Politik

Abschied von Barbara Prammer im Parlament

Heute Redaktion
Teilen

Am vergangenen Samstag verstarb die bei allen Parteien und beim Volk beliebte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Seit Donnerstag ist Prammers Sarg, bedeckt mit der rot-weiß-roten Flagge, in der Säulenhalle aufgebahrt. Am Freitag kamen etwa 5.000 Menschen, um Abschied zu nehmen. Am Samstag fand vor dem Parlament die offizielle Trauerfeier statt.

. Seit Donnerstag ist Prammers Sarg, bedeckt mit der rot-weiß-roten Flagge, in der Säulenhalle aufgebahrt. Am Freitag kamen etwa 5.000 Menschen, um Abschied zu nehmen. Am Samstag  fand vor dem Parlament die offizielle Trauerfeier statt.

Rund 2.000 Trauergäste haben am Samstag bei der Trauerfeier am Ring vor dem Parlament Abschied von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer genommen. Die Redner und Rednerinnen würdigten Prammers Engagement für die Demokratie, für Minderheiten und Frauenrechte. "Wir alle können stolz auf sie sein", schloss Bundespräsident Heinz Fischer Abschiedsrede. "Wir danken dir, liebe, gute, tapfere Barbara."

"Starke, zarte, liebenswerte Frau"

"Ihr könnt sicher sein, dass eure Barbara als beeindruckende Persönlichkeit unseres Landes, als große Frau in unsere Geschichte eingehen wird", sagte Fischer zu Prammers Familie. Er erinnerte auch an den "bewundernswerten und mit Recht bewunderten Weg", wie Prammer mit ihrer Krebserkrankung umgegangen war, und dankte auch ihren Ärzten, dem Pflegepersonal und der Krebshilfe ebenso wie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dieser "starken, zarten, liebenswerten Frau" beiseitegestanden waren.

Fischer appelliert an Politik und Medien

Zugleich nahm er die unzähligen Respektsbekundungen für die verstorbene Nationalratspräsidentin auch zum Anlass, darüber nachzudenken, "wie sehr sich Barbara auch nur über einen kleinen Bruchteil dieses Lobes zu Lebzeiten gefreut hätte". Seine "Bitte" daher: "Entwickeln wir alle miteinander zeitgerecht möglichst viel Sensibilität, Verantwortungsbewusstsein und Fairness im Umgang mit anderen Menschen. Das gilt besonders für Politik und Medien, aber es gilt auch für alle Menschen."

"Leitfigur der Demokratie"

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) würdigte Prammers Werthaltung, die auf Demokratie, Menschenrechten und solidarischem Miteinander gefußt habe. "Durch ihren Tod verliert die Republik eine führende Persönlichkeit, sie verliert eine Leitfigur der Demokratie. Wir alle verlieren einen außerordentlich liebevollen und wertvollen Menschen." Prammer sei für Toleranz und Offenheit gestanden. "Ein demokratisches Gemeinwesen braucht Menschen mit Grundsätzen, wie sie es war, mit einer Vorstellung davon, wie das Zusammenleben in einem Staat aussehen soll."

Prammer habe noch "so vieles vorgehabt", bedauerte der Kanzler. "Österreich verliert eine große Politikerin und Staatsfrau. Die Sozialdemokratie zudem eine ihrer wichtigsten und bedeutendsten Vertreterinnen. Liebe Barbara, du wirst uns sehr fehlen."

Kampf für Gleichberechtigung der Frauen

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, die 2009 von Prammer den Vorsitz der SPÖ-Frauen übernommen hatte, blickte auf "gemeinsame Jahre, geprägt von Vertrauen und Unterstützung" durch ihre "Freundin und Mentorin", zurück. Prammer sei stets für eine "Zukunft, in der Frauen gleichberechtigt und selbstbestimmt leben können", eingetreten. Dafür habe sie auch parteiintern "den einen oder anderen Strauß auszufechten gehabt", etwa in der Frage der Frauenquote. "Beharrlich und konsequent hast du, Barbara, diesen Weg und viele andere Wege für uns aufbereitet."

Prammer habe sich für den Gewaltschutz eingesetzt - "Du hast so vielen Frauen geholfen" - sie sei überzeugte Antifaschistin gewesen, habe sich stets für Minderheiten stark gemacht und sei "eine wichtige Verbündete für gleichgeschlechtlich Liebende" gewesen. "Du warst ein liebenswerter Mensch, und du bist eine große Tochter Österreichs und Europas. Ich bin stolz, dich gekannt zu haben."

