Szene

Ab 7.3.: Natur bricht übers Kunsthistorische herein

Heute Redaktion
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Natur und Gewalt im Museum – zügellos, grenzüberschreitend, voller Poesie. 25 Künstler rücken Mutter Erde mitten in der Gemäldegalerie ins Rampenlicht.

Die Natur bricht ab 7.3. über das Wiener KHM herein – sie will beachtet, bewandert und bewahrt werden. „Ganymed Nature" heißt die performative Inszenierung, in der ein Aufsehen erregendes Ensemble Mutter Erde mit Musik, Theater und Tanz in den Mittelpunkt rückt. Das Spektakel ist das bereits fünfte Museums-Projekt der "Ganymed"-Serie von Jacqueline Kornmüller und Peter Wolf (nach Ganymed Boarding, Ganymed goes Europe, Ganymed Dreaming und Ganymed Female) – die insgesamt 13 Szenen spielen mitten in der imposanten Gemäldegalerie und eröffnen so neue Perspektiven auf die Alten Meister.

"Es geht nicht um die romantische Sicht auf die Natur"

"Das Potenzial des Naturbegriffs ist enorm", so Wolf bei der Präsentation am Donnerstag. So uferlos, dass man es trotz intensiver Beschäftigigung mit der Materie auch hier nicht ganz ausschöpfen kann. Was allerdings gemacht wurde, sind "einzelne Schnitte in das Thema." Und: In "Ganymed Nature" gehe es "weniger um eine romantische Sicht auf die Natur, sondern darum, was sie mit unserer Gesellschaft zu tun hat."

"Der Flirt" mit Gejodel und Dudelsackspiel

Da treffen einander etwa Tizians „Nymphe und Schäfer" zum „Flirt" – Franz Schuh seziert mithilfe des jodelnden und Dudelsack spielenden Duos Albin Paulus und Petra Gstrein das vielschichtige Meisterwerk und enttarnt die Natur nach und nach als Illusion.

"Odyssee": Stille Momente der Flucht aus Syrien

Der Natur in ihrer ganzen Rohheit setzt sich hingegen Rania Mustafa Ali in ihrer „Odyssee" aus: Die Syrerin erzählt vor Orazio Lomi Gentileschis „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" von stillen (und ganz lauten) Momenten ihrer eigenen Flucht aus dem Kriegsgebiet. Die junge Frau dokumentierte diese Odyssee mit ihrer Filmkamera und erreichte via "Guardian online" acht Millionen Menschen. Das Video zeigt u.a. einen Polizei-Angriff auf die an der mazedonischen Grenze lagernden Flüchtlinge mit Tränengas und Gummigeschoßen. "Wenn du so einen Horror erlebst, bedeutet jeder ruhige Moment Friede für dich", so Rania.

Doderer lässt die Engel singen – und Besucher abheben

Und: Das Motto von Komponistin Johanna Doderer lautet "Natürlich Übernatürlich". Sie lässt in einem Chorwerk zu Rubens' „Mariä Himmelfahrt" die Engel singen und ausgewählte Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes abheben. Regisseurin Kornmüller verspricht: "Es darf immer jemand anderer in den Himmel fliegen. Auch das Übernatürliche ist Teil der Natur."

Soundstürme in der "Gewitterlandschaft"

Musikalische Naturgewalten bietet u.a. die Komposition "Some Way Up", zu der sich Karlheinz Essl von der "Gewitterlandschaft" von Peter Paul Rubens inspirieren ließ. Ein besonderes Anliegen war es ihm, "die Natur nicht nur als Idylle" zu zeigen. "Es musss ins Bedrohliche umkippen", so Essl. Seine Komposition ist als Soundinstallation auch in der die Ganymed-Serie begleitenden Ausstellung "The Last Day" im Bassano Saal zu hören. Hier lässt Fotograf Helmut Wimmer die Natur mithilfe von 12 Arbeiten in die Säle eindringen, inspiriert von Naturkatastrophen und historischen Begebenheiten. Erde und Wasser bahnen sich hier unaufhaltsam ihren Weg, Felsen bemächtigen sich der Interieurs, Laub und Gehölz bedecken antike Büsten.

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