Österreich

Abtransport: Das letzte Ausstellungsstück

Das Modell der Stadt Wien von 1898 von Erwin Pendl galt als Publikumsliebling des bereits geschlossenen Wien Museums. Jetzt wird es zerlegt.

Heute Redaktion
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Seit Februar sind die Pforten des Wien Museums geschlossen. Man bereitet alles für den geplanten und jahrelangen Umbau vor. Der aufwändige Transport der Kunstwerke ist schon fast abgeschlossen, einige Teile wurden bereits in das Depot nach Himberg geführt, andere Teile verweilen in einer Sonderausstellung in Japan. Das letzte Ausstellungsstück gilt zugleich als Publikumsliebling des Wien-Museum: Das 4x5m große Stadtmodell von Erwin Pendl.

Das Modell wurde 1898 von dem Veduten- und Architekturmaler Erwin Pendl (1875-1945) zum 50-jährigen Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph erstellt. Aus Karton und Watte ist dieses Modell im Maßstab 1:450 ein wahres Schmuckstück, sowie ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. "Es ist vor allem die Liebe zum Detail, die dieser Maler in sein Modell steckte. Es ist auf jeden Fall einzigartig", erklärt Sándor Békési, Kurator des Wien Museums für Stadtentwicklung und Topografie. Man findet sogar eine Baustelle, die es zu Zeiten der Entstehung des Modells gab. Gleich neben dem Rathaus, hat der Künstler eine kahle Stelle gelassen. Sie ist umhüllt von einer Mauer, die wiederum mit Plakaten gepflastert ist. "Das ist meine Lieblingsstelle des Modells", erklärt Békési. "Sie zeigt die Detailliebe, die kommt auch daher, dass Pendl eben in erster Linie ein Maler war", ergänzt er.

Premiere: Das Modell wurde noch nie zerlegt

Das Objekt, wurde immer als Ganzes präsentiert und konnte noch nie saniert werden. Jährlich wurde das Modell vorsichtig gesäubert: "Dafür wurde eine Brücke über das Stadtmodell gelegt und die Restauratoren mussten liegend das Objekt absaugen und reinigen", erinnert sich die Restauratorin des Wien Museums Nora Gasser. Die größte Herausforderung sei der nun bevorstehende Abtransport. Dafür wird das Modell in sechs ursprüngliche Teile geteilt. Einzelne Häuser - wie die Staatsoper, die Karlskirche oder der Stephansdom werden mit größter Behutsamkeit abmontiert, damit sie bei dem Transport nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Dreidimensionales Aquarell: Jetzt folgt die Sanierung

Das Wiener Stadtmodell von 1898 zeichnet sich durch präzise Ausarbeitung und Nachzeichnung der Gebäude aus und ist im wahrsten Sinne des Wortes ein dreidimensionales Aquarell. "An einer Seite erkennt man sogar eine Markise eines Shops der Firma Niemetz", erklärt Mediensprecher des Museums Florian Pollack. Diese Ikone der Sammlung wird nun durch den Abbau zugleich saniert, da nach so vielen Jahren in der Ausstellung ein dringender Restaurierungsbedarf besteht.

Paten können Teile der alten "Stadt Wien" erwerben und Restaurierung unterstützen

Um die benötigen 100.000 Euro für die Restaurierung zu akquirieren gibt es die Möglichkeit eine Patenschaft für Adressen zu erwerben. Die gibt es bereits ab 100 Euro. Firmen können ab 1.000 Euro eine Patenschaft erwerben, während die Patenschaft der großen Häuser, wie die Staatsoper oder der Stephansdom, stolze 10.000 Euro kosten. Der Enkel des Herstellers habe bereits einen Teil als Pate übernommen, aber auch das Cafè Schwarzenberg oder das Dorotheum Wien hat die Patenschaft für die eigene Geschäftsadresse übernommen.

Auf der Seite "www.meinstueckwien.at" können Besucher über das 3D Modell fliegen und sich eine Adresse aussuchen.