HeuteForFuture-award

Abwasserenergie zum Heizen und Kühlen von Gebäuden

Irma Basagic
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Frau Ulrike Rabmer-Koller und Wien Kanal Direktor, DI Andreas Ilmer, im Dezember 2020
Frau Ulrike Rabmer-Koller und Wien Kanal Direktor, DI Andreas Ilmer, im Dezember 2020
Foto: Rabmer Gruppe

PROJEKTNAME: Energie aus Abwasser zum erneuerbaren Heizen und Kühlen von Gebäuden
NAME DES UNTERNEHMENS & DES PROJEKTTRÄGERS: Rabmer Gruppe
KATEGORIE: Unternehmen
THEMENBEREICH: Energie
TEILNEHMERZAHL: 1
PROJEKTSTART: 2014
STATUS: Aktiv
REGION: Altenberg/Oberösterreich
INSTITUTIONALISIERT ALS: Unternehmen
WIRKUNGSFELD: In- und Ausland
WEBhttps://www.rabmer.at/

Darum geht es beim Projekt "Energie aus Abwasser zum erneuerbaren Heizen und Kühlen von Gebäuden"

Energie aus Abwasser - Nutzung von Abwasserenergie bedeutet:
– ganzjährige Verfügbarkeit, breites Anwendungsspektrum
– 100% erneuerbare Energie, wesentliche CO2-Einsparung - positiver Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende
– Steigerung der Energieflexibilität
– Potenzial rd. 25% des Wärmebedarfs im Gebäudesektor zu decken
– Anlagen mit einer (Heiz-/Kühl-)Leistung ab 50 kW bis zu 10 MW

Rabmer Gruppe bietet und leistet:
– innovative Lösungen/Technologien zur Nutzung der Abwasserenergie
– Machbarkeitsanalysen bis ganzheitliche Lösungen
– Marktaufbereitung

Ziel des Projektes:
– Nutzung des Potenzials der erneuerbaren Energiequelle Abwasser
– Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energiequellen im Wärmebereich
– wirtschaftlichen und ökologischen Mehrwert schaffen
– Bekanntheit bei potenziellen Anwendern / Entscheidungsträgern erhöhen
– Pilotprojekte umsetzen

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    Wien Kanal Baustellenfoto "Energie aus Abwasser" 
    Wien Kanal Baustellenfoto "Energie aus Abwasser"
    Foto: Rabmer Gruppe

    Heute For Future-Award im Gespräch mit der Rabmer Gruppe

    Was zeichnet Ihr Projekt aus bzw. wie unterscheidet es sich von anderen?

    Die viel zitierte "grüne Energie" umfasst mehr als ihre bekanntesten Vertreter Windkraft, Wasserkraft und Photovoltaik. In jedem Haushalt & Betrieb fällt Tag für Tag eine große Menge an warmem Abwasser an, welches im Kanal als erneuerbare Energiequelle ganzjährig zwischen 12 und 18 Grad Celsius zur Verfügung steht.

    Sind Industrieunternehmen in der Nähe beträgt die Temperatur auch bis zu 30 Grad. Mittels innovativer Wärmetauscher kombiniert mit speziellen Wärmepumpen nutzen wir Abwasser zum erneuerbaren Heizen und Kühlen von Gebäuden. Wärmetauscher entziehen dem Abwasser Wärmeenergie oder führen im Kühlfall Wärme in den Kanal zurück.

    Für eine breite Ausrollung spricht vor allem die ständige Verfügbarkeit (im Vergleich zu Sonnen- und Windenergie) und das vergleichsweise zu Luft oder Erdwärme hohe Temperaturniveau sowie die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten (Heizen, Kühlen, Warmwasserbereitung) und Gewinnungsformen (u.a. im Kanal, Hausabfluss, Kläranlage).

