Österreich

Ab 1. Juli wird auf Wiens Straßen getasert

Heute Redaktion
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Bild: Peter Hautzinger

Sie sehen ein bisschen aus wie Plastik-Spielzeugpistolen, doch ihre Wirkung ist ungleich heftiger: Ab 1. Juli wird die Polizei jene 200 "Taser", die bisher im Probebetrieb im Einsatz waren, in den Regeldienst übernehmen. Verwendet werden dürfen die 1500 Euro teuren Geräte aber weiterhin nur von jenen vier Sondereinheiten, die die Taser schon seit 2006 testen.

Sie sehen ein bisschen aus wie Plastik-Spielzeugpistolen, doch ihre Wirkung ist ungleich heftiger: Ab 1. Juli wird die Polizei jene 200 "Taser", die bisher im Probebetrieb im Einsatz waren, in den Regeldienst übernehmen. Verwendet werden dürfen die 1500 Euro teuren Geräte aber weiterhin nur von jenen vier Sondereinheiten, die die Taser schon seit 2006 testen.

Eine Studie bescheinigte den neuen Dienstwaffen nun, dass sie für niemanden gefährlich seien - hundertprozentige Garantien gebe es dafür aber nicht.

Auf Herz und Nieren sei er geprüft worden, hieß es am Montagabend im Rahmen eines Hintergrundgesprächs im Innenministerium in Wien. Norbert Leitgeb von der TU Graz, der Kardiologe Gregor Wollenek und der Vorsitzende des Menschenrechtsbeirats, Gerhart Wielinger, attestierten dem "Taser X26" die Einsatzfähigkeit im Regelbetrieb. Dabei haben die Geräte schon einiges hinter sich: 127 Mal wurde mit ihnen in den vergangenen sechs Jahren auf Menschen "geschossen", dabei gab es lediglich einen Schwerverletzten, aber auch nur, weil die Person anschließend mit dem Kopf auf einen Stein gestürzt war.

Dass es grundsätzlich gar nicht so leicht ist, eine Person mit dem Taser zu "immobilisieren", wie das im Fachjargon heißt, beweist eine weitere Statistik: In 75 von 127 Fällen taten die Stromstöße sofort ihre Wirkung, 19 Mal war ein weiterer Impuls notwendig und in 17 Fällen war der Taser wirkungslos.

Bis auf 7,6 Meter Entfernung funktioniert ein Taser, allerdings nur dann, wenn beide Pfeilelektroden treffen. Genau das sei, so Oberst Hermann Zwanzinger vom Referat für Sondereinsatzangelegenheiten, aber das Problem. Denn sobald die Situation "dynamisch" sei und nicht "statisch", sei es für den Beamten schwierig, überhaupt einen Treffer zu landen. Ist man deutlich zu nah dran wie die optimale Einsatzdistanz von einem Meter, so fügt man der Person lediglich Schmerzen zu, was im Ernstfall dazu führen könne, dass der- oder diejenige noch aggressiver wird, so Zwanzinger.

Gesundheitsgefährdend sei der Taser für niemanden, Träger von Herzschrittmachern müssten keine Funktionsstörungen fürchten, auch für eine Schwangere und deren Ungeborenes bestehe keine Bedrohung. Selbst für Menschen, die ein hohes Risiko für Herzkammerflimmern oder Atemstillstand haben, sei die Gefahr "sehr gering". Zur Gänze ausschließen könne man tödliche Folgen eines Taser-Einsatzes allerdings nicht, so Zwanzinger. Denn die Stromstärke sei hundertmal schwächer als jene von Netzstrom.

200 Geräte versehen derzeit ihren Dienst und werden das auch weiterhin tun - 79 davon in den Polizeianhaltezentren, 63 bei der Bekämpfung von Straßenkriminalität, 32 bei der Cobra und 26 bei der WEGA. Fehlleistungen bzw. Missbrauch ziehe dienstrechtliche Konsequenzen nach sich, betonte Menschenrechtsbeiratsvorsitzender Wielinger.

APA/red.