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Abhörskandal: Cameron-Intimus muss hinter Gitter

Heute Redaktion
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Bild: Stefan Rousseau (PA)

Im Prozess um die Abhörpraktiken des eingestellten britischen Boulevardblatts "News of the World" ist der frühere Chefredakteur Andy Coulson zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Coulson sei "der Hauptverantwortliche für den Skandal", begründete das Zentrale Strafgerichtshof Old Bailey am Freitag in London das Strafmaß. Coulson war ein enger Vertrauter und Pressesprecher von David Cameron.

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Coulson habe von den illegalen Abhöraktionen gewusst und sie sogar gefördert, anstatt sie zu unterbinden, so das Gericht. Da der 46-Jährige aber kein Gewaltverbrechen beging, könnte er laut der britischen Zeitung "Guardian" in weniger als neun Monaten wieder frei sein. Drei weitere ranghohe Journalisten der Zeitung wurden in am Freitag ebenfalls zu Haft- beziehungsweise Bewährungsstrafen verurteilt.

Coulsons ebenfalls angeklagte Vorgängerin auf dem Chefredakteursposten, , wurde in dem Prozess von den Richtern vergangene Woche von allen Vorwürfen freigesprochen. Auch sie gilt als enge Bekannte von Cameron. Coulson war von 2003 bis 2007 bei "News of the World".

Cameron entschuldigte sich für Einstellung von Coulson

Der Abhörskandal hatte in Großbritannien hohe Wellen geschlagen, im Sommer 2011 sah sich der australische . Coulson seinerseits musste als Kommunikationschef Camerons zurücktreten, den Posten hatte er nach seiner Chefredakteurszeit angetreten. Die Nähe zur Regierung gab der Affäre besondere politische Brisanz. Cameron entschuldigte sich inzwischen öffentlich dafür, Coulson eingestellt zu haben.

Mitglieder der Königsfamilie wurden abgehört

Die "News of the World" hatte mehr als 600 Mobiltelefone teils sehr prominenter Opfer angezapft und abgehört. Unter ihnen waren neben Politikern . Für Empörung sorgte vor allem, dass auch Angehörige von im Krieg im Irak und Afghanistan getöteter Soldaten sowie von Verbrechensopfern abgehört wurden. Unter letzteren war auch eine vermisste britische Schülerin, die im Jahr 2002 schließlich ermordet aufgefunden wurde.

Coulson hatte im April zugegeben, die Bestechung eines Polizisten gebilligt zu haben. Der Vorfall liegt elf Jahre zurück: Damals bat der damalige Palastreporter Clive Goodman um Zustimmung, einem Polizisten ein Telefonbuch der Königsfamilie für tausend Pfund (heute etwa 1.250 Euro) abkaufen zu dürfen. Trotz der Warnung, dies könne die Betroffenen auf die Anklagebank bringen, gab Coulson nach eigenen Angaben grünes Licht.

 

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