    Ein wesentlicher Vorteil ist auch die regionale Verfügbarkeit der Energiequelle. Durch einen intensiven Einsatz von Human-Ressourcen/Know-how und Medienarbeit waren wir maßgeblich daran beteiligt, den Markt in Österreich und auch international aufzubereiten.

    Diesen Aufwand betreiben wir nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen (denn diese Öffentlichkeitsarbeit und Marktaufbereitung benötigt enorme Ressourcen und verursacht Kosten), sondern vor allem aus Überzeugung, dass diese Energieform enorm wichtig für die bevorstehende Energiewende sein wird.

    Vor allem unter dem aktuellen Gesichtspunkt der steigenden Energiepreise und der Ukrainekrise bietet Energie aus Abwasser auch eine regionale und nachhaltige Energieversorgung mit welcher die Abhängigkeit von russischem Erdgas schnell verringert werden kann.

    Umso wichtiger ist es daher, diese Technologie so schnell als möglich flächendeckend auszurollen.

    Was sollte geschehen, damit Ihre praktische Arbeit erleichtert wird? Wer sollte aktiv werden?

    Laut dem "EU Klima- und Energiepaket 2030" sollen bis 2030 die Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um mindestens 55% gesenkt werden (ec.europa.eu). Darüber hinaus soll der Anteil der erneuerbaren Energien erhöht und die Energieeffizienz verbessert werden.

    Ein großer Energieverbraucher, der immer noch hauptsächlich von CO2-kritischen Energieträgern versorgt wird, ist die Heizung und Kühlung von Gebäuden. Aktuell fallen rd. 77% des Energieverbrauches im Gebäudesektor für die Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung an (REN21 - GLOBAL STATUS REPORT).

    Entsprechend wichtig ist es somit, gerade in diesem Bereich auf erneuerbare Energieträger zu setzen. Eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahre wird es demnach sein, den Umstieg auf erneuerbare Energien voranzutreiben und Energie effizienter zu nutzen.

    Das vorliegende Projekt der Rabmer Gruppe adressiert diese Problematik – durch die Forcierung von Energie aus Abwasser zum erneuerbaren Heizen und Kühlen von Gebäuden. Aus Abwasser gewonnene Energie ist seit Dezember 2018 EU-weit als erneuerbare Energie anerkannt.

    Im Mai 2021 wurde in diesem Zusammenhang auch der ÖWAV Arbeitsbehelf 65 "Energetische Nutzung des thermischen Potenzials von Abwasser" veröffentlicht, der die Interessen der künftigen Anwender, Energieversorger als auch Kanal- und Kläranlagenbetreiber berücksichtigt und den korrekten Einsatz von Abwasserenergie sicherstellt.

    Darauf basierend sind auch entsprechende Förderprogramme seitens des Bundes (KPC, Klimafond) möglich bzw. ist hier eine Erweiterung erforderlich. Eine wesentliche Herausforderung im Hinblick auf unser Vorhaben war bzw. ist immer noch den Markt in Österreich entsprechend aufzubereiten und Entscheidungsträger vom Potenzial der Energiequelle zu überzeugen. 

    Abwasser als erneuerbarer Energieträger hat ein riesiges Potenzial zum erneuerbaren Heizen und Kühlen von Gebäuden in Österreich und darüber hinaus. Die Forcierung dieser Technologie auf Bundes- und Länderebene sowie Dotierung zusätzlicher Fördermittel ist ein wichtiger Schritt für eine erfolgreiche "Wärme- und Kältewende" und die Erreichung der Klimaziele!

