele Aktivisten zufolge die Angst in ihrer Gemeinde wider, die durch die hinduistisch-nationalistische Regierung Indiens geschürt werde.

Das indische Kastensystem wurde 1950 offiziell abgeschafft, aber die 2.000 Jahre alte soziale Hierarchie, die den Menschen von Geburt an auferlegt wurde, existiert in vielen Bereichen des Lebens immer noch. Das Kastensystem kategorisiert die Hindus bei ihrer Geburt und definiert ihren Platz in der Gesellschaft, welche Jobs sie ausüben und wen sie heiraten können.

Tathergang

Das Mädchen verließ am Freitagnachmittag das Haus im Dorf Pakaria, um auf die nahe gelegenen Felder zu gehen, sagte ein Polizist aus Uttar Pradesh. Als es nicht zurückkehrte, begann die Familie mit der Suche und fand ihre Leiche in einem Zuckerrohrfeld, sagte Kumar.

Die Obduktion ergab, dass das Mädchen vergewaltigt und stranguliert worden sei, so der Beamte. Er bestritt, dass ihr Körper in irgendeiner Weise verstümmelt worden sei, wie in einigen lokalen Medienberichten behauptet wurde.

Der Polizist äußerte sich nicht dazu, ob die Verbrechen an dem Mädchen begangen wurden, weil sie der Dalit-Kaste angehörte. Eine Untersuchung sei derzeit im Gange.

Allgegenwärtige Angst

Chandrashekhar Azad, ein Dalit-Rechtsaktivist, sagte, die Unterdrückung der Dalits hätte während der Regierung von Premierminister Narendra Modi ihren Höhepunkt erreicht.

"Unsere Töchter sind nicht sicher, unsere Häuser sind nicht sicher, wir sind umgeben von Angst", twitterte Azad am Samstag laut CNN.

91 Vergewaltigungen pro Tag

Die Nachricht vom Tod des Mädchens löste in Indien, das sich mit dem allgegenwärtigen Problem der sexuellen Gewalt gegen Frauen auseinandersetzt, neuen öffentlichen Ärger aus.

"CNN" berichtet, dass Angaben von Indiens "National Crime Records Bureau" zufolge 2018 mehr als 33.000 Fälle von Vergewaltigung gemeldet wurden - etwa 91 Fälle pro Tag. Experten gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl aufgrund der Scham über sexuelle Übergriffe und der sozialen Barrieren, mit denen die Opfer konfrontiert sind, wahrscheinlich viel höher liegt.

"Die rücksichtslose Tötung und Vergewaltigung eines Mädchens in Lakhimpur Kheri ist ein Vorfall, der die Menschheit erschüttert hat", twitterte Akhilesh Yadav, der ehemalige Ministerpräsident von Uttar Pradesh, am Sonntag, so "CNN".

Gesetze schützen Frauen nicht

In Indien wurden sexuelle Übergriffe in der Vergangenheit von den Behörden eher als ein soziales und kulturelles Problem betrachtet und nicht als Anliegen, welches strafrechtlich verfolgt werden müsse. Daher würden die bestehenden Gesetze Frauen nicht schützen, teilte eine Frauenrechtsaktivistin mit.

Im Gegensatz zu früheren Vergewaltigungsfällen hat der sexuelle Übergriff und Mord an dem Mädchen keine Straßenproteste ausgelöst. Dies sei zum Teil auf die derzeitige Corona-Situation zurückzuführen, so "CNN".

Nach der brutalen Gruppenvergewaltigung und dem Mord an einer 23-jährigen Studentin in einem Bus in Neu-Delhi im Jahr 2012 - ein Fall, der weltweit für Aufsehen sorgte - wurden mehrere Änderungen der Vergewaltigungsgesetze verabschiedet.

Auch Kinder sind Opfer

Weitere Gesetze wurden 2018 nach der Vergewaltigung und Ermordung eines 8-jährigen Mädchens verabschiedet. Das geänderte Gesetz verlängerte die Gefängnisstrafen und führte die Todesstrafe in Fällen ein, in denen das Opfer jünger als 12 Jahre alt ist.

Schüler nehmen an einer Kerzenlichtprozession aus Protest gegen die Vergewaltigung und Ermordung der 8-Jährigen teil.
Schüler nehmen an einer Kerzenlichtprozession aus Protest gegen die Vergewaltigung und Ermordung der 8-Jährigen teil.
Channi Anand / AP / picturedesk.com

Dennoch gibt es regelmäßig Schlagzeilen über (Gruppen-) Vergewaltigungen in Indien, das Problem besteht also nach wie vor.

Im vergangenen Jahr gestanden vier Männer die Gruppenvergewaltigung und den Mord an einer 27-jährigen Frau, die sie in Brand setzten. Während der Tatrekonstruktion mit den vier inhaftierten Tätern, wurden jene von der Polizei erschossen, als sie versuchten den Beamten die Waffen zu entreißen.

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