Österreich

Spitalskollegen weinen um abgeschobenen Lehrling

Bis zu 154 Personen sollen diese Woche nach Afghanistan abgeschoben werden, darunter Frauen und Kinder. Angehörige sind geschockt.

Heute Redaktion
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Abschiebungen am Flughafen Wien (Archivfoto)
Abschiebungen am Flughafen Wien (Archivfoto)
Bild: Reuters

Eine an die Öffentlichkeit gekommene Liste mit Namen von 154 Afghanen, die am Dienstag abgeschoben werden sollen, empört. Auf ihr stehen Männer, Frauen, Lehrlinge und Kinder, heißt es in Medienberichten. In einigen Fällen soll die Abschiebung durch die Fremdenpolizei im Eiltempo erfolgen, ohne einen Entscheid des Verfassungsgerichtshofs abzuwarten.

Eineinhalbjähriges Mädchen dabei

Abgeschoben sollen beziehungsweise wurde ein Teil bereits nach Kabul. Dort verübten erst Montagabend die Taliban einen Anschlag mit Sprengsätzen und Schusswaffen, der 16 Menschen tötete und 119 weitere verletzte. Dennoch sollen alle 154 Asylwerber nach Afghanistan geflogen werden – 145 aus Österreich, fünf aus Ungarn, drei aus Bulgarien, einer aus Slowenien. Die jüngste Betroffene soll ein eineinhalbjähriges Mädchen sein.

Politiker, Angehörige und Ausbilder sind geschockt. Die Menschenrechtssprecherin der Neos, Stephanie Krisper, forderte einen Abschiebestopp nach Afghanistan. Einer der Betroffenen ist Hossein K. (21), der am Dienstag abgeschoben worden sein soll. Der 21-Jährige war Lehrling im Diakonissen-Krankenhaus Schladming, hatte die Lehre zur Hälfte hinter sich und zeige gute Leistungen, sei perfekt integriert und fleißig, so die Diakonie.

"Männer hatten Tränen in den Augen"

Die Lehre musste K. aber abbrechen. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, später auch vom Bundesverwaltungsgericht. Bevor ein Ergebnis des Verfassungsgerichtshofs vorliegt, soll K. bereits im Abschiebeflieger gesessen sein. "Also, wenn ich Ihnen sage, dass gestandene Männer, die bei uns in der Haustechnik arbeiten, Tränen in den Augen gehabt haben…", sagt Verwaltungsleiter Hannes Stickler zur Abschiebung gegenüber dem ORF.

Mit den Neuwahlen Ende September und einer neuen Regierung könnte sich auch die Abschiebepraxis ändern. Bei der Abschiebung von in der Lehre befindlichen Asylwerbern mit negativem Bescheid lenkte zuletzt auch die ÖVP ein und spricht sich nun für ein Bleiberecht für die Dauer der Lehre aus. Sollte danach der Asylbescheid positiv ausfallen, könne der Asylwerber in Österreich bleiben, hieß es von der ÖVP.