    Weitere wichtige Maßnahmen sind:
    – Erstellung von Energie- bzw. Wärmelandkarten in Städten/Gemeinden zur Darstellung der künftigen sinnvollen Einsatzbereiche von erneuerbaren Energiequellen, wie Wärme aus Abwasser
    – Bei neuen Bauprojekten bzw. Sanierungsprojekten im städtischen Bereich müsste verbindlich geprüft werden, ob der Einsatz von Energie aus Abwasser für das Heizen sowie Kühlen von Gebäuden möglich ist
    – Berücksichtigung auch in der künftigen Raumplanung (neue Quartiersentwicklungen bzw. Gebäude in der Nähe von Abwärmenutzungspotenzial)
    – Aufbau einer umfangreichen bundesweiten Förderschiene für die Wärmetauscher- und Wärmepumpentechnologie zur Nutzung von Abwasserenergie beim Heizen und Kühlen von Gebäuden, zur Einleitung in Fern- und Nahwärmesysteme bzw. -kältesysteme sowie zur Warmwasseraufbereitung

    Haben Sie sich am Beginn Ihres Projektes an einem anderen Modellprojekt orientiert?

    Ja. Die Rabmer Gruppe ist ein Familienunternehmen in 2. Generation und beschäftigt sich neben regionalen Bautätigkeiten seit über 30 Jahren mit innovativen Umwelttechnologien in den Bereichen Wasser, Abwasser und erneuerbare Energien und legt einen großen Wert auf nachhaltige Lösungen, bei denen nicht nur die Auftraggeber, sondern auch die Umwelt profitieren.

    Die steigende Notwendigkeit den Einsatz erneuerbarer Energieträger zu erhöhen, gepaart mit unseren langjährigen Bemühungen im Umwelttechnologiebereich, ergab für uns die grundlegende Motivation die Energiegewinnung aus Abwasser zu forcieren.

    Durch den Einsatz von 'Energie aus Abwasser' als erneuerbare und regionale Energiequelle und die dadurch einhergehende Substituierung CO2-kritischer Energieträger für die Gebäudeheizung und -kühlung, können wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

    Die Rabmer Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Potenzial der Abwasserenergie den Entscheidungsträgern und Akteuren auf gewerblicher, kommunaler und politischer Ebene bewusst zu machen, mit dem Ziel, die energetische Nutzung von kommunalem und gewerblichem Abwasser zu steigern und damit den Einsatz von fossilen Energieträgern und damit zusammenhängende CO2-Emissionen zu reduzieren.

    Dieses Ziel ist im Sinne des Klima- und Umweltschutzes und schafft darüber hinaus einen wirtschaftlichen Mehrwert für uns als Unternehmen. Wir sind vom Potenzial der Abwasserenergie überzeugt und treiben deshalb national und international deren Anwendung und damit die Energiewende voran. Gerade die aktuelle Krise mit den enorm steigenden Energiekosten und der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zeigt, dass dies auch ein enorm wichtiger Schritt zur Energieautarkie ist.

    Als Rohrtechnikspezialist haben wir in den 1990er Jahren die grabungsfreie Rohrsanierung in Österreich etabliert und dann mit Gesamtlösungen weltweit exportiert. Wir verfolgen nun eine ähnliche Vorgehensweise nun bei diesem Projekt mit Energie aus Abwasser.

    Ist Ihr Projekt bereits in anderen Regionen nachgemacht worden? Wenn ja, an welchem Standort?

    Ja. Energie aus Abwasser wird grundsätzlich auch bereits in anderen Regionen (z.B. Deutschland) eingesetzt. Wir bieten aber Komplettlösungen zur Nutzung und können den Einsatz von Energie aus Abwasser, durch die Kombination von unterschiedlichsten innovativen Technologien, effizient und wirtschaftlich gestalten.

    Wir sind ein Spezialist auf diesem Gebiet und bieten alles aus einer Hand von der Potenzialanalyse bis zur Umsetzung des Projektes.

    Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte? Wenn ja, welche Voraussetzungen sollten dafür erfüllt sein?

    Ja, auch im Ausland. Grundsätzlich kann überall da wo ausreichend Abwasser fließt, dieses zum Heizen und Kühlen genutzt werden.

    Wesentliche Voraussetzungen an das Abwasser für den wirtschaftlichen Betrieb sind:
    – Mind. 10l/s Durchflussmenge Abwasser im Kanal
    – Mindesttemperatur Kanalabwasser von 10°C