"Gute Bundespräsidentin"

Die Publizistin Barbara Coudenhove-Kalergi schließlich würdigte Prammer "mit dem Blick von außen": "Sie war eine Politikerin, die ihr Amt nicht nur mit Anstand ausgefüllt hat, sondern auch mit einer gewissen Anmut." Prammer habe vorgelebt, "dass man Politiker, Politikerin sein kann, ohne sich zu verbiegen". Sie habe auch ein Leben auf Basis einer "festen Überzeugung" geführt und sei daher "offen für andere Ideen und andere Traditionen" gewesen. Zudem führte auch Coudenhove-Kalergi die "Art, wie sie mit ihrer Krankheit umgegangen ist", ins Treffen. "Sie hat uns allen nicht nur gezeigt, wie man mit Anstand lebt, sondern auch, wie man mit Anstand stirbt. Ich glaube, sie wäre eine gute Bundespräsidentin geworden."

So lief die offizielle Trauerfeier ab... Seite 2

Am Freitag bis 17 Uhr erwiesen 5.000 Besucher Prammer im Rahmen der Aufbahrung die letzte Ehre. Das elektronische Kondolenzbuch verzeichnete 5.400 Einträge, außerdem haben 2.000 Trauernde im Besucherzentrum schriftlich kondoliert.

Der Ablauf der Trauerfeier:

Die Zeremonie begann am Samstag um 10.30 Uhr vor dem Parlament und wurde auch von der Bevölkerung direkt mitverfolgt. Neben tausenden Menschen waren auch rund 600 Ehrengäste gekommen. ORF II übertrug live ab 10.15 Uhr.

Zu Beginn war der Sarg zu den Klängen des Vorspiels zum ersten Aufzug der Oper "Tristan und Isolde" von Richard Wagner auf ein Podest getragen, das sich am Vorplatz des Parlaments befindet. Das Gedenken leiteten im Anschluss daran der Zweite Nationalratspräsident Karheinz Kopf (ÖVP) sowie die Präsidentin des Bundesrats Ana Blatnik (SPÖ) ein.

Harri Stojka und Timna Brauer machen Musik, Fischer spricht

Barbara Coudenhove-Kalergi und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) erinnerten ebenfalls an den Menschen und die Politikerin Barbara Prammer. Umrahmt wurden die Reden von musikalischen Beiträgen durch Harri Stojka und Timna Brauer mit Band. Es sollte dies auch ein Symbol für den unermüdlichen Einsatz Prammers für Minderheiten und eine Kultur des Gedenkens sein. Zum Abschluss der Trauerfeierlichkeit ergriffen Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Bundespräsident Heinz Fischer das Wort.

Einäscherung, Beerdigung im engsten Familienkreis

Unter der Musik der Bundeshymne, intoniert von der Militärmusik des Militärkommandos Niederösterreich, wurde der Sarg abgetragen. Verabschiedet vom Parlament wird die Nationalratspräsidentin durch den Zapfenstreich vom Balkon ihres Büros aus, gespielt von einem Solotrompeter der Militärmusik. Im Anschluss wurde der Sarg im Glaswagen zum Wiener Zentralfriedhof gebracht, wo die Einäscherung erfolgt. Das Datum der Beerdigung im engsten Familienkreis wird nicht bekannt gegeben.

So lief die Aufbahrung am Donnerstag ab - bitte umblättern

Als am Donnerstag der Leichenwagen mit dem Sarg eintraf, warteten bereits die beiden noch amtierenden Nationalratspräsidenten Karlheinz-Kopf (ÖVP) und Norbert Hofer (FPÖ), Bundesratspräsidentin Ana Blatnik (SPÖ), die Klubchefs der Parlamentsparteien und die Mitarbeiter des Büros der verstorbenen Präsidentin auf die Ankunft der Verstorbenen. Sie geleiteten den Sarg durch ein von Mitarbeitern des Hohen Hauses gebildetes Spalier in die Säulenhalle.

Parlamentsmitarbeiter verabschiedeten sich zuerst

Zunächst konnten sich die Parlamentsmitarbeiter und Abgeordneten unter Ausschluss der Öffentlichkeit von ihrer Präsidentin verabschieden. Kopf und Parlamentsdirektor Harald Dossi richteten noch einige Worte an die Mitarbeiter.

Danach wurde das Parlament für die Bevölkerung geöffnet. Rasch bildete sich eine Menschenschlange, die durch die Säulenhalle bis hinaus auf die Rampe reichte.

Angestellt hatten sich inmitten der Bevölkerung auch einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und frühere Abgeordnete. Die meisten von ihnen verharrten kurz vor dem Sarg und verneigten sich. Neben dem Sarg hielten vier Mitglieder der Sozialistischen Jugend mit ihren roten Fahnen Ehrenwache für die verstorbene SPÖ-Spitzenpolitikerin, Mädels und Buben wechselten sich ab.