Tirol

91-Jähriger muss nach Streit mit Frau in Traktor leben

Seit einem Streit mit seiner Ehefrau im Jänner ist Josef Schonger obdachlos. Der 91-jährige Tiroler muss jetzt in seinem Traktor leben und schlafen.

Roman Palman
Josef Schonger wohnt seit einem halben Jahr in seinem Steyr-Traktor. (Symbolbild)
Josef Schonger wohnt seit einem halben Jahr in seinem Steyr-Traktor. (Symbolbild)
imago / begsteiger

Am 2. Jänner 2023 krachte es beim Ehepaar Schonger gewaltig, die Polizei musste einschreiten. Josef Schonger wurde von der Exekutive weggewiesen, eine einstweilige Verfügung folgte wegen gefährlicher Drohung. Zudem kassierte der Tiroler ein Betretungsverbot für das gemeinsame Domizil, weshalb er seither obdachlos ist.

Auch nach mehr als einem halben Jahr gibt es offenbar keine Versöhnung, denn der 91-Jährige kann scheinbar immer noch nicht nach Hause zurück. Wie die "Tiroler Tageszeitung" und "Kleine Zeitung" berichten, führt der Senior seither ein Vagabundendasein im Talkessel von Ehrwald, Bezirk Reutte. Immer wieder kommt er wo für wenige Tage unter, muss dann aber weiterziehen.

Festen Wohnsitz oder gar Schlafplatz hat Josef Schonger nicht mehr: "Im Moment lebt und schläft er in seinem Traktor", weiß Sprengelarzt Stefan Kewitz, vor dessen Praxis die rote Landmaschine derzeit abgestellt ist. "Leute, die ihn nicht kennen, schrecken sich, wenn er mit dem Traktor im Moos steht und in der Fahrerkabine sitzt und schläft oder neben dem Traktor liegt. Die meinen dann oft, er ist tot."

"Ein Kerl wie ein Baum"

Sowohl körperlich als auch geistig sei der 91-Jährige ansonsten aber gut beieinander: "Das ist ein Kerl wie ein Baum", so der Mediziner. Doch seine aktuelle Lebenssituation zehrt an dem Pensionisten: "Er ist grundsätzlich lebensfroh. Aber wenn man ihn zu sehr in die Enge treibt, weiß man auch nicht, was passiert." Gegenüber dem Bürgermeister solle der rüstige Landwirt aber auch schon Suizid-Bemerkungen geäußert haben.

Suizidgedanken? Hol Dir Hilfe, es gibt sie.

Wenn Du unter Selbstmord-Gedanken oder Depressionen leidest, dann kontaktiere die Telefonseelsorge unter der Nummer 142, täglich 0-24 Uhr.

Behörden wollen helfen

Ortschef Markus Köck selbst ist auch schon am Verzweifeln: "Ich hatte eine 50-Quadratmeter-Wohnung für ihn. Aber die wollte er nicht. Er will nur ein Zimmer". Jede Woche verbringt der Bürgermeister mehrere Stunden mit der Suche nach einer passenden Bleibe: "Ich habe alles eingeschaltet, was mir möglich ist, mich sogar bis zur Skischule durchtelefoniert. Aber es ist nix zu machen. Das, was ich hatte, wollte er nicht, und jetzt finden wir nichts mehr."

Auch die Bezirkshauptmannschaft hat sich bereits eingeschalten. Es sei eine "verfahrene Sache", denn "solange der Mann voll einsichtsfähig ist, gilt einzig und allein sein Wille". Man könne ihn nicht in einer Obdachlosenunterkunft oder in einem Seniorenheim unterbringen, wenn er dies ablehne. Die Hoffnungen liegen nun beim Mitgefühl der Mitbürger der Region: "Dass ein Mensch mit über 90 Jahren im Traktor leben muss, das kann es doch echt nicht sein", so Sprengelarzt Kewitz.

"Macht mir nichts aus"

Der obdachlose Josef Schonger selbst gibt sich ungebrochen: "Ich brauche nur ein Zimmer für zwei oder drei Tage. Ich habe am 23. wieder einen Termin mit meinem Anwalt. Dann sehen wir weiter". Er hoffe deshalb, bald nach Hause zurückkehren zu dürfen.

Diese eine Woche wolle er auf jeden Fall noch durchhalten, die Zeit vertreibe er sich derweil mit Holzarbeiten: "Und wenn ich nix finde, dann muss ich eben im Traktor schlafen. Ich war Landwirt und 20 Jahre in der Metzgerei tätig. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet. Das macht mir nichts aus."

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